So., 14.07.13 | 19:20 Uhr
Das Erste
USA: Sucht auf Rezept
Medikamentenjunkies an der Wall Street
Eine Geschichte über Katy Miller und was das Medikament Adderall aus ihr machte. Adderall ist ein in den USA zugelassenes Medikament, hilft bei krankhafter Konzentrationsschwäche und bei Hyperaktivität.
Heute hat Katy wieder zu sich selbst gefunden. Sie liest und schreibt viel, schläft und isst wieder normal. Das war vor zwei Jahren anders: Da war sie abhängig von Adderall und seiner Wirkung.
Da arbeitete sie dort drüben bei einer angesehenen Anwaltskanzler an der Wallstreet. Die Erwartungen waren groß, 12 Stunden pro Tag die Norm. Sie wollte funktionieren.
Früher waren es Kokain und Speed – heute sind es Medikamente wie Adderall, die als Aufputschdrogen mißbraucht werden. Brad Lamm war früher selber abhängig davon. Heute behandelt er die Abhängigen. Drogensucht, um Leistung zu bringen:
Trader, Broker und Banker nehmen es. Genaue Zahlen gibt es nicht, aber es ist in aller Munde. Und sie schreiben darüber anonym in ihren Blogs:
"Es ist irre, wie effizient ich mit Adderall arbeite."
Und ein zweiter antwortet:
"Mit Addy bin ich noch besser als Warren Buffet."
Und bekommt vom dritten die Antwort:
"Mein Doktor sagt, jeder sollte es nehmen."
"Für meine Freunde von der B-Bank ist Addy Religion." schreibt der vierte.
Und der fünfte warnt: "Ich habe noch nie eine Droge erlebt, die schneller zerstört."
Missbrauch von Adderall – ein Massenphänomen in den USA: 8,2 Millionen Amerikaner nehmen Adderall als Aufputschdroge – hauptsächlich junge Leute. Dies sind offizielle Zahlen der Regierung.
Aber wie kommen so viele Menschen an das Präparat?
Sie machen es wie Kati Miller, sie gehen einfach zum Arzt und lassen es sich verschreiben. Katy kannte Adderall von der Universität. Nun wollte sie es für die Arbeit.
Wir schauen in der Praxis des Psychiaters Dr. Sebastian Zimmermann: Er ist wütend auf seine Kollegen, die Adderall wahllos verschreiben, ohne die Patienten zuvor eingehend untersucht zu haben:
Er hält Adderall für ein sinnvolles Medikamnet, allerdings nur eng begrenzt bei klar indizierten Fällen von ADHS, krankhafter Konzentrationsschwäche.
Katy hat so etwas erlebt. Um vom Adderall loszukommen, musste sie ihren Job aufgeben. Freunde halfen ihr. Es hat Monate gedauert:
Sie veröffentlichte ihre Erfahrungen in der New York Times. Die Resonanz war überwältigend. So wie Katy damals glauben viele ihr Pensum am Arbeitsplatz nur mit Hilfe von Drogen zu schaffen:
Das Mädchen und das Medikament: Für Katy ging die Geschichte gut aus. Aber wie enden die anderen?
Autor: Markus Schmidt / ARD New York
Stand: 15.04.2014 11:10 Uhr
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