So., 15.02.15 | 19:30 Uhr
Das Erste
Simbabwe: Machtablösung im Haus Mugabe?
Ihre Anführer empfangen die Mitglieder der Regierungspartei in Simbabwe mit Singen. An diesem Tag, wird die Parteiprominenz erwartet.
Und wer hier wichtig ist, zeigt schon der Name der Straße, über die alle schreiten müssen: Dr. Grace Mugabe.
Die First Lady, wortkarg wie immer. Bis vor Kurzem war sie vor allem eines: Die Frau des Präsidenten.
Sie besitzt ausgedehnte Ländereien in einer der fruchtbarsten Regionen des Landes. "Graceland" nennen viele die Großfarm sarkastisch, nach dem Vornamen der First Lady. Einst gehörte das Land weißen Farmern, bis sie vertrieben wurden. Bei der Aufteilung fiel das größte Stück an die Frau des Präsidenten. Den Rest teilen sich 200 Familien. Doch Grace Mugabe will jetzt auch deren Land.
"Vor zwei Tagen kamen sie und rissen einfach unsere Häuser ein. Da hinten der Ziegenstall", erzählt Maitapiwa, "Hier war unsere Küche. Und dort hinten schliefen wir." Sie sollen abhauen, damit die First Lady einen Safari-Park eröffnen kann. Da stören die Häuser und die Menschen.
Maitapiwa Tendai Mazhara:
Sie waren es, die vor 14 Jahren die weißen Farmer vertrieben hatten, als Parteigänger des Präsidenten. Doch jetzt sind sie sauer, sagen über die Präsidentenfamilie, was sonst kaum einer zu sagen wagt.
Ein Mann:
Ihr Unglück ist es, dass sie auf dem Land leben, auf das Grace Mugabe ein Auge geworfen hat. Trotzig stemmt sich Maitapiwa in ihrem notdürftigen Unterschlupf gegen die Vertreibung. Aber die First Lady ist mächtig und nicht dafür bekannt schnell aufzugeben.
Pedzisai Ruhanya, Zimbabwe Democracy Institute:
Das sagt ein ausgewiesener Kritiker. Und was meint er zur Vertreibung der Menschen?
Es gibt nur wenige in Simbabwe, die offen ihre Meinung über Grace Mugabe äußern. Man muss oft zwischen den Zeilen lesen.
Eine Frauengruppe in einem der Vororte Harares. Sie richten sich gegen sexuelle Gewalt, setzen sich für Frauenrechte ein. Parteipolitik spielt ausdrücklich keine Rolle und trotzdem: Weil sie sich versammeln, ist das an sich schon verdächtig.
Primrose Kavhumbura:
Politik in Simbabwe ist ein aggressives, nicht selten auch ein blutiges Geschäft. Und Grace Mugabe mischt seit neustem auch öffentlich mit.
Grace Mugabe: "Diese Leute", wettert sie gegen die Gegner in der eigenen Partei, "sind wie Mistkäfer. Ihr kennt doch Mistkäfer oder?"
Und Mistkäfer zertritt man, soll das wohl heißen. Simbabwer verstehen solche Hinweise.
Grace Mugabe ist jetzt Chefin der Frauenliga, ein weiterer Schritt in Richtung Präsidentenamt. Für die Frauen im Land wird sich dadurch wohl nichts ändern, das wissen sie. Sagen werden sie es aber nicht.
Primrose Kavhumbura:
Wofür Grace Mugabe steht, weiß niemand so genau. Sie tritt selten öffentlich auf. Klar ist aber, sie nutzt Privilegien. Zwei Monate nur brauchte sie für ihre Doktorarbeit; der eigene Mann verlieh ihr daraufhin den Titel.
Kumbirai Chitanda, Wirtschaftsanalyst:
Hier draußen auf dem Land geht es den meisten nicht um die Machtkämpfe in der Hauptstadt. Ihnen geht es ums nackte Überleben. Wer eine Kuh hat, kommt über die Runden. Gerade so.
Edward Dhune, Bauer:
Früher einmal lag der Reichtum des Landes im Tabak. Jetzt kämpfen die Farmer ums Überleben. Die Preise sind im Keller. International ist Simbabwe isoliert, die Wirtschaftspolitik ein Desaster. Das spüren sie auch in der Provinz. Sagen würden sie es aber nicht. Und was halten sie von Grace Mugabe?
Edward Dhune, Bauer:
Da stockt er dann mit der Antwort, wie viele, die wir fragten: "Ein bisschen heikel, das Thema", meint er etwas entschuldigend.
Schon jetzt ist Grace Mugabe mächtig. Sie will wohl ihren über 90-jährigen Gatten beerben und selber Präsidentin von Simbabwe werden. Doch zu solchen Ambitionen wollen sich nicht einmal ihre Parteifreunde äußern.
Autor: Ulli Neuhoff, ARD Johannesburg
Stand: 16.02.2015 09:21 Uhr
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