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Haiti: Rätselraten um den Mord an Präsident Jovenel Moise

Menschen vor der US-amerikanischen Botschaft wollen ein Visum zum Verlassen des Landes
Vor der US-Botschaft fordern Menschen ein Visum zum Verlassen des Landes | Bild: IMAGO / Agencia EFE

Der Mord an Präsident Moise: Festnahmen – aber noch viele Fragen offen

Überraschend schnell weist die haitianische Polizei einen Erfolg vor: die ersten beiden mutmaßlichen Attentäter werden abgeführt. Fast alle Mitglieder der Kommandotruppe sind mittlerweile dingfest gemacht. Die meisten stammen offenbar aus Kolumbien. Zumindest das scheint sicher zu sein. Drei von ihnen sind erschossen worden, fünf sind weiter auf der Flucht, die 20 anderen werden stolz von den Polizisten präsentiert. Auf die alles entscheidende Frage, wer hinter dem Attentat steckt, haben die Ermittler aber keine Antwort. Die Männer waren militärisch geschult und zudem hoch gerüstet. Dass die schlecht ausgebildete, extrem unterbesetzte und als korrupt geltende Polizei solche Profis innerhalb weniger Stunden überwältigt hat, fällt vielen Beobachtern schwer zu glauben.

Gefesselte Tatverdächtige sitzen am Boden
DIe Polizei konnte schnell die ersten Verdächtigen festnehmen  | Bild: SWR

Das Rätselraten hat begonnen. Dass eine ausländische Regierung hinter der Ermordung steckt, scheint unwahrscheinlich zu sein, eher stammen die Auftraggeber aus Haiti selbst. Könnte er sich um einen Putsch gehandelt haben? In jedem Fall ist zwischen Interims-Ministerpräsident Claude Joseph und seinem Konkurrenten Ariel Henry ein Machtkampf entbrannt. Selbst die Reichen auf ihren Luxusanwesen hatten sich mit dem äußerst unbeliebten Präsidenten überworfen. Viele halten es für möglich, dass die Oligarchen den Mord in Auftrag gegeben haben.

Kaum Hoffnung auf Verbesserungen in Haiti

Dem Ermordeten werden zudem enge Kontakte zu kriminellen Banden nachgesagt. Hat Moise es mit seiner Korruption zu weit getrieben und hat die Unterwelt sich nun gerächt? Vielleicht haben sich auch schlicht und einfach aufgebrachte Haitianer aus Angst vor einer neuen Diktatur zu dem Mord entschlossen. Das Land verarmt zusehends und die grassierende Gewalt stiehlt den meisten jede Hoffnung auf Verbesserung.

Brennende Barrikaden auf Strasse
Haiti: ein Land, das nicht zur Ruhe kommt | Bild: SWR

Geradezu schamlos soll Präsident Jovenel Moise sich bereichert haben. Seine Frau Martine, die bei dem Überfall ebenfalls verletzt wurde, erinnert sich an das Attentat. "Plötzlich stürmten Söldner in unser Haus", sagt die First Lady Haitis auf Twitter. "Sie haben Kugeln auf meinen Mann abgefeuert. Ich wusste, dass das Ende unseres politischen Lebens gekommen war und dass unser physisches Leben nicht mehr in unseren Händen lag. Meine Kinder und ich haben geweint und geschrien." Ein Mord, der das ohnehin vor dem Abgrund stehende Haiti noch instabiler macht.

Autor: Thomas Aders

Stand: 12.07.2021 09:23 Uhr

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