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Afghanistan: Die Versprechen der Taliban

Afghanistan: Die Versprechen der Taliban | Bild: picture alliance / ASSOCIATED PRESS | Rahmat Gul

Alle wollen hier raus. Unbeschreibliches Chaos herrschte gestern erneut an den Eingangstoren des Militärflughafens von Kabul. Seit dem vergangenen Sonntag hatte es 12 Tote gegeben. Gestern starben nach britischen Angaben noch einmal sieben Menschen im Gedränge. Alle waren Zivilisten, so Augenzeugen. Soldaten versuchten den verzweifelten Menschen zu helfen und sie zu beruhigen.
Die USA warnen vor möglichen Attentaten und forderten ihre Bürger auf, nicht zum Flughafen zu kommen. Das tat auch die deutsche Botschaft. Trotzdem harrten die völlig erschöpften Menschen aus.

Evakuierung durch die Bundeswehr

Die Bundeswehr hat zwei Hubschrauber nach Kabul geflogen. Mit ihnen sollen Soldaten außerhalb des Flughafengeländes Deutsche und Afghanen aufnehmen und zu den Militärmaschinen bringen.
Auch wenn die Bundeswehr bisher rund 2100 Menschen gerettet hat, die Evakuierung geht nicht schnell genug. Die USA wollen zum 31. August Afghanistan verlassen. Das Zeitfenster wird kleiner.

Die Taliban patrouillieren in den Straßen der Hauptstadt. Die Kämpfer sind überall präsent. Sie haben Checkpoints eingerichtet und präsentieren sich als die neue Ordnungsmacht.
Seit heute Morgen würden die Taliban am Flughafen selbst für Ordnung sorgen, so verkündeten sie es in den in den sozialen Medien. Wartende sollten sich einreihen. Die Taliban sagen, sie organisierten das jetzt.

Berichte über Massaker

Amnesty International hat inzwischen einen Bericht über ein Massaker vorgelegt. Es sei bei der Einnahme der Provinz Ghazni durch die Taliban im Juli verübt worden. Neun Männer der Hazara-Minderheit wurden erschossen oder zu Tode gefoltert.

Die Taliban haben begonnen die Presse zu kontrollieren: Vor der Tür von Tolo News stehen jetzt ihre Wachleute. Anfang der Woche hatten sie noch Pressefreiheit garantiert, Frauen dürften arbeiten hieß es in dem Interview bei Tolo News, moderiert von einer Frau.

Wie groß die Angst ist, davon berichtet die indische Journalistin Kanika Gupta. Sie kam mit der letzten Zivilmaschine aus Afghanistan raus. Sie recherchierte über das größte Gefängnis in Bagram. Dort hielten die USA Taliban-, Al Quaida- und IS-Kämpfer fest. Die Taliban suchten nach der indischen Journalistin: "Viele Journalistinnen verstecken sich. Viele von ihnen haben ihre Accounts in den sozialen Medien gelöscht und ihre Gesichter von den Plattformen entfernt."

Flucht aus dem Land

Aus Angst wollen immer mehr Afghanen fliehen. 224 Kilometer von Kabul entfernt am Grenzübergang zu Pakistan: Über diese Grenze kam einst Nachschub für die Nato-Truppen. Jetzt weht hier die Taliban-Flagge. Flüchtlinge aus Afghanistan kommen hier nicht durch. Die Taliban kontrollieren die Grenze.

Haseen Ullah hatte auf afghanischer Seite Arbeit. Jetzt ist der Pakistani ohne Einkommen er weiß nicht, kann seine Familie nicht ernähren. Afghanische Flüchtlinge will er hier keine haben: "Ich denke, wenn die Grenze geschlossen bleibt, ist das gut. Wir leben hier unter schlimmen Bedingungen. Und in dieser Situation, wenn noch mehr Flüchtlinge kommen, werden wir nicht in der Lage sein, das zu schaffen."

Pakistan lässt keine Afghanen rein, nur Waren dürfen durch. Beunruhigend ist, was die Fahrer beobachten: Viele Taliban-Kämpfer kommen von pakistanischer Seite über die Grenze nach Afghanistan.

Autoren: Sybille Licht, ARD Neu Delhi

Stand: 22.08.2021 20:35 Uhr

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