Mo., 18.09.17 | 04:50 Uhr
Das Erste
Schnappschuss – China: Was sind "Zelte der Liebe?"
Auf dem Uni-Campus der Hafenmetropole Tianjin ist alles in Bewegung. Ein neuer Lebensabschnitt beginnt. Einschreiben, die neuen Studenten sind da. Aber sie sind nicht allein gekommen. Die Universität ist vorbereitet.
Sporthalle wird zum Campinhgplatz
In der Sporthalle der Universität stehen Zelte. – Das Lager der Eltern: Bunt und sauber aufgereiht. Die ersten sind am Mittag schon da – geschafft von der langen Reise. Li Gang hat sein Zelt gleich gefunden, Sohn Yuliang wird Chemie studieren, sie kommen aus einer kleinen Stadt. In Tianjin ist alles groß, nur der Schlafplatz nicht. Sie wollen die ersten Uni-Tage gemeinsam erleben.
"Natürlich wollen wir ihn unterstützen. Aber wir wollten uns auch die Universität Tianjin anschauen. Wir haben uns wirklich sehr darauf gefreut," sagt Li Gangs Vater.
Die Universität Tianjin, riesig, modern, diszipliniert: ein paar Wochen Militärausbildung sind in China Teil des Studiums.
Familienausflug mit Matrazenschleppen
Mittendrin 5000 Erstsemester, viele Familien kommen von weit her und waren noch nie in einer so großen Metropole. Familienausflug mit Matratzenschleppen. Die wohlbehütete Generation der ehemaligen Ein-Kind-Politik wird noch einmal von den Eltern umsorgt. Die kommen ganz schön ins Schwitzen.
Es geht weiter, zum Einräumen. Alle Studenten leben im Wohnheim auf dem Campus, Vier-Bett-Zimmer. Unten lernen, oben schlafen, Mama macht sauber, zum letzten Mal. Aber Mitschlafen können die Eltern hier nicht. Die Uni stellt daher 700 Zelte auf, kostenlos. Und es werden jedes Jahr mehr.
Tian Ailin von der Universität Tianjin: "Die Kinder sind heute unabhängig genug und könnten auch problemlos alleine kommen und sich einschreiben. Aber viele Eltern wollen gerne dabei sein, um die Atmosphäre in der Universität zu erleben."
Hotels sind ausgebucht
Die Hotels in der Umgebung sind alle ausgebucht. Und die Zelte haben noch einen Vorteil: Die Eltern sind ihren Kindern noch einmal für ein paar Tage ganz nah.
Li Gang probiert es aus – Bettzeug kommt noch. Es ist gar nicht so eng. Seine Frau hat ein eigenes Zelt. Die Nachbarn gucken noch skeptisch. Doch Herr Li findet, es sei warm und gemütlich, er fühle sich schon fast wie zu Hause.
Autor: Mario Schmidt/ARD Studio Peking
Stand: 20.07.2019 19:45 Uhr
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