So., 02.11.14 | 19:20 Uhr
Das Erste
Nigeria: Wie eine Ebola-Ausbreitung verhindert wurde
Dennis Akagha hat Ebola überlebt. Sein Leben sei ihm geblieben, sagt er, aber sonst nicht viel. Er ist jetzt arbeitslos. Sein Chef hat ihm gekündigt, noch während er im Krankenhaus lag. Selbst jetzt will er ihn nicht wieder einstellen, aus Angst, Dennis könnte noch ansteckend sein. Auch viele „Freunde“ gehen nicht mehr ans Telefon.
Das Schlimmste aber sei, dass seine Verlobte es nicht geschafft hat. Sie ist an Ebola gestorben. Justine war 25, hatte gerade ihren ersten Job als Krankenschwester angefangen, ausgerechnet in der Klinik, in die der erste Ebola-Patient eingeliefert wurde. Justine war im zweiten Monat schwanger.
Dennis Akagha:
Im Krankenhaus sollte keiner wissen, dass die neue Schwester in ihrer Probezeit schon schwanger ist. Deshalb hat Dennis seine Freundin mehrere Tage zu Hause gepflegt – ohne fließendes Wasser. "Sie hat sich immer häufiger übergeben", erzählt er. Dann erst sind sie in die Klinik gefahren. Da hatte er sich bereits angesteckt.
Die ganze Wohnung wurde dekontaminiert. Sobald er wieder etwas Energie hat, will Dennis alles neu streichen. Im Moment kann er das gemeinsame Schlafzimmer nicht einmal betreten, zu schmerzhaft sei das.
Dennis Akagha:
In diesem Krankenhaus hat Justine gearbeitet. Sie ist eine von sieben Menschen, die in Nigeria an Ebola gestorben sind, vier von ihnen hier. Dass es nicht mehr waren, liegt auch an diesem Mann: Benjamin Ohiaeari ist eigentlich Gynäkologe. Mit Ebola hatten er und seine Kollegen noch nie, nicht mal im Entferntesten, etwas zu tun.
Doch als im Juli ein Patient aus Liberia bei ihnen eingeliefert wurde, haben sie die richtige Vermutung
Benjamin Ohiaeari, Klinikdirektor:
Und das trotz massivem Druck. Der Patient war Diplomat, wollte das Krankenhaus sofort wieder verlassen. Sogar liberianische Regierungsbeamte haben angerufen, mit Klagen gedroht.
Doch Dr. Ohiaeari blieb standhaft, ließ den Mann nicht gehen und verhinderte so wohl eine Katastrophe in Nigeria.
Zivilcourage, die leider nicht belohnt wird. Seine neuste Investition, eine Frühgeburtenstation: verwaist.
Benjamin Ohiaeari, Klinikdirektor:
Vier seiner Mitarbeiter sind gestorben. So schmerzhaft ihr Tod auch ist, er soll nicht umsonst gewesen. Seitdem wird in Lagos täglich aufgeklärt. Kleine Teams von Freiwilligen gehen durch die Straßen, verteilen Flugblätter und erklären den Menschen, was Ebola überhaupt ist. Auch wenn Nigeria frei von dem tödlichen Virus sein soll, wer weiß, ob es nicht doch wieder auftaucht.
Auch Dennis hat sich heute dem Team angeschlossen, berichtet von seinen Erfahrungen. "Das wichtigste ist, sofort ins Krankenhaus zu gehen, wenn ihr Fieber habt oder euch stark übergeben müsst." beschwört er die Zuhörer.
Die Aktion ist eine von vielen Maßnahme der nigerianischen Regierung. Die hat schnell reagiert, sofort ausländische Experten um Hilfe gebeten und zusätzliche Gelder freigegeben. Damit wurde zusätzliches Personal eingestellt; Personal, das beispielsweise Kontaktpersonen von Infizierten aufgespürt hat.
An Flughäfen wird Fieber gemessen, Verdachtsfälle können in neu aufgestellten Isolierstationen beobachtet und behandelt werde. Nigeria hat gezeigt, dass der Staat funktionieren kann, wenn er will.
Dennis Akagha hat das dringende Bedürfnis zu helfen, sagt er. Als Überlebender ist er jetzt immun gegen diesen Ebola-Stamm. Er möchte sich bei der Weltgesundheitsorganisation bewerben, als freiwilliger Helfer in eines der betroffenen Länder reisen.
Dennis Akagha:
Und das Beste sei, wenn er anderen Menschen Hoffnung schenken könnte.
Autorin: Shafagh Laghai, ARD Nairobi
Stand: 05.01.2015 09:23 Uhr
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