So., 15.02.15 | 19:30 Uhr
Das Erste
Chile: Osterinsel zwischen Mythos und Alltag
Mysteriöse Zeugen einer Kultur, die beinahe untergegangen wäre. Und für die einige Nachfahren der Rapa Nui, der Ureinwohner, alles geben, um sie weiterleben zu lassen.
Mike ist stolzer Rapa Nui, spezialisiert auf die Herstellung von "sprechendem Holz".
Bildsymbole, wie sie die Vorfahren schon festhielten. Eine Bilderschrift, wie sie sonst im Pazifikraum nicht anzutreffen ist, Rongorongo genannt.
Mike Pate Haoa:
Es gibt viele ungelöste Rätsel auf der Osterinsel. Die Moai gehören dazu: Bestaunt von Touristen, verehrt von den Ureinwohnern.
Ein ganz normales Ritual. Ein Gruß an die Vorfahren, deren Seelen in den Steinfiguren weiterleben, so der Glaube.
Te Pou Huke:
Die Besucherzahlen sind in den letzten Jahren stark angestiegen. Der exotische Ort mitten im Pazifik, fünf Flugstunden von Chile ist gefragt. Der Verkehr habe extrem zugenommen, klagen einige der 6000 Insulaner, gleichzeitig profitieren sie von den Touristen.
Trotzdem merkt man immer wieder, dass es in den Reihen der Rapa Nui eine Unzufriedenheit gibt: Die Rapa Nui sehen sich als Polynesier und nicht als Südamerikaner, sagen sie. Viele fühlen sich diskriminiert und fordern Unabhängigkeit.
Kiki:
Chile hatte die Insel 1888 annektiert, bis 1967 herrschte chilenisches Kriegsrecht, die Menschen durften die Insel nicht verlassen. Chile bestimmt auf Verwaltungsebene, was hier passiert.
Marta Hotu, Gouverneurin Osterinsel:
Vorbereitungen für das Tapati, das wichtigste Fest der Rapa Nui: Zwei Wochen Party und Wettkämpfe - ganz traditionell. Mike gibt den Ton an. Ein Aufleben der polynesischen Vergangenheit.
Mike Pate Haoa:
Wenn die Sonne geht, fängt die Feier an. Die Zeit, in der die Rapa Nui ganz sie selbst sein können. Seit den 1960er Jahren machen sie das so, seitdem sie von Chile als Volk anerkannt wurden und ihnen mehr Rechte zugestanden wurden, ausgerechnet vom damaligen Diktator Augusto Pinochet.
Der zweite Tag des Tapati beginnt. Es ist nicht nur Tanz und Musik. Es geht auch um Handfertigkeiten, Holzschnitzerei, das Herstellen der schönsten Lendenschurze und so weiter. Es sind Wettbewerbe untereinander:14 Tage lang. Es geht um die eigene Identität. Für Mike das wichtigste überhaupt. Auch zuhause. Mit seiner Familie pflegt der talentierte Musiker die Werte der Rapa Nui.
Mike Pate Haoa:
Autor: Michael Stocks, ARD Rio de Janeiro
Stand: 05.03.2015 12:20 Uhr
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