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Frankreich: Macron und die Muslime

Frankreich: Macron und die Muslime | Bild: BR

Mit Kopftuch in der Hauptstadt der Mode: Meriem, 27, Französin, Muslima. Sie mag Paris: die Kultur, das Leben, die Herausforderungen. Mit ihrer Freundin Hannaa flaniert sie öfter durch die Straßen der Metropole.

Das Café Plume ist eine elegante Adresse, ein beliebter Treffpunkt. Die beiden jungen Frauen genießen das gediegene Ambiente, sie kommen öfter her. – Allerdings: Die Zeit der Attentate und des Misstrauens ist nicht vergessen. Das wirkt auch hier nach: In der Moschee von Evry bei Paris. Eine der größten Frankreichs, wenn nicht Europas: 5000 Gläubige finden hier Platz. Der Imam predigt auf Arabisch – und Französisch: „Im Islam ist Frieden die Regel. Krieg ist die Ausnahme, um die Regel zu bestätigen.“ Die Botschaft klingt unmissverständlich. Die Männer hier sind Franzosen, Marokkaner, Syrer, Afghanen. Sie beten in dieser Moschee, weil sie die moderate Haltung des Imam schätzen.

Frankreich und der Terrorismus

Nach dem Gebet haben es alle eilig. Der junge Imam hat inzwischen seine Gebetsgewänder abgelegt: „Wir haben hier die zweite, dritte, vierte Generation. Wenn sie nicht hier, in der Moschee, die Religion richtig lernen, dann werden sie sie in den Kellern und Garagen und in den Mülleimern von Facebook und Google suchen.“

2015 erschütterte eine Serie islamistischer Attentate Frankreich – und die halbe Welt. Die meist jungen Täter aus den Banlieues von Paris und Brüssel beriefen sich auf den Islam, tatsächlich waren sie Handlanger des terroristischen IS, des sogenannten islamischen Staates.

Meriem ist das alles noch sehr gegenwärtig. Sie besuchte damals die Universität. Seit drei Monaten ist sie fertig mit dem Studium. Sie hat jetzt ihre eigene Praxis. Sie ist Psychologin. Über die Radikalisierung junger Muslime weiß sie ziemlich gut Bescheid: „Sie glauben, wenn sie etwas Außergewöhnliches tun, werden sie wahrgenommen. Eigentlich sind sie Vergessene, Ausgegrenzte, ohne Chancen auf Bildung. Das kann es aber überall geben, leider.“

Kontrolle über den Islam

Ein Fall für ihn: Hakim El Karoui. Gelehrter und Ex-Bankier. Er genießt den Ruf, das Ohr des Präsidenten zu haben. El Karoui fordert die Neuorganisation des Islam in Frankreich: Kontrolle über die Geldflüsse der Moscheen, Aufsicht über die Imam-Ausbildung – im Gegenzug sollen Moscheen eigene Einnahmequellen für Bildung und Sozialarbeit erhalten: „Die Idee ist: wir brauchen Menschen, Mittel und eine Organisation, die Geld für Bildung und Aufklärung sammelt. Geld gibt es in Frankreich genug, weil es hier viele Muslime gibt. Die konsumieren, sehr spezifische, eigene Dinge, zum Beispiel Halal-Produkte.“

Doch den Konservativen passt das nicht. Sie wollen sich vom Staat in kein Korsett zwängen lassen. Khalid Merroun ist ein gewichtiger Mann in Evry. In seiner Moschee will er sich nichts vorschreiben lassen. Er lehnt jede Kontrolle und Aufsicht strikt ab. Und auch jede finanzielle Zuwendung: „Es heißt: Man will den Moscheen mehr Verantwortung übertragen! Aber die Moscheen verhalten sich bereits verantwortungsvoll. Die Terroristen kamen aus den Bars und aus der Drogenszene, die kamen doch nicht aus den Moscheen!“

Ein Platz in der Gesellschaft

Die Minze ist frisch vom Markt. Abends, nach der Arbeit, treffen sich die Freundinnen zu Hause. Sie kennen sich von der Uni. Alle haben studiert. Sie sind religiös – aber nicht weltfremd. Ihr Konzept gegen die Radikalisierung junger Muslime ist klar: da ist der Staat, nicht die Moschee gefragt. Einen Platz in der Gesellschaft so wie sie – da sind sie sich an diesem Abend alle einig: gebildet, muslimisch, französisch. Integration mit Kopftuch – geht auch.

Autorin: Sabine Rau, ARD Paris

Stand: 11.03.2019 09:13 Uhr

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