So., 02.05.21 | 19:20 Uhr
Das Erste
Indien: Land im Corona-Schock
Ein Krematorium in Neu-Delhi: Die Familien müssen sich von ihren Verstorbenen verabschieden – mit einem hinduistischen Ritual. Das Krematorium ist normalerweise ein Ort der Stille, des Gebets.
Den Krematorien in Neu-Delhi geht zum Teil schon das Holz aus. Jeden Tag sterben mehr Menschen an Covid-19, den zehnten Tag in Folge.
Eine infizierte Familie
Der junge Mann hat seinen Großvater verloren. Weitere Angehörige seien in einem kritischen Zustand, die Familie habe sich mit Covid infiziert.
Auf den ersten Blick sieht es wie auf einer normalen Baustelle aus. Aber das, was die Arbeiter hier tun, ist keine normale Arbeit. Weil die Kapazitäten nicht reichen, müssen die Arbeiter die Verbrennungsstätten in der Parkanlage dieses Krematoriums bauen. Sie haben bereits in den Tagen zuvor über 100 errichtet.
In den sozialen Netzwerken beklagen Familien, sie müssten Tage warten, bis sie ihre Toten bringen könnten. Die britische Covid-Variante und die indische Doppel-Mutation könnten für die rapide Ausbreitung des Virus in Neu-Delhi verantwortlich sein. Das vermuten die Ärzte nicht nur diesem zusätzlich eingerichteten Behelfskrankenhaus. Arzt Anurag Shrama kann vielen Covid-Patienten einfach nicht helfen. Es fehlt an allem: "Jeden Tag bekomme ich zwischen 200 und 300 Anrufe. Sie fragen nach Betten, Intensivbetten, Sauerstoff, nach Hilfe, welche Medikamente sie nehmen sollen. Was immer ich tun kann, tue ich. Die meisten brauchen Sauerstoff und Intensivbetten, beides gibt es nicht. Es ist ein sehr, sehr trauriger Zustand."
Im April starb jede Minute ein Inder an Covid19: Die Ärzte sprechen von einem Tsunami, der seinen Höhepunkt noch nicht erreicht hat.
Autorin: Sybille Licht, ARD Neu Delhi
Stand: 02.05.2021 20:38 Uhr
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