So., 05.01.14 | 19:20 Uhr
Das Erste
China: Der Aufstieg der Familie "Mustermann"
Zwei Eltern, ein Kind – eine typische chinesische Großstadtfamilie.
Zhao Wenhua ist 50 Jahre alt, sie war Assistentin des Geschäftsführers einer Immobilienfirma Jetzt genießt sie schon ihren Ruhestand. Ihr Mann Chen Bin ist ein Jahr älter und Radiologietechniker an einem Pekinger Krankenhaus. Und die 20-jährige Tochter Beibei studiert Chemie. Der Familie geht es gut, sie gehören zur wachsenden Mittelschicht.
Zhao Wenhua:
Wei Shuqin, die Mutter von Zhao Wenhua, hatte es nicht so leicht: Sie ist 83 Jahre alt, hat vier Kinder groß gezogen. Ihre Generation ging durch japanische Besatzung, Krieg und Maos brutale Kampagnen.
Im Park um die Ecke hält sie sich fit. Wenn ihre Gesundheit es zulässt, macht sie auch bei der Tai Chi-Gruppe mit.
2004 ist Oma Wei in dieses Hochhaus gezogen - und ist glücklich: endlich Zentralheizung, kein Kohleofen mehr. Oma Wei war Textilarbeiterin, heute näht sie immer noch gerne. Sie ist begeistert vom modernen China.
Wei Shuqin:
Auch ihre Kinder. Alle sind erfolgreich im Beruf – und kümmern sich um die Mutter. Ihr zweiter Sohn hat sie vor gut zehn Jahren sogar auf eine Reise nach Europa mitgenommen. Nach ihrem harten Leben ist sie heute zufrieden.
Chen Bin trifft sich zweimal die Woche mit seinen Freunden zum Badminton – seine Art der Entspannung.
Tai Chi, Tischtennis, Federball – Volkssport in China – alles privat verabredet. Sportvereine gibt es nicht.
Heimfahrt im SUV. Vor drei Jahren verwirklichte Chen Bin seinen Traum und kaufte den Hover der chinesischen Autofirma Great Wall.
Materiell sind nicht mehr viele Wünsche offen – das Zwischenmenschliche beginnt wieder wichtiger zu werden.
Chen Bin:
Ihre Wohnung liegt in einer Apartmentanlage am Rand vom Peking – direkt vor der Tür – der Wochenmarkt. Bauern verkaufen Gemüse und Obst aus der Umgebung und vom Großmarkt.
Zhao Wenhua deckt sich mit Grünzeug ein – sie erwartet Gäste. Fleisch kauft sie lieber in einem Supermarkt ihres Vertrauens.
Eingeladen sind befreundete Ehepaare – üblicher ist in China das gemeinsame Essen im Restaurant, aber Zhao Wenhua und Chen Bin finden es so persönlicher. Es gibt auch Pizza, weil die Freunde westliche Gerichte sonst nicht so kennen, sagt Zhao.
Sie zeigen Videos von ihrer letzten Reise nach Yunnan und Osttibet. Drei Wochen waren sie unterwegs – mit dem eigenen Auto.
Zhao Wenhua:
Chen Bin:
Die nächste Tour ist schon in der Planung – und wird beim Essen diskutiert: von Peking in den Westen Tibets. Das Hochland hat es ihnen angetan: Und ein bisschen Abenteuer ist so eine lange Autorreise auch.
Zhao Wenhua:
Tochter Beibei fährt mit der neuen U-Bahnlinie 6 Richtung Uni. In eineinhalb Jahren bekommt Beibei ihren Bachelor in Chemie. Danach möchte sie im Ausland weiterstudieren, ihren Master machen.
Karaoke ist einer ihrer liebsten Freizeitbeschäftigungen – heute mit ein paar Freundinnen. Mehr als drei Jahre hatte Beibei schon einen festen Freund, aber während der ersten Unijahre haben sie sich auseinandergelebt. Umso schöner ist das Singen von der Liebe.
Eine Freundin:
Eine andere Freundin:
Bei Bei:
Die Welt steht ihnen offen – offener als je einer chinesischen Generation. Auch im neuen Jahr. Was sie daraus machen – sie haben es in der Hand.
Autorin: Ariane Reimers, ARD Peking
Stand: 15.04.2014 10:36 Uhr
Kommentare