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Indonesien: Corona und das Leben im Paradies auf Bali

Indonesien: Corona und das Leben im Paradies auf Bali | Bild: picture alliance / AP Images / Firdia Lisnawati

Kiloweise Seetang ernten – für Gede Putra ist das alles andere als ein Traumjob. Bis März hat er als Tauchlehrer auf Bali gearbeitet. Doch als die Touristen abgereist waren, blieb dem 43-Jährigen nichts anderes übrig, als wieder Seetang anzubauen: "Unser ganzes Leben hat sich drastisch verändert. Mit Tourismus kann man viel leichter sein Brot verdienen. Mit Seetang kannst du gerade so überleben. Und wenn du Schulden hast, kannst du die jetzt höchstens alle zwei bis drei Monate mal bedienen."

Seetang ernten statt Tauchlehrer-Job

Ein Mann erntet Seetang.
Tauchlehrer Gede Putra muss Seetang ernten. | Bild: NDR

Maximal die Hälfte seines früheren Einkommens verdient Gede jetzt. Und das auch nur in guten Monaten. So wie ihm geht es Zehntausenden Balinesen. Statt in der zuletzt boomenden Tourismusindustrie zu arbeiten, müssen sie sich nun wieder in der Landwirtschaft durchschlagen. "Das kostet viel Kraft. Frühmorgens geht es noch, wenn es nicht zu heiß ist, aber wenn ich so fünf bis zehn Mal mit dem Boot raus muss und den schweren Seetang trage, dann zerrt das so an den Kräften. Während du im Tourismus ein schön gekühltes Hotel betrittst. Das ist viel einfacher", sagt Gede.

Irgendwie durch die Krise kommen — das ist adie Strategie von Gedes Familie. Sie beten dafür, dass die Pandemie bald vorbei ist. Gede will endlich wieder als Tauchlehrer arbeiten. Seine Frau aber wird definitiv nebenbei weiter Seetang anbauen. Das steht jetzt schon fest. "Mit dem guten Gehalt aus dem Tourismus haben wir vorher wohl auch ein bisschen über unsere Verhältnisse gelebt. Jetzt müssen wir lernen uns sehr einzuschränken. Wenn Covid irgendwann vorbei ist, müssen wir das als Lehre im Hinterkopf behalten", sagt Gede.

Social-Media-Management von Bali aus

Ein paar badete in einem Pool, die Wasseroberfläche ist mit Rosenblättern bedeckt.
Reise-Influencer posten das Paradies. | Bild: NDR

Vivian und Johannes dagegen fällt das Lächeln bei einem Fotoshooting für die sozialen Medien nicht schwer. Als Reise-Influencer ziehen sie seit drei Jahren um die Welt: Sie verdienen Geld mit Werbung für Tourismusunternehmen. Im Moment ist Bali ihr Zuhause. Ein Business-Visum hat ihnen die Einreise ermöglicht. Jetzt wollen sie bis Mai bleiben. "Dadurch, dass wir keinen Wohnsitz haben, und wir wussten, dass jetzt wieder ein Lockdown kommt, war natürlich die Frage: 'Wo bleiben wir, was machen wir?' Wir müssen natürlich auch arbeiten. Zu fotografieren ist halt nun mal unser Job. Und mit dem Lockdown in Europa geht das halt einfach nicht", sagt Vivian Velle.

Während ihre mehr als 330.000 Follower im Lockdown sitzen, baden Vivian und Johannes in einer Fantasie aus Blüten. Mit ihren Bildern wollen sie relevant bleiben, auch wenn es im Moment schwierig ist, damit Geld zu verdienen. Doch es gilt sich schon jetzt wieder für die Zeit nach der Pandemie in Position zu bringen: "Wir machen auch nebenbei noch Social-Media-Management für andere Firmen aus Europa, für die wir weiterhin arbeiten, und sonst haben wir halt auch noch Ersparnisse von dem vergangenen Jahr, sodass es jetzt hier, auch gerade mit den Lebenshaltungskosten, die doch hier deutlich niedriger sind als in Deutschland, ganz unproblematisch ist", erzählt Johannes Richter.

Viele Digitale Nomaden aus Bali

Eine Frau sitzt mit Sonnenbrille vor Ihrem Laptop.
Etwa 7.000 Ausländer sind nach Beginn der Pandemie auf Bali geblieben. | Bild: NDR

Touristen aus Australien oder Europa dürfen derzeit nicht zum Surfen einreisen. Nach Schätzungen sind aber etwa 7.000 Ausländer nach Beginn der Pandemie auf Bali geblieben. Vor allem digitale Nomaden, so wie die Holländerin Puck Algera, die nur ein Laptop zum Arbeiten brauchen. Kurz vor der Pandemie war sie von Neuseeland nach Bali gezogen. "'Kommt nach Hause. Das ist eure letzte Chance', sagten die Regierungen ihren Landsleuten irgendwann. Da sind sehr viele hier abgereist. Das war vielleicht komisch. Denn plötzlich wurde alles überall ganz leer. Es war auch ein bisschen beängstigend", erinnert sich die Holländerin an den Beginn der Pandemie.

Die Unternehmensberaterin entschied sich zu bleiben. Zunächst wurden die Aufträge knapp, viele Firmen mussten sparen. Doch inzwischen geht es wieder aufwärts, sagt die 44-Jährige. Und ihre Kunden haben plötzlich überhaupt kein Problem mehr damit, wenn sie sich per Video-Konferenz aus Bali meldet. "Ich glaube, dass digitales Arbeiten auch in Zukunft akzeptiert sein wird. Nicht mehr nur der klassische Bürojob von 9.00 bis 17.00 Uhr. Arbeitgeber haben gesehen, dass es funktioniert, auch wenn nicht jeder an seinem festen Arbeitsplatz sitzt. Aber auch die Angestellten werden künftig mehr Freiräume einfordern", sagt Puck Algera.             

Coworking Space im Trend

Auch Büro-Gemeinschaften, also Coworking Spaces wie die von Michael Craig haben wieder aufgemacht. Im Moment kommen viele digitale Nomaden eher aus Jakarta als aus Sydney oder London. Der Australier wirbt daher mit Rundum-Sorglos-Paketen inklusive Business-Visum und Unterkunft. Es gilt durch die nächsten Monaten zu kommen, bis das Reisen wieder einfacher wird. "Eine ganze Zeit gab es nur Ausgaben, Ausgaben, Ausgaben. Deswegen bieten wir jetzt Pakete fürs Arbeiten und Wohnen bei uns an. Das ist erfolgreich. Das hilft uns die Rechnungen zu bezahlen. Wir machen damit gerade keinen Gewinn, aber wir können die Angestellten halten", sagt Craig.

Digitale Nomaden und Einheimische auf Bali – beide träumen sich schon jetzt in ein Leben jenseits der Pandemie. Die Härten aber sind dabei ganz unterschiedlich verteilt.

Autorin: Sandra Ratzow, ARD-Studio Singapur

Stand: 29.11.2020 19:25 Uhr

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