So., 15.03.15 | 19:20 Uhr
Das Erste
Südafrika: Die Brautpreis-App
Die Familie des Bräutigams war früh aufgebrochen. Eine Karawane an Geschenken auf dem Kopf und die Kühe für den Brautpreis.
Jetzt bittet der Onkel um Einlass: Kniend preist er die mitgebrachten Geschenke.
Die Familie der Braut begrüßt mit Gesang. So will es die Tradition, und die ist lebendig in der Provinz von KwaZulu-Natal.
Und das ist der Kontrast dazu: Die App, neu zum kostenlosen Herunterladen fürs Smartphone. Mit ihr kann Mann den Brautpreis errechnen: Größe, Gewicht, Alter, aber auch Bildung. Ein paar Angaben und schnell ist die Freundin eingepreist.
Robert hat die App erfunden. Zurzeit ist er deshalb der berühmteste Programmierer in Südafrika.
Robert Matsaneng, App-Erfinder:
Für sie ist das Aushandeln des Brautpreises eine durch und durch ernste Sache. Es geht um viel mehr als um Bezahlung; mit Lobola wachsen zwei Familien zusammen: Über Stunden ziehen sich die Verhandlungen hin. Der Bräutigam muss währenddessen warten. Den Hof darf er erst betreten, wenn alles unter Dach und Fach ist. Ab und zu kommt seine Cousine und berichtet über den Fortgang.
Vusi Tembe, Bräutigam:
Zurück in Johannesburg: Die App im Test: Studentinnen – nicht ganz so verwurzelt in den alten Traditionen.
Das Ergebnis: Niederschmetternd. Drei Kühe, oder umgerechnet 2000 Euro.
Eine Studentin:
"Und dann vergisst du eins“, sagt ihre Freundin: "Du musst auch noch Sex mit ihm haben.“
Die Studentin:
Robert Matsaneng, App-Erfinder:
Die beiden Familien haben sich erst am späten Nachmittag endgültig auf den Brautpreis geeinigt: 12 Kühe und etwas Bargeld. Ein angemessener Preis. Jetzt darf der Bräutigam den Hof der Schwiegereltern betreten.
Qhamukile Ntshangase, Mutter der Braut:
In der Stadt sorgt die App weiter für, sagen wir, Überraschungen: Null Kühe, weil sie ihr Abitur nicht eingegeben hatte.
Philemon Tembe, Onkel des Bräutigams:
Zinhle Zungu, Cousine des Bräutigams:
Eine Kuh haben sie auch geschlachtet. Auch das will die Tradition. Mit dem Blut gilt die Einigung auch vor den Ahnen als besiegelt. Und die Lebenden feiern jetzt die Verbindung zweier Familien.
Robert Matsaneng, App-Erfinder:
Das betonen sie übrigens auch auf dem Land: Es geht nicht darum, eine Frau zu kaufen. Das verbietet die Kultur. Es ist eher eine Art Ablösesumme für das, was die Familie investiert hat.
Autor: Ulli Neuhoff, ARD Johannesburg
Stand: 16.03.2015 00:46 Uhr
Kommentare