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Tunesien: Vor dem Kollaps?

Tunesien: Vor dem Kollaps? | Bild: BR

Ein feiner leerer Strand, strahlend blauer Himmel – was paradiesisch wirkt, ist in Wahrheit ein einziger Alptraum. An Tunesiens Küste verirren sich kaum noch Urlauber – so sieht es derzeit auf der anderen Seite des Mittelmeers aus.

Ein weiteres verlorenes Jahr

Lockerungen und mangelnde Vorsicht haben in Tunesien zu einer weiteren schweren Corona-Welle geführt. Nun herrschen strenge Regeln und Ausgangssperren – verheerend für den so wichtigen Tourismussektor. Dem Land droht ein weiteres verlorenes Jahr.
Wer in die Städte fährt, dem offenbart sich schnell das ganze Ausmaß dieser erneuten Welle. Vor dem größten Hospital von Tunis warten Angehörige verzweifelt auf Nachrichten.
Und so sieht es in der Notaufnahme aus – sie ist hoffnungslos überfüllt. Es fehlt an allem, Medikamenten, Beatmungsgeräten. Patienten müssen auch auf dem Boden untergebracht werden, das Gesundheitssystem steht kurz vor dem Kollaps. 15.000 Tote hat das kleine Tunesien mittlerweile zu beklagen, bei nur elf Millionen Einwohnern. Die Ärzte sind am Limit.

Amira Hechmi sitzt verzweifelt am Bett ihrer Mutter, die an Covid erkrankt ist. Ihr Vater war vor einem Monat am Virus verstorben, nun ist ihre alte Mutter der Krankheit hilflos ausgeliefert. Wie auch anderswo in Afrika fehlt es Tunesien an Impfdosen: "Meine Mutter ist immer noch nicht geimpft, sie ist auch nicht angerufen worden, eine Schande. Wir sind ein sehr schwaches Land in jeder Hinsicht."

Allein in der Not

Es wird zwar geimpft, aber nur langsam. Auf dem Land hilft das Militär. Nur vier Prozent der Bevölkerung haben die vollständige Dosis erhalten. Bei vielen Menschen gibt es Vorbehalte gegen die Spritze. Hinzukommt: die Initiative westlicher Staaten, ärmere Länder mit Impfstoffen zu versorgen, kommt nicht wirklich voran. In Tunesien wird der Mangel verwaltet.
Das spüren sie auch im Krankenhaus von Tunis: Lastwagen füllen ständig den Sauerstofftank des Hospitals. Noch wichtiger aber wäre mehr Impfstoff.
Tunesien hat die höchste Sterblichkeitsrate in Afrika, sagt die Weltgesundheitsorganisation. Das Land, das die Europäer so gerne im Urlaub besuchen, braucht dringend internationale Hilfe.

Autor: Stefan Schaaf, ARD Madrid

Stand: 18.07.2021 20:36 Uhr

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