Mo., 19.03.18 | 04:50 Uhr
Das Erste
Baikalsee: Auf Schlittschuhen zur Stimmabgabe
Da unten wohnt sie – ganz allein, am Ufer des Baikalsees. Die 77-jährige Babaluba. Auf Schlittschuhen hat sie heute auch ihre Stimme abgegeben. So kommt sie am schnellsten voran.
Tagelang keine Menschenseele sehen
Manchmal muss sie Kilometer weit laufen auf der Suche nach ihren Kühen – und das bei minus 20, 30 Grad und heftigem Wind. So bringt sie ihnen täglich etwas Futter, denn viel Gras finden sie im Augenblick nicht. "Ich liebe sie. Washa, lässt Du die andere jetzt mal in Ruhe. Komm meine Kleine. Da sind die anderen 1,2,3,4. Vale, Vale. Kommt mal, kommt mal. Die anderen kommen nicht, die sind zu weit weg", sagt Babaluba.
Die Kühe sind ein bischen wie ihre Kinder. Manchmal sieht sie tagelang keine Menschenseele an den Ufern des grossen Meeres – wie die Russen den Baikalsee auch nennen.
Das Leben ist hart, aber sie will nicht in die Stadt ziehen zu ihren Kindern, obwohl die versuchen, sie zu überreden. Sie sei hier am Baikalsee geboren und wolle hier sterben in dem kleinen Holzhaus, das ihr Mann gebaut hat, auch wenn der Wind durch die Ritzen pfeift.
Die Präsidentschaftswahl wird auch hier verfolgt
Der Fernseher – die wichtigste Verbindung zur Außenwelt – 5000 Kilometer von Moskau entfernt, vor allem jetzt rund um die Wahlen. Das viele Fernsehgucken klaue ihr zwar die Zeit aber sie verfolge genau, wie der Präsident quer durchs Land reise. "Putin ist schon gut, er hat viel gemacht. Aber er ist schon etwas, aber vielleicht schafft er es noch einmal. Aber die Menschen brauchen billige Medizin und eine gute Versorgung. Man sagt zwar die Medizin sei kostenlos, aber das stimmt nicht mehr", erklärt Lyubov Morekhodova.
"Die Schlittschuh, die habe ich seit 1943 – alte Filzstiefel, aber die halten wärmer, als Neue", fügt Lyubov Morekhodova hinzu.
Bericht: Birgit Virnich/ARD Studio Moskau
Stand: 01.08.2019 10:10 Uhr
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