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Frankreich: EM – Wie vertrauenswürdig sind die privaten Sicherheitsdienste?

EM Wie vertrauenswürdig sind private Sicherheitsdienste? | Bild: NDR

Kaum wiederzuerkennen ist der Champ-de-Mars, der große Parkstreifen unterhalb des Eiffelturms. Dort, wo die Pariser spazieren gehen und die Kinder Ball spielen, werden zurzeit schwere Zäune in mehreren Reihen hintereinander gesetzt. Tagein und tagaus verbinden Bauarbeiter mit extra stabilen Metallklammern die einzelnen Elemente der Sicherheitssperren. Rund 20 Kilometer Zaun begrenzen am Ende das größte Fan-Areal aller EM-Städte. 90.000 Besucher sollen kontrolliert und gecheckt werden, bevor sie dann mit einem hoffentlich sicheren Gefühl innerhalb der Umzäunung die EM-Spiele schauen können. Schon jetzt beim Aufbau überall präsent: Polizisten, vor allem aber auch private Sicherheitsleute.

"Wir können heute sagen, dass die Fan-Zone einer der am besten gesicherten Orte in ganz Frankreich sein wird, mit Sicherheitsmaßnahmen, die der Innenminister und das Polizeipräsidium organisiert haben. Bevor man die Fan-Zone überhaupt betreten darf, gibt es ein zweizügiges System, durch das man gelangen muss, um die Fan-Zone zu betreten und dort zu feiern", erklärt Karim Herida, Projektleiter "Euro 2016" in Paris.

Private Sicherheitsfirmen stellen bis zu 30.000 Mitarbeiter

Public-Viewing-Platz in Paris
Public Viewing am Eiffelturm während der Fußball-EM. | Bild: NDR

Besonders in den Fan-Zonen spielen private Sicherheitsfirmen eine zentrale Rolle. Sie müssen an manchen Spieltagen bis zu 30.000 Mitarbeiter stellen – so viele wie noch nie. und viel mehr als sie normalerweise beschäftigen. Neben den Fan-Zonen sind sie auch verantwortlich für die Eingangskontrollen an den EM-Stadien. Jeder soll durchsucht werden. Nichts Gefährliches darf rein. Ohne die privaten Firmen würde das Euro-Sicherheitskonzept scheitern.

In Lyon sitzt eine von ihnen: Abscisse Sécurité. Das Sicherheitsunternehmen hat normalerweise 1.500 Mitarbeiter. Für die EM werden zusätzlich 250 mit Zeitverträgen beschäftigt. Endlose Anfragen, Telefonate und Verhandlungen haben wir geführt, bis uns überhaupt eine Sicherheitsfirma zugesagt hat. Filmen dürften wir zwar, sagt der Direktor, aber wir könnten nicht mit den neuen Mitarbeitern für die EM drehen. Stolz demonstriert er stattdessen sein Lieblings-Spielzeug, seine neueste Errungenschaft: ein Handschuh.

"Das ist ein Prototyp, mit dem wir Besucher checken können. In diesen Handschuhen sind Metalldetektoren eingebaut. So kontrollieren wir auf diskretere Art und Weise, ohne den Körper anzufassen. Also man zieht diesen Handschuh an, da drin sind die Taster. Und jedes Mal, wenn irgendwo Metall erkannt wird, vibriert es", erklärt Ralph Bonan, Geschäftsführer von Abscisse Sécurité.

"Wir wählen Leute aus, die eine gute Präsenz haben"

Ralph Bonan, Geschäftsführer von Abscisse Sécurité
Ralph Bonan, Geschäftsführer von Abscisse Sécurité, war bereit ein Interview zu geben. | Bild: NDR

Zur Mitarbeiter-Ausbildung möchte er sich nicht so gerne äußern. Das sei ja zunächst Sache des Staates: "Also jeder braucht erstmal diese berühmte Karte, die der Staat ausstellt, und die jemandem erlaubt, im Sicherheitsbereich zu arbeiten. Jeder, der so eine Karte hat, darf sich bei uns bewerben. Wir wählen Leute aus, die eine gute Präsenz haben, und die Zeit haben, denn wir können keine Mitarbeiter brauchen, die sagen: 'Ich kann nur von dann bis dann arbeiten.' Dann gibt es noch einen kleinen Schreib- und Lese-Test, weil in Frankreich vorgeschrieben ist, dass Sicherheitsleute lesen und schreiben können, damit sie Protokolle machen können, wenn etwas passiert. Also das sind die Dinge, die wir zusätzlich zu der Karte voraussetzen."

Und körperlich fit sollen die Mitarbeiter natürlich auch sein. Ralph Bonan zeigt uns zum Beweis den Fitness-Bereich gleich nebenan. Da denkt man dann doch irgendwie eher an die Ausbildung zum Türsteher, als an sensiblere Fähigkeiten wie das Aufspüren versteckter Sprengstoffe.

Kontrolle der Ausbildung erst ab 1. Juli

 Jean-Paul Celet, Direktor der Kontrollbehörde für Sicherheit (CNAPS)
"Für die Sicherheitsfirmen gibt es anerkannte Grundausbildungen", sagt Jean-Paul Celet, Direktor der Kontrollbehörde für Sicherheit (CNAPS). | Bild: NDR

Sicherheitslücke private Dienste? Wer kontrolliert eigentlich deren Ausbildung? Zuständig dafür ist die staatliche Kontrollbehörde für private Sicherheitsunternehmen in Paris. "Für die Sicherheitsfirmen gibt es anerkannte Grundausbildungen, aber es gibt leider noch keine Kontrolle dieser Ausbildung – wobei ich Ihnen schon sagen kann, dass es da wohl einige Missbräuche gibt. Aber ab dem 1. Juli werden wir uns darum kümmern", erklärt Jean-Paul Celet, Direktor der Kontrollbehörde für Sicherheit (CNAPS).

Ab dem 1. Juli? Da hat die Europameisterschaft längst begonnen. Dann gibt es nur noch sechs Finalrundenspiele. Erst ab dann sollen die privaten Sicherheitsfirmen kontrolliert werden? So ganz stimmig wirkt dieses Sicherheitskonzept für die Europameisterschaft noch nicht.

Autor: Mathias Werth, ARD-Studio Paris

Stand: 12.07.2019 00:14 Uhr

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