Mo., 13.02.17 | 04:50 Uhr
Das Erste
China: Showdown mit Donald Trump
Ein Testgelände für Roboterrasenmäher. Das Unternehmen Positec ist ein Global Player für Gartengeräte und Elektrowerkzeuge. Solche Arbeitsplätze will Donald Trump nach Amerika holen, und einige bekommt er vielleicht von Don Gao. Der chinesische Unternehmer rechnet alles durch. Sollten die USA Ernst machen mit hohen Zöllen auf chinesische Waren, könnte er einen Teil der Produktion ins Ausland verlagern. Aber wohin? Vor Trump wäre er nirgendwo sicher – außer in Amerika.
Für das Unternehmen ist Amerika der größte Markt. Kurzfristig, glaubt Don Gao, werde Trump mit seiner Abschottungspolitik vielleicht Erfolg haben und Arbeitsplätze ins Land holen, aber langfristig könnten sich die USA damit auch erheblich selber schaden.
"Ich kann mir nicht vorstellen, dass jemand, der hohe Zölle erhebt und kurzfristig damit seine Industrien schützt, langfristig wettbewerbsfähig bleibt, auf keinen Fall. China selbst hat das doch gezeigt: Als es noch abgeschottet war, war es so schwach und abgehängt."
Chinas größter Exportmarkt
Nicht weit entfernt. Die Skyline von Shanghai symbolisiert den Aufstieg des Landes zur Wirtschaftsmacht. Der gelang auch so schnell, weil die Amerikaner so viel kaufen, es ist Chinas größter Exportmarkt. 2015 gingen Waren im Wert von 484 Milliarden US-Dollar in die USA, umgekehrt lieferte Amerika für 116 Milliarden US-Dollar. Dieses Handelsdefizit wurmt Trump.
Konsum auf Pump, die USA sind bei China auch noch hoch verschuldet. Peking hält amerikanische Staatsanleihen in Höhe von 1,1 Billionen Dollar und ist nach Japan der zweitgrößte Gläubiger der USA. Trump will die Welt verändern, und Analystinnen wie Julia Coym prüfen die neuen Risiken für Unternehmen. Peking kann bei Strafzöllen Vergeltung üben. Es muss ja keine Flugzeuge von Boeing oder Getreide aus Amerika kaufen. Wie du mir, so ich dir – so beginnt ein Handelskrieg.
"Die Trump-Regierung unterschätzt möglicherweise, bis zu welchem Grade China willens und fähig ist, dem geplanten wirtschaftlichen Druck standzuhalten und zu erwidern", meint Julia Coym, Senior Analyst Control Risks.
Der Markt ist riesig, die Gewinne satt
China hat aber ein Problem: Die Wirtschaft wächst so langsam wie seit 25 Jahren nicht mehr. Auch deshalb will es einen Handelskrieg vermeiden. Die Führung wartet ab, was Trump tatsächlich tut, und geht international in die Charmeoffensive: Staatschef Xi Jinping reiste gerade erst mit seiner Frau zum Weltwirtschaftsforum in Davos.
Wenn die USA sich isolieren wollen: China beansprucht ohnehin eine größere Führungsrolle in der Welt. Der Kommunist Xi wirbt für Freihandel: "Protektionismus heißt, sich abzuschließen wie in einer Dunkelkammer, wo es möglicherweise weder Wind noch Regen gibt, aber eben auch weder Luft noch Licht. Aus einem Handelskrieg geht niemand als Gewinner hervor."
Zuhause schlägt er auch andere Töne an. In den Propagandanachrichten wird ihm überschwänglich zugejubelt, mal vom Militär, mal sind es die Journalisten. Westliche Märkte ja – westliche Ideologien bekämpft er. Die Medien müssen der Kommunistischen Partei folgen, das Internet ist streng zensiert, alles will er unter Kontrolle haben.
Und dass China schwierig ist, weiß auch Jacob Parker, der die Interessen von US-Konzernen im Land vertritt. Große Bereiche der Wirtschaft bleiben ausländischen Unternehmen verschlossen, stattdessen viele Auflagen, schleppende Reformen. Aber der Markt ist riesig, die Gewinne satt.
"Ich denke, kurz- und mittelfristig erwarten wir eine hartnäckigere Politik, die vermutlich die Spannungen mit der chinesischen Regierung erhöht. Aber langfristig werden alle ein kühlen Kopf bewahren, weil die US-Industrie vom chinesischen Markt in hohem Maße profitiert."
Auch politisch lässt sich China bislang nicht provozieren. In der Straße von Taiwan zeigte es seine Muskeln, als Trump andeutete, sich mehr auf die Seite Taiwans zu stellen. Mittlerweile erkennt er die Ein-China-Politik doch an. Trump hat Peking unterschätzt.
Hoffen auf das Beste
In Suzhou bei Shanghai blickt man auch aus einem anderen Grund kopfschüttelnd nach Washington. Don Gao hat viel Geld in die Energieeffizienz seines Firmensitzes gesteckt. In China nimmt das Umweltbewusstsein zu, und nun zweifelt Trump den Klimawandel an.
"Ich bin wirklich wütend. Jeder in unserem Alter, auch die Amerikaner, geben doch zu, dass es heute wärmer ist als in ihrer Jugend. Da geht doch um die Zukunft der Menschheit, da geht es um unser Leben und das unserer Nachkommen."
Chinesen seien optimistisch sagt, Don Gao, deshalb bereitet er sich bei Trump auf das Schlimmste vor – und hoffe doch auf das Beste.
Autor: Mario Schmidt/ARD Studio Peking
Stand: 13.07.2019 22:20 Uhr
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