Dreharbeiten in China
Ariane Reimers aus dem ARD-Studio Peking berichtet, wie die Dreharbeiten zum Beitrag "Traditionskitsch statt historischer Mauern" verliefen. Geduld ist schon mal eine Eigenschaft, die man mitbringen sollte ...
Sobald in China Behörden und staatliche Stellen in Drehs involviert sind, wird es kompliziert … Es ist einfach, den Kontakt zum Beijing Cultural Heritage Protection Centre herzustellen – eine NGO (non-governmental organization, eine Nichtregierungsorganisation), die sich für den Erhalt des alten Peking einsetzt.
Es ist auch einfach, mit dem Vertreter dieser NGO durch die Stadtteile Pekings zu streifen. Es ist auch einfach, mit den Bewohnern über ihre Sorgen zu sprechen. Die Probleme beginnen mit den Sehenswürdigkeiten.
Der Glockenturm und Trommelturm von außen? Nur von der Seite zu filmen, nicht von der Mitte der Straße. Warum? Darum. Qianmen – das renovierte Viertel südlich des Tiananmen-Platzes? Dafür braucht man eine Sondergenehmigung. Warum? Weil es ein wichtiger Ort Pekings ist. Warum? Weil es Teil der Nord-Süd-Achse Pekings ist, auf der der Kaiser damals von der Verbotenen Stadt zum Himmelstempel geschritten ist, um dort das Ernteopfer darzubringen. Aha.
Die Sondergenehmigung ist in einem mehrstöckigen Regierungsgebäude zu beantragen, dessen Aufgabe es ist, das renovierte Qianmen-Viertel zu verwalten. Dutzende junge Regierungsmitarbeiter langweilen sich dort vor ihren Computern, ersteigern Waren auf taobao (das chin. Ebay), planen ihren nächsten Urlaub, chatten – und erschrecken sich, als ich komme.
Eine Genehmigung – jetzt? Sehr kompliziert, ich bräuchte ja einen Grund. Den habe ich, trage ihn vor und bitte um das Ausfüllen des Formulars. Jetzt gleich? Ja, jetzt gleich. Es klappt dann tatsächlich. Leider benötigt die Genehmigung drei Unterschriften und drei rote Stempel … Die sind natürlich nicht so leicht zu bekommen.
Ich sollte vielleicht hinzufügen, dass man in China – wie übrigens in Deutschland auch – auf öffentlichen Straßen und Plätzen eigentlich ohne Genehmigung drehen kann. Im Prinzip. Wenn nicht zufällig doch ein Sonderantrag benötigt wird. Ein Interview mit einem Stadtplaner in Peking oder der Lokalregierung ist aber leider nicht drin. Schade.
Um die Regierungsseite irgendwie doch darstellen zu können, müssen wir ausweichen – nach Datong, einer Stadt 350 km von Peking entfernt. Hier entsteht seit fünf Jahren eine Altstadt komplett neu. Leider wollen die städtischen Behörden uns auch hier zunächst nicht empfangen und ihre Baustelle zeigen – ein Gespräch mit der Pressestelle der Provinzregierung brachte ebenfalls kein positives Ergebnis.
Wir haben die Reise dann trotzdem geplant und uns auf den Weg gemacht. Im Auto morgens um 8 Uhr schließlich der Durchbruch – die Regierungsstelle, die für die inhaltliche Beratung des Projekts zuständig ist, hat sich bereit erklärt, uns zu begleiten und sogar für ein Interview zur Verfügung zu stehen. Ein seltener Glücksfall.
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