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Australien: Mit Kohle zum Klimasünder

Australien: Mit Kohle zum Klimasünder | Bild: picture alliance / robertharding | Julio Etchart

Hayden Lawrie kommt gerade von der Schicht. Seit 12 Jahren arbeitet er in Kohlebergwerken. Früher waren Männer wie er das Sinnbild des stolzen Australiers, das Rückgrat der Nation, doch nun gilt Kohle als Klimakiller. Seine Heimatstadt Singleton im Hunter Valley: Sie lebt im Rhythmus der Züge mit den endlosen Wagons. Alle 15 Minuten rattern 10.000 Tonnen Kohle hier vorbei.

Kohlestadt Singleton

Fast alle Freunde und Bekannte arbeiten auch in den Gruben rund um Singleton. Doch seitdem selbst die Stadtverwaltung in Solarenergie investiert, glaubt er, dass die Tage der Kohle gezählt sind. Auch wenn Australiens Regierung nach wie vor fester Verbündeter der Kohleindustrie ist: "Es ist unausweichlich, dass sich etwas ändert. Wir werden nicht ewig so weitermachen können. Wenn es so weit ist, müssen wir zusehen, dass wir darauf vorbereitet sind, dass wir nicht einfach ohne Jobs dastehen."

Doch Klimakrise hin oder her. Noch boomt die Kohle. Die Kraftwerke im Hunter Valley - unter Volldampf als gäbe es kein Morgen. Das schwarze Gestein - ein Exportschlager. Vor allem Indien und China im Kaufrausch, denn australische Kohle hat einen sehr hohen Brennwert. Die Förderbänder surren. Die Minen erzielen Rekordgewinne.
Nur ein paar Kilometer entfernt liegt die grüne Oase von Farmer Ross Clydesdale. Er hasst Kohle. Als er mit der Farm in Geldnot war, hat auch er mal in den Minen gearbeitet. Doch jetzt macht es ihm Angst, dass die australische Regierung, die Kohleförderung noch anheizt: "Wenn wir vor Jahren angefangen hätten, nach und nach umzurüsten, wären wir jetzt in einer anderen Situation. Australien ist zur Lachnummer der Welt geworden. Auch wenn das viele Leute nicht sagen, sie denken das."

Wohlstand durch Kohle

In Städten wie Singleton aber sind die Minen nach wie vor ein Garant für Wohlstand. Die Kohlefirmen sponsern hier Clubs, Gemeindezentren, Musikfeste.
Zurück bei Hayden: Er baut sich zwischen Kohlemine und Bügelbrett ein zweites Standbein auf. Seit einem halben Jahr entwirft er Käppis mit Aufschriften im Slang der Kohlearbeiter wie "Beiß dich durch" und promotet sie bei TikTok. Haydens Kollegin Jemma macht den Käppi-Test. Auch sie arbeitet in der Mine, hofft aber auf eine Karriere als Sängerin. Bei Social Media promoten sich die beiden gegenseitig. Und haben damit längst einer Zukunft jenseits der Kohle im Blick.

Autorin: Sandra Ratzow, ARD Singapur

Stand: 07.11.2021 22:26 Uhr

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