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Nigeria: Wie eine Ebola-Ausbreitung verhindert wurde

Nigeria: Wie eine Ebola-Ausbreitung verhindert wurde | Bild: BR
Dennis Akagha
Dennis Akagha | Bild: Bild: BR

Dennis Akagha hat Ebola überlebt. Sein Leben sei ihm geblieben, sagt er, aber sonst nicht viel. Er ist jetzt arbeitslos. Sein Chef hat ihm gekündigt, noch während er im Krankenhaus lag. Selbst jetzt will er ihn nicht wieder einstellen, aus Angst, Dennis könnte noch ansteckend sein. Auch viele „Freunde“ gehen nicht mehr ans Telefon.

Das Schlimmste aber sei, dass seine Verlobte es nicht geschafft hat. Sie ist an Ebola gestorben. Justine war 25, hatte gerade ihren ersten Job als Krankenschwester angefangen, ausgerechnet in der Klinik, in die der erste Ebola-Patient eingeliefert wurde. Justine war im zweiten Monat schwanger.

Dennis Akagha:

»Ihr war morgens ohnehin oft übel, weil sie schwanger war. Deshalb habe ich keinen Verdacht geschöpft. Die Symptome waren erst mal wie bei einer Erkältung. Wenn ich früher gewusst hätte, dass es Ebola ist, hätte ich sie früher ins Krankenhaus gebracht. Vielleicht hätte sie es dann geschafft. Aber ich wusste es einfach nicht.«

Im Krankenhaus sollte keiner wissen, dass die neue Schwester in ihrer Probezeit schon schwanger ist. Deshalb hat Dennis seine Freundin mehrere Tage zu Hause gepflegt – ohne fließendes Wasser. "Sie hat sich immer häufiger übergeben", erzählt er. Dann erst sind sie in die Klinik gefahren. Da hatte er sich bereits angesteckt.

Die ganze Wohnung wurde dekontaminiert. Sobald er wieder etwas Energie hat, will Dennis alles neu streichen. Im Moment kann er das gemeinsame Schlafzimmer nicht einmal betreten, zu schmerzhaft sei das.

Dennis Akagha:

»Wenn ich hier reingehe, fühle ich ihre Präsenz, als ob sie noch da ist und ich sie nur nicht sehen kann.«

In diesem Krankenhaus hat Justine gearbeitet. Sie ist eine von sieben Menschen, die in Nigeria an Ebola gestorben sind, vier von ihnen hier. Dass es nicht mehr waren, liegt auch an diesem Mann: Benjamin Ohiaeari ist eigentlich Gynäkologe. Mit Ebola hatten er und seine Kollegen noch nie, nicht mal im Entferntesten, etwas zu tun.

Doch als im Juli ein Patient aus Liberia bei ihnen eingeliefert wurde, haben sie die richtige Vermutung

Dr. Benjamin Ohiaeari
Dr. Benjamin Ohiaeari | Bild: Bild: BR

Benjamin Ohiaeari, Klinikdirektor:

»Als wir den Verdacht hatten, dass er Ebola haben könnte, haben wir ihn hier isoliert. Hier ist er bis zum Schluss geblieben. Wir haben ihn sehr früh abgeschottet.«

Und das trotz massivem Druck. Der Patient war Diplomat, wollte das Krankenhaus sofort wieder verlassen. Sogar liberianische Regierungsbeamte haben angerufen, mit Klagen gedroht.

Doch Dr. Ohiaeari blieb standhaft, ließ den Mann nicht gehen und verhinderte so wohl eine Katastrophe in Nigeria.

Zivilcourage, die leider nicht belohnt wird. Seine neuste Investition, eine Frühgeburtenstation: verwaist.

Benjamin Ohiaeari, Klinikdirektor:

»Es wird nicht benutzt, weil wir unter dem Stigma leiden, dem Ebola-Stigma. Unter normalen Umständen habe ich alleine 40 Patienten am Tag behandelt, und jetzt nur noch zwei, wenn’s hoch kommt drei, vier.«

Aufklärung in den Straßen von Lagos
Aufklärung in den Straßen von Lagos | Bild: Bild: BR

Vier seiner Mitarbeiter sind gestorben. So schmerzhaft ihr Tod auch ist, er soll nicht umsonst gewesen. Seitdem wird in Lagos täglich aufgeklärt. Kleine Teams von Freiwilligen gehen durch die Straßen, verteilen Flugblätter und erklären den Menschen, was Ebola überhaupt ist. Auch wenn Nigeria frei von dem tödlichen Virus sein soll, wer weiß, ob es nicht doch wieder auftaucht.

Auch Dennis hat sich heute dem Team angeschlossen, berichtet von seinen Erfahrungen. "Das wichtigste ist, sofort ins Krankenhaus zu gehen, wenn ihr Fieber habt oder euch stark übergeben müsst." beschwört er die Zuhörer.

Die Aktion ist eine von vielen Maßnahme der nigerianischen Regierung. Die hat schnell reagiert, sofort ausländische Experten um Hilfe gebeten und zusätzliche Gelder freigegeben. Damit wurde zusätzliches Personal eingestellt; Personal, das beispielsweise Kontaktpersonen von Infizierten aufgespürt hat.

Sicherheitspersonal am Flughafen
Sicherheitspersonal am Flughafen | Bild: Bild: BR

An Flughäfen wird Fieber gemessen, Verdachtsfälle können in neu aufgestellten Isolierstationen beobachtet und behandelt werde. Nigeria hat gezeigt, dass der Staat funktionieren kann, wenn er will.

Dennis Akagha hat das dringende Bedürfnis zu helfen, sagt er. Als Überlebender ist er jetzt immun gegen diesen Ebola-Stamm. Er möchte sich bei der Weltgesundheitsorganisation bewerben, als freiwilliger Helfer in eines der betroffenen Länder reisen.

Dennis Akagha:

»Es gibt nichts im Leben, was mir noch Angst machen würde. Selbst wenn mir jemand eine Waffe an den Kopf halten würde, es würde mir keine Angst machen. Ich weiß, dass jetzt nur noch das Beste für mich kommen wird.«

Und das Beste sei, wenn er anderen Menschen Hoffnung schenken könnte.

Autorin: Shafagh Laghai, ARD Nairobi

Stand: 05.01.2015 09:23 Uhr

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