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Inside Iran

Inside Iran | Bild: BR

September 2022: Im Iran brechen heftige Proteste aus. Die Menschen fordern ein Ende der Islamischen Republik - und riskieren damit ihr Leben. Hunderte Demonstranten werden erschossen, mehr als 18.000 festgenommen. Das Regime beginnt Demonstranten in Schauprozessen zu verurteilen - auch zum Tod. Vier junge Männer werden hingerichtet, vielen droht das gleiche Schicksal.
Über all das berichte ich als Korrespondentin - allerdings nicht aus dem Iran. Mitte Januar erhalte ich plötzlich ein Visum. Einige Tage später sitze ich im Flugzeug in den Iran.

Der nächste Morgen. Wir sind auf dem Weg zu einer Pressekonferenz ins Außenministerium. Ich trage Kopftuch, auch das eine der Auflagen. Auf der Fahrt fallen mir die vielen Graffitis auf: Slogans gegen das Regime. An vielen Stellen wurden sie bereits übermalt. Farbenhändler sollen angewiesen worden sein, kein Bargeld anzunehmen, um die Käufe nachverfolgen zu können - die Führung setzt in jeder Hinsicht auf Abschreckung.

Regierungslinie Abschreckung

Abschreckung ist auch Methode der iranischen Außenpolitik. Auf der Pressekonferenz geht es auch um das Vorhaben der EU, die Revolutionsgarde auf die Terrorliste zu setzen. Dazu will ich eine Frage stellen. Zunächst werde ich ignoriert. Der Sprecher droht unterdessen mit Gegenmaßnahmen, betont aber mehrmals: Man sei in gutem Austausch mit Josep Borrell, dem EU-Außenbeauftragten. Der habe versichert, es werde nicht zu einer Terroreinstufung kommen.

An konstruktive Politik, vor allem die eigene - daran haben die meisten Iraner den Glauben längst verloren. Nicht umsonst fordern die Demonstranten einen Systemwechsel.
Zwar sieht vier Monate nach Ausbruch der Proteste äußerlich vieles wieder nach Alltag aus, die Straßenproteste sind weniger geworden - doch die angespannte Stimmung ist überall deutlich zu spüren. Und auch im Alltag ist der Protest angekommen: Viele Frauen tragen kein Kopftuch mehr. Das ist mutig. Zwar ist die sogenannte Sittenpolizei momentan nicht auf den Straßen zu sehen - viele Frauen fürchten jedoch, dass die Behörden jeden Moment wieder zuschlagen könnten.

Über die Proteste, die Gewalt, die Gesamtsituation zu sprechen - im Iran heißt das: viel zu riskieren, deshalb verabreden wir uns mit niemandem gezielt. Wir setzen auf Zufallsbegegnungen - und machen selbst hier die Menschen unkenntlich.

Gefährdete Journalisten

Allein über die Proteste zu berichten, ist gefährlich. Mehr als 80 iranische Journalisten und Journalistinnen wurden verhaftet. Eine davon, sagt uns ein Interview zu. Die Fotografin Yalda Moaiery arbeitet für international bekannte Medien. Gleich zu Beginn der Proteste wird sie, während sie Bilder macht, von Zivilpolizisten festgenommen: "Sie haben mich zunächst am Hals gepackt. Ich bin ganz ruhig geblieben, weil ich weiß, zu was sie im Stande sind. Sie haben mich dann in einen Transporter geschubst und mich beleidigt."

Yalda muss nach ihrer Festnahme direkt ins Gefängnis. Es beginnt ein Prozess: Sechs Jahre Haft lautet das Urteil. Vor einigen Wochen kommt sie frei - für die Dauer des Berufungsverfahrens: "Ich fühle mich auch in diesem Moment nicht frei. Mein Herz, meine Gedanken, die sind weiterhin im Gefängnis bei all den anderen Gefangenen. Da sind so viele junge Frauen, 18, 19 Jahre alt. Du kannst dir nicht vorstellen, wie schlimm die Situation dort ist."

Menschenleben sind im Iran weiterhin in Gefahr. Denn die Islamische Republik fühlt sich bedroht - von der eigenen Bevölkerung und deren Kampf für ein freies Leben.

Autorin: Katharina Willinger, ARD Istanbul

Stand: 29.01.2023 22:49 Uhr

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Bayerischer Rundfunk
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