So., 14.04.24 | 18:30 Uhr
Das Erste
Botswana: 20.000 Elefanten für Deutschland
Mokgweetsi Masisi, der Präsident Botswanas, möchte Deutschland gerne 20.000 Elefanten schenken. Bedingung Nr. 1: die Transportkosten müsste die Bundesrepublik zahlen. Bedingung Nr. 2: die Elefanten müssten in Deutschland in freier Wildbahn leben. "Wir akzeptieren kein Nein", sagte Masisi der Bild-Zeitung. Das Angebot hat einen ernsten Hintergrund: einige europäische Länder wollen den Import von Jagdtrophäen verbieten, darunter auch Deutschland. Doch Botswana hat, nach eigenen Angaben, viel zu viele Elefanten, angeblich 130.000, maximal 70.000 könne man verkraften. Menschen würden von Elefanten angegriffen, Dörfer verwüstet, Ernten vernichtet. Man brauche die Jagd also, so Masisi. In Simbabwe und in Namibia gibt es ähnliche Probleme.
Für Touristen ein Traum – für Einheimische ein Problem
Das ist es, wovon Touristen träumen: Elefanten, fast zum Greifen nahe, vor einer Lodge im Nordosten Botswanas. Für die Touristen ein Glücksfall, für viele Einheimische aber sind die Elefanten mehr als nur ein Ärgernis. Was für die Touristen ein Segen ist, kann für die Menschen in Botswana ein Problem werden. Kabo Obenetse ist ein sogenannter "Game Ranger" in der Lodge. Das heißt, er führt Touristen durch den Park. "Botswana hat zu viele Elefanten. Ich sage bewusst nicht nur, dass es eine ganze Menge Elefanten hat. Nein, es sind zu viele. Seitdem Botswana ein Jagdverbot erlassen hat, das war vor ungefähr 15 Jahren, hat sich die Zahl der Elefanten ständig erhöht."
Elefanten laufen in Botswana frei herum. Das soll auch so bleiben. Aber man solle es doch bitte den Botswanern überlassen, wie sie ihre Bestände regulieren. Man dürfe nicht ganz Afrika über einen Kamm scheren. Eine Wasserstelle, ganz in der Nähe der Lodge. Hier hat Reginah Paulos im Mai vergangenen Jahres ihren Mann verloren. Der Tagelöhner hatte Wasser holen wollen, für die Rinder seines Arbeitgebers, während einer Trockenperiode. Das Wasser ist hier in großer Tiefe, mit dem Rüssel kommen die Tiere da nicht hin. Ein durstiger Elefant hat Reginahs Mann getötet. "Seitdem ich meinen Mann verloren habe, geht es mir schlecht. Oft bekomme ich Herzrasen. Ich vermisse ihn so sehr. Er war es, der für den Unterhalt der ganzen Familie da war. Ohne ihn fühlen wir uns verloren."
Das Dorf Sepako, 200 Einwohner, allesamt arm. Hier lebt Reginah nun, mit ihrer Tochter und ihrem Sohn, der sich jetzt um die Rinder anderer Dorfbewohner kümmert. Eine Kopie des Personalausweises ist das einzige Erinnerungsstück, das ihr geblieben ist. "Wenn die Behörden es nicht schaffen, die Elefanten zu vertreiben, dann soll die Regierung die Elefantenjagd wieder erlauben. Die Elefanten müssen weg, weg von hier, und wenn es nicht anders geht, dann müssen wir sie töten. Ich hasse diese Tiere so sehr."
Streit um Jagdtrophäen
Wie groß das Problem ist, zeigt sich hier: offensichtlich haben die Elefanten den Betondeckel über einem Wasserrohr weggeschoben, um hier trinken zu können. Zu viele Tiere für zu wenig Wasser. Auch die meisten Touristen-Unterkünfte sind in Botswana nicht eingezäunt. Ein Versuch, die wilden Tiere von den Menschen durch Zäune voneinander zu trennen, ist vor ein paar Jahren kläglich gescheitert. Es hatte einfach nicht funktioniert, die Elefanten hatten sich von den Zäunen nicht beirren lassen.
Kleine Erdhügel, in die man Metallspitzen gesteckt hat, damit die Elefanten nicht allzu nah an die Zelte herankommen. In dieser Lodge scheint das Nebeneinander von Mensch und Tier zu funktionieren. Zumindest wird dieser Elefant nicht aggressiv. Ein besonders hartnäckiger Elefant blockiert minutenlang den Zugang zu den Gemeinschafts-Toiletten. Die Touristen aus dem benachbarten Südafrika scheint das nicht groß zu interessieren.
Kabo Obonetse würde es begrüßen, wenn Deutschland Elefanten aufnehmen würde. So könnten die Deutschen am eigenen Leib erfahren, was es bedeutet, Seite an Seite mit wilden Tieren zu leben. Er will, dass die Jagd in Botswana wieder erlaubt wird, und auch, dass die Einfuhr von Jagdtrophäen nicht erschwert wird. "Ich unterstütze das Jagdverbot nicht", sagt Reiseführer Kabo Obonetse. "Egal ob in Botswana, oder anderswo. Auch sollen wir Trophäen nach Europa exportieren dürfen. Es wäre doch für unsere Wirtschaft sehr wichtig, wenn wir jagen dürften. So entstehen Arbeitsplätze! Die Arbeitslosigkeit in Botswana ist sehr hoch."
Forderung nach nachhaltiger Elefantenjagd
Im benachbarten Südafrika, Schäden an den Bäumen, von durchziehenden Elefanten verursacht. Hier ist das gezielte Töten von Elefanten noch erlaubt. Das sogenannte "Culling" wird aber nur noch in seltenen Fällen angewandt. Man weiß um die Wirkung solcher Bilder. Auch Südafrika hat zu viele Elefanten, und ebenso Simbabwe. Man versucht es auch mit Umsiedlungen. Umstritten ist unter Experten, ob man beim Culling ganze Herden töten muss, oder auch nur einzelne Tiere.
Foto-Tourismus dagegen ist harmlos. Der Reiseführer Edwin Chiyaka kommt aus dem benachbarten Simbabwe, arbeitet aber in Botswana. "Elefanten sind Teil der natürlichen Ressourcen dieses Landes hier. Man kann mit Elefanten eine Menge Geld verdienen. Aber die Jagd müsste natürlich nachhaltig sein. Als die Jagd in Botswana noch erlaubt war haben sie das sehr gut gemacht hier. Jagdlizenzen wurden wenige vergeben, jeder Antrag sorgfältig geprüft. Und die Dorfbewohner haben einen Teil der Erlöse erhalten." Die Bundesregierung hat angedeutet, dass über die schärfere Regulierung beim Import von Jagdtrophäen noch lange Zeit nicht entschieden werden wird. Dieser imposante Elefant wird also noch eine ganze Weile auf botswanischem Boden bleiben.
Autor: Richard Klug, ARD-Studio Johannesburg
Stand: 15.04.2024 17:25 Uhr
Kommentare