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Iran: Sechs Monate nach Ausbruch der Proteste

Iran: Sechs Monate nach Ausbruch der Proteste | Bild: picture alliance / abaca | SalamPix/ABACA

Zan Zendegi Azadi – Frau Leben Freiheit: Sechs Monate sind vergangen, seit diese Parole die Straßen Irans flutete und der Welt zeigte: Im Iran ist etwas im Gange. Sechs Monate, in denen sich in den Köpfen vieler Iraner der "Widerstand" festgesetzt hat. Darüber zu sprechen, ist gefährlich – nach wie vor. Viele haben Angst vor der Repression des Staates, die seit Ausbruch der Proteste schon so viele zu spüren bekamen.

Zwei Frauen trauen sich.

Sie drehen sich selbst mit ihrem Handy und löschen die Videos, nachdem sie sie uns gesendet haben. Um sie zu schützen, nennen wir nicht ihre echten Namen. Beide Frauen sagen: Die vergangenen Monate hätten einiges bewegt:
"Wir sind wie Wassertropfen", sagt Samira: "Wir erscheinen vielleicht machtlos, aber wir können zu einer Flut werden. In den letzten sechs Monaten habe ich manchmal Zorn, Hilflosigkeit und Wut gespürt. Aber wenn ich jetzt darüber nachdenke, dann denke ich: Wenn man sein Ziel erreichen will, dann braucht es im Iran eben Zeit und Ausdauer. Über Nacht und ohne Anstrengung kann man hier nichts erreichen."

"In den letzten sechs Monaten, habe ich mich sehr gut gefühlt", erzählt Banu: "Auch wenn die Umstände furchtbar waren. Ich hatte große Sorgen, aber plötzlich hatte ich jeden Tag mehr ein gutes Gefühl: Denn wir haben uns nun gefunden, alle, die schon lange der gleichen Meinung waren, und vielleicht dachten, wir sind wenige und alleine - wir haben uns jetzt gefunden!"

Was die Menschen dabei in Kaufen nehmen, ist das, was sie fordern: Im Kampf für Freiheit werden sie ihrer Freiheit beraubt: Rund 20.000 Menschen sollen seit Ausbruch der Proteste festgenommen oder verhaftet worden sein, mehr als 500 Menschen mit dem Leben dafür bezahlt haben.
Jina Mahsa Aminis Tod vor sechs Monaten löste eine so bisher nicht dagewesene Bewegung im Iran aus. Weil ihr Kopftuch nicht richtig saß wurde sie festgenommen.
Samira erkennt sich wieder: "Die Hälfte unserer Gesellschaft steht tagtäglich unter großem Druck - so wie Mahsa. Mal wurde das Kopftuch Frauen mit Gewalt abgenommen, nun müssen sie es unter Androhung von Gewalt tragen, weil es ein mächtiges Kontrollinstrument ist."

"Wenn Frauen nicht frei sind, ist es niemand im Land", sagt Banu. Das hätten die Proteste noch einmal verdeutlicht. Gerade in Teheran, tragen viele das Kopftuch aus Protest nicht mehr. Erlaubt ist es weiterhin nicht. Dass die Proteste im Iran weitergehen werden, daran glaubt Banu fest, sagt sie. Die Rolle der Frauen darin, sei essentiell, sagt Samira.
Das hören wir nun immer wieder auf den Straßen Teherans und anderen Städten. Es ist das Erbe, dass Jina Mahsa Amini den Menschen im Iran hinterlassen hat.

Autorin: Katharina Willinger, ARD Istanbul

Stand: 19.03.2023 19:41 Uhr

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