So., 07.09.14 | 19:20 Uhr
Das Erste
Oman: Traumziel für arabische Regentouristen
Staubtrocken, lebensfeindlich, glutheiß – so sieht es aus auf der ganzen arabischen Halbinsel aus. Auf der ganzen Halbinsel? Nein! Ein kleiner Landstrich im Sultanat Oman hört nicht auf, der Wüste Widerstand zu leisten.
Je mehr man sich der Küste nähert, desto wolkiger wird es, desto feuchter und - desto grüner!
Oberbayern am Golf – der Monsun macht‘s möglich.
Nahe der Stadt Salalah streifen die Ausläufer des asiatischen Südwestmonsuns die omanische Provinz Dhofar. Die Folge: ein Wetter wie in London – für die Touristen aus den Nachbarländern hat das eine geradezu magische Anziehungskraft.
Adnan Sayed El-Shibli, Regentourist:
Die Quellen sprudeln aus den Berghängen, die Teiche treten über die Ufer und werden zu kleinen Seen. Zwischen Mitte Juni und Mitte September regnet es im Südoman mehr als auf dem Rest der arabischen Halbinsel in Jahren.
Die Golfaraber aus Kuwait, Bahrain, Katar, den Emiraten und Saudi-Arabien können es nicht fassen, dass es in ihrer Nachbarschaft so etwas gibt.
Wer einmal kommt – so berichtet uns Reiseführer Mohammed aus Salalah – der kommt immer wieder: Raus aus der Hitze, rein in den Regen! Hochgefühle im Tiefdruckgebiet.
Abdullah Mohammed, Tourist aus Saudi-Arabien:
Umm Mohammed, Touristin aus Saudi-Arabien:
Es geht noch besser: wem der Nieselregen in den Bergen noch nicht reicht, der kommt zur Küste von Moghseil, 40 Kilometer westlich von Salalah: Bei Flut und hohen Wellen schießt das Meerwasser durch Öffnungen im Fels nach oben wie eine Fontäne. Wasser also nicht nur von oben, sondern auch von unten. Schlechtwettertourismus vom Feinsten!
Reiseführer Mohammed schwimmt auf der Welle der klimatischen Begeisterung schon seit 15 Jahren und ist einer der erfahrensten Kenner der Region. Seine Kundschaft sind Wüstensöhne und -töchter aus der ganzen Golfregion, wo der Sommer gerade unerträglich ist.
Mohammed Saeed, Regen-Reiseführer:
Als Beilage zu drei Monaten Spitzen-Sauwetter gibt’s jedes Jahr ein großes Tanz- und Kulturfestival in Salalah – für die hitzegeplagten Touristen eine unschlagbare Kombination.
Die Provinz Dhofar im Süden des Oman: Heimat des Charif, wie der Monsun hier genannt wird. Kaum eine Frucht, die hier nicht wächst und gedeiht. Der regenreiche Landstrich beliefert eine ganze Region.
Natürlicher Überfluss, wohin man schaut. Die kalte Meeresströmung aus der Antarktis ist so reich an Plankton und damit kleinen Fischen, dass auch die großen Fische genügend Nahrung finden, wie am Fließband aus den Fluten gezogen werden. Artenschutz hin oder her.
Noch einmal ist Mohammed mit den saudischen Touristen einen Tag unterwegs – diesmal geht’s hoch hinauf in die Bergregion. Aus den Dunstschleiern werden dichte Wolken und dann fahren wir in eine undurchdringliche Nebelwand, man sieht die Hand vor Augen nicht.
Der Europäer wendet sich ab mit Grausen, der Golfbewohner schwelgt in meteorologischem Glück. Angesichts des Niederschlags fühlt sich kein Araber niedergeschlagen. Im Gegenteil:
Abdel Rahman, Schlechtwetter-Tourist:
Der Charif, der omanische Monsun, neigt sich dem Ende entgegen. Schon lichten sich die Wolken, schon ist die Wüste wieder auf dem Vormarsch. In spätestens zwei Wochen hat es sich ausgeregnet und die Sonne kommt zurück – furchtbar!
Autor: Thomas Aders, ARD-Kairo
Stand: 08.09.2014 09:35 Uhr
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