Mo., 12.11.18 | 04:50 Uhr
Das Erste
Schnappschuss: Müllproblem Brüssel
Sie stinken, versperren Bürgersteige und Wege: Bergeweise Müllsäcke. Und das in Brüssel, der Hauptstadt Europas, Hauptstadt der glitzernden EU-Fassaden. Brüssel ist ganz schön dreckig, sagt sie, viel Müll liegt auf der Straße. In manchen Vierteln gibt es viele Füchse, die die Säcke auf den Straßen zerreißen und durchwühlen.
"Als Deutsche muss ich das belgische Müllsystem erst mal verstehen. Die Abfallgebühr steckt im Müllsack, die Beutel besorge ich im Supermarkt: Blau für Plastik, gelb für Papier, weiß für Restmüll. Kaufen kann man so viele Säcke, wie man will", erzählt Bettina Scharkus.
Ich bin verabredet mit der Brüsseler Müllabfuhr. Zweimal in der Woche holen Etienne und seine Kollegen die Tüten ab, die man vor die Wohnung an die Straße stellt. Für Mülltonnen fehlt der Platz.
"Es gibt hier kaum Garagen. Die Anwohner wissen nicht, wo sie einen Behälter abstellen sollten. Mülltonnen können auch nicht an der Straße stehen, sonst käme keiner mehr durch und außerdem würden sie die Parkplätze blockieren", so Etienne Cornesse, Stadtverwaltung Brüssel.
Tschekic fährt seit fünfzehn Jahren seinen Müllwagen durch die Stadt. "Wir fahren von Tür zu Tür. Ist doch viel leichter, wenn wir die Mülltüten in den Wagen schmeißen." Von Plastiktonnen hält er gar nichts.
Die Vier geben alles im Kampf gegen die Müllberge. Ein sportlicher Job: Je schneller Tschekic und sein Team die Tour abklappern, desto früher haben sie Feierabend. Der Müll wandert in eine riesige Verbrennungsanlage, erklären sie mir. Nur jeder fünfte Sack wird recycelt.
Endlich darf ich auch mal hinten mitfahren – nur der Geruch ist gewöhnungsbedürftig.
"Denn das ist das Problem: Säcke werden falsch bepackt, oft mit Sondermüll, und dann illegal weggeworfen. Wie dieser große Haufen: Über Nacht ist er plötzlich da. Michel Chanvaux ist so etwas wie ein städtischer Abfall-Detektiv. Er wühlt im Müll, will herausfinden, wer ihn abgeladen hat. Verrät diese Kinderzeichnung den Schmutzfinken? Es könnte ja der Name drauf stehen – doch leider nein. Wer erwischt wird, muss saftige Strafen zahlen", so Bettina Scharkus.
Die Jungs von der Müllabfuhr versuchen jeden Tag aufs Neue, ihre Stadt sauber zu halten. Putzmunter und immer gut drauf. Doch kaum sind sie weg, liegt schon wieder säckeweise Abfall herum.
Autorin: Bettina Scharkus / ARD Studio Brüssel
Stand: 29.08.2019 05:29 Uhr
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