So., 29.09.24 | 18:30 Uhr
Das Erste
Libanon: Aktuelle Lage
Zwiebel schnippeln für die Bedürftigsten: Freiwillige Helfer in Beirut bereiten Essen vor für Geflüchteten aus dem Südlibanon. All jenen, die vom Krieg am stärksten betroffen sind, wollen sie helfen, hier in der Nation Station. Wenn der Staat versagt, springen sie ein, so ihr Motto. In diesen Tagen kommen die Ehrenamtlichen aber an ihre Grenzen. Josephone Abu Abdo, Nation Station: "Wir bereiten jeden Tag 700 Mahlzeiten vor, dann kommt jemand und sagt: da sind noch 1000 Menschen in Not. Wir sind dazu nicht in der Lage. Wir sind in der Küche voll ausgelastet. Und doch haben wir das Gefühl, wir können nichts tun."
"Raus aus dem Süden!"
Denn täglich kommen mehr und mehr Menschen nach Beirut. Eine Million sind laut libanesischer Regierung im Land auf der Flucht: raus aus dem Süden, weg von der israelischen Grenze, hoch Richtung Norden. Viele stranden auf dem Weg, wissen nicht, wo sie schlafen können.
Auf keine Region im Libanon feuert Israel so viele Raketen wie auf den Süden, dort wo die Hisbollah am stärksten verwurzelt ist. Auch Wohngegenden sind unter Beschuss, laut Israel habe die Hisbollah dort Waffen versteckt. Bei vielen steigt unterdessen der Hass gegen das militärisch übermächtige Israel immer weiter. Vor allem bei Anhängern der Hisbollah. Ali spricht als einer von wenigen vor der Kamera: "Was im Libanon passiert, das ist Sünde. Wir lieben unser Land. Niemand möchte sein eigenes Land zerstört sehen.“
Die Hisbollah zu brechen, das habe Israel in 40 Jahren nie geschafft, sagt er: "Für unseren Widerstand und seine Anhänger verstärkt jede Krise den Willen nur noch mehr. Der Feind versteht das nicht, begreift uns nicht."
Und so feuert die Hisbollah wie seit knapp einem Jahr immer weiter Richtung Nordisrael. Die meisten Raketen werden vom israelischen Luftabwehrsystem abgefangen. Selten wurde so deutlich wie in diesen Tagen, wie militärisch-unterlegen die Hisbollah ist: Täglich Beerdigungen und Trauermärsche für Kommandeure und Kämpfer. Ums Leben kommen aber auch immer wieder Zivilisten, darunter viele Kinder.
Schwere Angriffe auf den Libanon
Es sind die heftigsten israelischen Angriffe auf den Libanon seit Jahrzehnten. Im Visier auch Beirut. Speziell die südlichen Vororte, Wohngebiete, zeitgleich Rückzugsorte der Hisbollah. Ihr langjähriger Anführer Hassan Nasrallah überlebt die Angriffe nicht.
Im Krieg auf der Suche nach Sicherheit: die Menschen, vertrieben aus ihren Dörfern und Städten. Zehntausende warten nun an der Grenze zu Syrien, suchen Zuflucht ausgerechnet in einem Land, das nach 13 Jahren selbst am Boden liegt.
In Beirut in der Nation Station bereiten die freiwilligen Helfer weiter Essen vor. Die Nachfrage steige jeden Tag. Die Solidarität untereinander ist bei vielen im Libanon intakt. Immerhin das macht Hoffnung.
Autor: Ramin Sina, ARD Kairo
Stand: 29.09.2024 21:44 Uhr
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