Mo., 13.02.17 | 04:50 Uhr
Das Erste
USA: Rodeo-Kids aus Texas
Früh übt sich, wer ein guter Cowboy werden will. Die drei Brüder Ridge, Rowdy und Riggen sind erst acht, zehn und vierzehn Jahre alt. Doch sie sitzen schon fest im Sattel. Pferde reiten sie nur zum Spaß. Hier in Texas reiten echte Cowboys auf Bullen. Aber dazu später. Erstmal erklären die Jungs uns, wie man Cowboy wird.
Ridge Hughes: "Du brauchst einen Hut. Wenn Du keinen Hut trägst, darfst Du gar nicht in die Nähe der Stiere."
Rowdy Hughes: "Man wird nicht als großer Cowboy geboren. Man muss als kleines Kind anfangen, viel üben und viele Bullen reiten."
Riggen Hughes: "Ich bin ruhig, cool und gut sortiert. Es gibt nichts, was mich aus der Ruhe bringt oder mich nervös macht."
Tägliches Rodeo-Training
Nicht nervös zu werden, ist allein beim Anblick des Bullen gar nicht so einfach. Aber die Brüder betrachten gleich eine ganze Herde als ihre Haustiere. Auf der Familienranch trainieren sie fast täglich Rodeo. Am Wochenende steht der nächste Wettkampf an.
Ridge, der Achtjährige, zieht als erster die Sporenstiefel an. In seiner Altersklasse reitet er noch das Kalb namens Betsy. Doch auch mit Betsy ist nicht zu spaßen. Vater Flint, früher selbst erfolgreicher Rodeo-Reiter, bleibt gelassen. Der große Bruder Riggen fordert heute einen besonders wilden Stier namens Blue heraus. 65 Kilo Teenager gegen 1000 Kilo Stier.
Mutter Kellie eilt herbei. Für Notfälle wie diese hat sie extra eine Erste-Hilfe-Ausbildung gemacht. Sie prüft, ob etwas gebrochen ist. Solche Unfälle haben in der Rodeo-Welt schon tödlich geendet. Doch Riggen steht wenig später schon wieder auf den Beinen. "Als Mama erkennst Du am Schrei, ob es wirklich schmerzhaft ist oder ob es nur ein bisschen weh tut. Es gibt verschiedene Stufen eines Schreis. Aber jetzt ist er ok. Soll ich Dir mal auf den Hintern klopfen? Armer Kerl.“
Schulunterricht zu Hause
Der nächste Morgen beginnt aber erstmal mit dem Eid auf die Fahne. Das ist zum Schulbeginn überall in Amerika üblich. Außergewöhnlich ist aber, dass Ridge, Rowdy und Riggen zu Hause unterrichtet werden – von ihrer eigenen Mutter. Und unter genauer Beobachtung von Kälbchen Betsy.
"Die Kinder zu Hause zu unterrichten ermöglicht es uns, zu reisen und an Rodeos teilzunehmen. Wir haben unseren Kalender selbst in der Hand und können unser Leben führen, wie wir es wollen."
Heute stehen die US-Präsidenten auf dem Stundenplan. Mama Kellie zeigt das Bild, die Jungs müssen jeweils einen Fakt aufsagen. Über den neuen Präsidenten Donald Trump weiß der kleine Ridge auch schon etwas: "Donald Trump wird eine Mauer quer durch Amerika bauen. Und er wird Amerika wieder großartig machen."
Beim Essen mit den Großeltern ist der Präsident wieder ein Thema. Donald Trumps Erlass, mit einer Mauer die illegale Einwanderung aus Mexiko zu stoppen, findet die ganze Familie gut. Flint hat einen Maurerbetrieb und sagt, die für Schwarzgeld arbeitenden Mexikaner machten ihm die Preise kaputt.
"Sie arbeiten für einen Bruchteil von dem was man braucht, um hier in den USA zu leben. Dann senden sie das Geld zurück nach Mexiko. Das macht es wirklich hart für Leute wie uns. Wir versuchen hier zu leben, unsere Steuern zu zahlen, aber es ist hart. Wir müssen beim Thema Einwanderung definitiv etwas ändern."
Es geht um Geld und Punkte
Doch am liebsten wird über Rodeo gesprochen. Jede dieser Gürtelschnallen wurde von den Jungs hart erkämpft. Bis zu 150 Dollar Preisgeld gab es jeweils noch dazu. Und das nächste Turnier steht schon vor der Tür. Ein letztes Stoßgebet. Die Brüder bitten Gott, sie vor Verletzungen zu schützen. Dann geht es los.
Zuerst ist die Konkurrenz dran. Beim Rodeo geht es darum, sich acht Sekunden auf dem Bullen zu halten. Wer das schafft, bekommt Punkte. Je größer und wilder das Tier, desto höher die Punktzahl. Wer auf welchem Bullen reitet, wird per Los entschieden.
Ein Junge schafft es nicht – und wird auch noch getreten. Der kleine Cowboy kann seine Schulter nicht mehr richtig bewegen. Tränen statt Triumph. Angesichts dieser Verletzung ist sogar Mama Kellie plötzlich besorgt um ihre Jungs.
"Bist Du bereit zu reiten, Kumpel?" fragt Papa Flint seinen Jüngsten.
"Hmm."
"Dann hol dir das Geld und die Punkte."
Und tatsächlich: Ridge kann sich exakt acht Sekunden halten. Auch sein Bruder Rowdy schafft es auf diesem wilden Stier. Riggen, der älteste, hat allerdings ein großes Problem. Seinem Bullen fehlt der Kampfgeist: "Er hat keinen guten Job gemacht, er hat nicht genug gebuckelt. Aber er war anständig genug, dass ich nicht in der Tabelle zurückgefallen bin."
Mit Punkten in der Tasche und ohne Verletzungen macht sich die Cowboyfamilie auf den Heimweg. Niemals aufgeben. Kämpfen und siegen, das ist ihr American Way of Life.
Autor: Jan Philipp Burgard/ARD Studio Washington
Stand: 13.07.2019 22:20 Uhr
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