So., 30.04.23 | 18:30 Uhr
Grossbritannien: Krönung zwischen Euphorie und Kritik
In wenigen Tagen wird Charles III. zum König gekrönt. Die Vorbereitungen laufen auf Hochtouren. Doch nicht alle Briten sind begeistert. Ein Land zwischen Vorfreude und Monarchie-Verdruss.
Die Krönung: eine Sache der Vergangenheit?
Die Verwandlung nimmt schon Formen an. Hier am Buckingham Palace wird sie starten, die royale Zeremonie aus mittelalterlicher Zeit, die es bis ins heute geschafft hat. Die besten Plätze sind schon fast aufgebaut. Die Meinung über eine pompöse Königs-Krönung ebenso:
"Der Prunk und das Feierliche, das London für ein royales Ereignis anknipsen kann ist wundervoll. Es ist sehr besonders. Charles ist vorhin dort vorbeigefahren. Sofort waren die Kameras draußen. London wird brummen."
"Hoffentlich inspiriert es mehr Menschen unser Land zu besuchen. Das wäre gut für die Wirtschaft."
"Für mich nur Fantasie. Eine Sache der Vergangenheit."
"Ehrlich gesagt, nichts könnte mir egaler sein. Was solls."
Kritiker stören sich an den Kosten der Krönung
Unweit der Prachtstraße ist Clare Rose dabei, den Geist der Krönung in ihren Buchladen zu bringen. Deko sieht man viel in den Schaufenstern der Stadt, zumindest bei denen, die Stolz sind, wenn es um die Monarchie geht. Das war hier bei der letzten Krönung vor 70 Jahren schon so – und hat nie aufgehört. "Ich spüre eine patriotische Stimmung", sagt Buchhändlerin Clare Rose. "Die Medien berichten rauf und runter. Viele wirken aufgeregt. Das erlebt man ja auch nur einmal im Leben. Und hier in London spielt sich alles ab. Das sollte eine spannende Zeit sein."
Der König selbst, dem die Krone noch fehlt, hat den letzten Feinschliff zu erledigen. Die Wächter bekommen für seine Regentschaft eine neue Fahne. Die werden sie nun präsentieren zu feierlichen Anlässen. Zum ersten Mal bei seiner Krönung. Zwischen Gleichmut und Euphorie über das Spektakel mischt sich aber auch Ärger. Kritiker, wie Norman Baker, sind bei Charles lauter unterwegs als noch bei der Queen. Sie stört die Verschwendung von Steuergeld. "Die Krönung wird uns etwa 100 Millionen kosten", meint Monarchie-Kritiker und Buchautor Norman Baker. "Das sollte Charles selbst bezahlen. Wir sollten mit öffentlichem Geld Menschen helfen, die ihre Schul- oder Krankenhausrechnungen nicht bezahlen können. Es ist ein bizarres Event. Kein anderes europäisches Land hat eine Krönung. Wir brauchen sie nicht." Ein Tag der Freude soll die Krönung laut König Charles werden. Nicht für alle wird sie das.
Autor: Sven Lohmann
Stand: 01.05.2023 00:04 Uhr
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