So., 18.07.21 | 19:20 Uhr
Das Erste
Belgien / Niederlande: Hochwasser in Mitteleuropa
Seit drei Tagen patrouillieren sie rund um die Uhr – die Deichwacht in Broekhuizen, nördlich von Venlo. 15 Freiwillige kontrollieren im Schichtbetrieb, ob der Deich die Wassermassen der Maas hält. Die Pumpen laufen auf Hochtouren.
Erst im Dezember ist der Abschnitt fertig geworden. Lagebesprechung mit Deichinspektor Mart Peters – die gute Nachricht am Morgen: Die Pegel sinken. Aber Entspannung sieht anders aus. Deichinspektor Mart Peters: "Wir Niederländer sind ja Deichbauer – wir haben immer geglaubt, dass wir das Wasser leiten, lenken und eingrenzen können, Land gewinnen. Aber jetzt schlägt die Natur zurück – durch den Klimawandel. Wir können nichts dagegen ausrichten, wenn sehr viel Regen in sehr kurzer Zeit fällt."
Eine Seenlandschaft
Die Maas gleicht hier einer Seenplatte. Der Pegel: aktuell dreieinhalb Meter höher als normal – 20 cm höher als beim letzten Jahrhunderthochwasser 1995. Ein Hubschrauber überwacht das Gebiet. Der Fährbetrieb nach Arcen auf der anderen Flussseite ist einstellt. Dort ist der neue Deich noch nicht fertig. Also errichteten Bewohner und Armee gestern eine Barriere aus Sandsäcken, um das Dorf zu schützen. Ein Viertel der Niederlande liegt unterhalb des Meeresspiegels. Große Überlaufflächen wie hier, sollen das Wasser verteilen.
Aber flussaufwärts wo es nicht so viel Platz gibt, sind die Schäden größer. Aufräumen in Valckenburg bei Maastricht: Die Existenz vieler Restaurantbesitzer ist im Eimer, die Verzweiflung groß. Wenigstens gibt es in den Niederlanden keine Toten zu beklagen.
In Belgien sieht das dramatisch anders aus. 27 Tote wurden mittlerweile geborgen. Mehr als 100 Menschen werden noch vermisst. Die Maas und ihre Nebenflüsse müssen bei Lüttich durch enge Täler. Es sind die katastrophalsten Überschwemmungen, die das Land je gesehen hat, beschreibt Belgiens Premierminister, was für viele nicht in Worte zu fassen ist.
Und Hilfe kommt – mehr als 250 Spezialisten aus dem Ausland – unter anderem aus Frankreich, Italien und Österreich, denn das Ausmaß der Schäden ist immer noch nicht überschaubar. Allein hier in Pepinster sind ein Dutzend Häuser eingestürzt.
Autorin: Gudrun Engel, ARD Brüssel
Stand: 18.07.2021 20:36 Uhr
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