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"Luanda Leaks": Die reichste Frau Afrikas und ihre fragwürdigen Deals

"Luanda Leaks": Die reichste Frau Afrikas und ihre fragwürdigen Deals | Bild: picture alliance / Valery Sharifulin

In Luanda, Hauptstadt von Angola im südlichen Afrika, fließt das Bier. Es wird das erste Oktoberfest des Landes gefeiert, nur die Blasmusik fehlt. Die Firma, die das Fest veranstaltet, heißt Sodiba. Ihr Luandina-Bier wird in Angola gebraut – mit deutscher Technik. Auf Instagram präsentiert die Besitzerin stolz ihre Biermarke. Es ist Isabel Dos Santos, die reichste Frau Afrikas: Milliardärin, befreundet mit Prominenten wie den Kardashians oder Harvey Weinstein. Dos Santos ist die Tochter von José Eduardo. Er war bis 2017 Präsident von Angola – 38 Jahre.

Hilfe aus Deutschland

Dos Santos inszeniert sich als Selfmade-Unternehmerin – auch in ihren Werbevideos. Stolz präsentiert sie darin auch ihre Bierfirma. An deren Beispiel kann man aber sehen, wie sie offenbar ihren mächtigen Vater nutzte, um ihre Geschäfte anzukurbeln. Per Präsidialdekret genehmigte der damalige Präsident seiner Tochter das Investment. Seine Regierung gewährte ihr zudem Steuervergünstigungen. Der Präsident nutzte also seine Macht, um das Projekt seiner Tochter zu unterstützen. Hilfe kam dabei aus Deutschland: Die Brauereianlage selbst kostete 50 Millionen Euro, geliefert von der deutschen Krones AG aus der Oberpfalz.Und: Der Kredit für den Brauereikauf wurde 2015 von der deutschen KFW Ipex-Bank bereitgestellt.

In Angola, wo Reichtum und Armut sehr nah beieinander liegen, hat die Familie Dos Santos über Jahrzehnte ihr Vermögen offenbar mit fragwürdigen Deals aufgebaut. Aber: Vetternwirtschaft auch mit deutscher Beteiligung? Krones sagt, man habe nicht gewusst, dass die Präsidententochter Besitzerin der Firma war. Allerdings wäre diese Information im angolanischen Bundesanzeiger auch vor Vertragsabschluss einsehbar gewesen. Die KfW Ipex sagt, dass sie dies nicht habe überprüfen müssen. Ihr Vertragspartner sei eine angolanische Bank. Man gehe davon aus, dass diese ihre Compliance-Regeln eingehalten habe.

Per Skype erreichen wir Mario Delicio in Südafrika. Der Deutsch-Italiener hat für Krones das Geschäft mit Sodiba eingefädelt. Generell sei es nie von Nachteil, mit der Elite zusammenzuarbeiten: „Wenn in irgendwelchen Projekten Leute mit Einfluss dahinterstehen, dann ist das eigentlich grundsätzlich etwas Positives. (...) Es ist halt wirklich so, dass man es absolut übertrieben hat. Und was da die Familie Dos Santos gemacht hat, das ist ja Daylight Robbery par excellence sozusagen. Man hat ja da Hunderte von Firmen plötzlich da gegründet und alle möglichen Industrien angezapft.“

#LuandaLeaks deckt auf

Wie sehr es Isabel Dos Santos und ihr Umfeld in Angola übertrieben haben sollen, zeigen nun über 700.000 Dokumente aus dem Inneren ihrer mehr als 400 Firmen, 100 davon in Steueroasen wie Mauritius oder Malta. Die #LuandaLeaks wurden mit dem Investigativ-Verbund ICIJ geteilt, an dem auch WDR, NDR und Süddeutsche Zeitung beteiligt sind. Eine extreme Geschichte: Vor allem Öl machte die angolanische Elite in den vergangenen Jahren reich. So setzte ihr Vater Dos Santos als Chefin der staatlichen Ölgesellschaft Sonangol ein. Allein an ihrem letzten Arbeitstag wurden dort 38 Millionen Dollar auf Konten in Dubai überwiesen. Die Konten gehören engen Vertrauten von ihr. Dos Santos selbst sagt auf Anfrage, dass es sich um legitime Berater-Honorare handle.

Auch über die Verbindung zwischen Dos Santos und der deutschen KfW Ipex finden sich Details in den Unterlagen. Wenn die Bank nicht prüfte, wem die Bierfirma gehörte, wieso gab es dann direkten Kontakt? Denn hier schreibt Präsidententochter Dos Santos selbst an die Bank. Die KfW-Ipex äußert sich dazu nicht.

Konten eingefroren

In all ihren Geschäften fühlte sich Dos Santos offenbar sicher – ihr Vater schützte sie. Doch nach 38 Jahren musste der Präsident die Macht abgeben. Und die angolanische Justiz interessierte sich plötzlich für die Unternehmungen seiner Tochter. Der Generalstaatsanwalt Pitta Grós ist von ihrer Schuld überzeugt: "Wir haben in Verbindung mit ihr einige Angelegenheiten gefunden, die man in der Tat kriminell nennen könnte."

Im Dezember 2019 lässt ein Richter die Konten von Dos Santos einfrieren und ihr Vermögen in Angola beschlagnahmen Sie, ihr Ehemann und ein Vertrauter schuldeten dem Staat mehr als eine Milliarde Dollar.

Dos Santos: "Falsche Unterstellungen"

Kurz vor unserer Veröffentlichung äußert sich Isabel Dos Santos und gibt den Kollegen der BBC in London ein Interview. Was hält sie selbst von den Vorwürfen? "Nun, das sind falsche Unterstellungen. Es gibt einen orchestrierten Angriff der jetzigen Regierung, der vollständig politisch motiviert ist. Er entbehrt jeder Grundlage. Ich kann sagen: Meine Beteiligungen sind wirtschaftlich, es gibt keine Gewinne aus Verträgen oder öffentlichen Verträgen oder Geld, das aus anderen Quellen stammt."

Teil der Beschlagnahmungsmasse: Auch die Bierfirma Sodiba. Sollte Dos Santos verurteilt werden, wird das die Situation für die deutschen Beteiligten sicherlich nicht einfacher machen.

Autor: Andreas Spinrath (WDR)

Stand: 23.01.2020 17:32 Uhr

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