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Kanada: Eisklettern fürs Klima

Extremsportler Will Gadd hat eine Mission. Seit der Kanadier bemerkte, dass das ewige Eis immer schneller schmilzt, will er dieses Wissen weitergeben. Vom Kilimandscharo in Kenia bis nach Grönland hat er Dutzende Gletscher bezwungen, Gletscher, die vor ihm regelrecht dahinschmelzen.

Als Bergheld will und soll er aufklären

Kanada: Der Eiskletterer Will Gadd dokumentiert für die UN den Eisschwund des Athabasca Gletschers in Kanada
Kanada: Der Eiskletterer Will Gadd dokumentiert für die UN den Eisschwund des Athabasca Gletschers in Kanada

"Wir gehen in die Berge. Dahin, wo der Gletscher sein sollte. Und dann gibt es keinen Gletscher. Wir müssen den Menschen den Klimawandel zeigen, nicht mit Grafiken und Wissenschaft, sondern direkt: Es passiert jetzt", so Will Gadd, Extremsportler. Mit seiner Erfahrung stellt Will sich jetzt in den Dienst der Vereinten Nationen. Als "Mountain-Hero", als Bergheld will und soll er aufklären. Der Athabasca-Gletscher hier im nordwestlichen Kanada ist sein Hausberg. Auf diesem Eis hat Will Klettern gelernt.

"Das hier war unter 150 Metern Eis, als ich ein Kind war", erzählt Will Gadd. Und noch vor 13 Jahren war das Eis hier– jetzt herrscht Wüste. "Es betrifft mich direkt als Bergführer, aber auch meine Familie. Meine Kinder werden das als Erwachsene nicht mehr sehen. Dann sagen sie vielleicht: Hey Dad, weißt Du noch, als man zum Gletscher laufen konnte. Jetzt ist er weg."

Keine Reden, sondern Pläne und Aktionen

Kanada: In den Bergen, wo der Gletscher sein sollte, gibt es keinen mehr
Kanada: In den Bergen, wo der Gletscher sein sollte, gibt es keinen mehr

Die Verheerungen des Klimawandels trieben auch den UN-Generalsekretär um. Lange bevor der Sturm Dorian die Bahamas verwüstete, hatte Guterres einen Klimagipfel geplant, um die Regierungen anzutreiben. Er sieht äußerste Dringlichkeit und fordert eine CO2-Steuer, die es auch in Deutschland noch nicht gibt. "Wir müssen die Verschmutzung versteuern, nicht Menschen. Ich fordere das Ende der Subventionen für fossile Brennstoffe. Es macht keinen Sinn mit Steuergeldern Hurrikans zu fördern, Dürren zu verstärken, Gletscher zum Schmelzen zu bringen oder Korallen zu bleichen und den Meeresspiegel zu heben. Es macht keinen Sinn", sagt António Guterres, UN-Generalsekretär.

Hinter den Kulissen der Vereinten Nationen wird bis zum letzten Moment fieberhaft auf den Gipfel hingearbeitet. Alle Nationen sollen einbezogen sein, denn das Klimaproblem ist ein globales. Louis de Alba ist der Klimasonderbeauftragte, er hat monatelang versucht möglichst vielen Staaten möglichst weitreichende Selbstverpflichtungen abzuringen.

"Diesmal wollen wir nicht nur ein Event organisieren, das Vorschläge, Ideen und Entscheidungen vorstellt, sondern wir sind entschlossen das zu überprüfen. Wir wollen keine Reden, sondern Pläne und Aktionen, die sofort umgesetzt werden", fordert Luis Alfonso de Alba, Klimasonderbeauftragter.

Große Hoffnung bei jungen Klima-Aktivisten

Kanada: Will Gadd hat Dutzende Gletscher bezwungen
Kanada: Will Gadd hat Dutzende Gletscher bezwungen

Aber auch schnellstes Handeln kann nicht umkehren, was an den Gletscher bereits geschieht. Der UN-Klimaheld Will hat gemessen, dass die Eistemperatur steigt und die Schmelze sich jedes Jahr beschleunigt. Kein tiefer Winter und kein Sofortprogramm können das noch stoppen. "Der Klimagipfel ist wichtig, um diese Geschichte zu erzählen. Was Greta Thunberg macht, ist großartig, denn jetzt wollen sich junge Menschen wehren und fordern, dass wir endlich etwas tun. Sie werden mit den Problemen leben, die meine Generation geschaffen hat", sagt Will Gadd.

An die Vereinten Nationen knüpfen die Jungen große Hoffnungen. Der Klimawandel muss weg, skandieren sie. Gretas Einsatz für den Klimaschutz hat in zwischen auch die junge Amerikanerin Alexandria und viele Mitstreiter angesteckt. "Ich habe schon 38 mal freitags vor der UN gestreikt", soAlexandria, Klima-Aktivistin.

Die 14-Jährige Alexandria weicht nicht von Gretas Seite. Im Raum der Generalversammlung der Vereinten Nationen besichtigen beide schon mal das Podium, von dem aus Greta auf dem Klimagipfel zu Staats und Regierungschefs sprechen wird, damit sie die die Dringlichkeit endlich begreifen.

"Ich habe Hoffnung, dass die Staatschefs uns Jugendlichen zuhören, weil wir immer mehr werden. Und wir werden weiter wachsen, denn wenn die Klimakrise noch dringender wird, werden unsere Stimmen noch lauter werden. Sie werden uns hören müssen", so Alexandria.

Das ewige Eis verändert sich, es verschwindet

Höchste Zeit, denn die Gletscher schmelzen jetzt. Will Gadd hat mit seinem Team in Grönland, in Kanada und am Kilimandscharo gesehen, wie das Eis schwindet. Die Gletscher als Süßwasser Reservoir lösen sich langsam aber sicher auf, hier am Ausläufer des Athabasca-Gletschers war das Eis noch vor wenigen Jahren 150 Meter dick. Nicht mal das taugt vielen Klimaleugnern als Beweis.

"Sie nehmen den Klimawandel nicht ernst. Bis Hurrikans ihr eigenes Zuhause zerstören oder es zu heiß wird, um dort zu leben. Wir werden wohl ein paar sehr katastrophale Ereignisse erleben, bevor sie es begreifen", sagt Will Gadd.

Historische Fotos zeigen den Eisschwund über ein knappes Jahrhundert. In den letzten Jahren ging es sogar noch schneller. Eine neue Art Besucher hat sich eingefunden: Klimatouristen aus aller Welt, die der Wissenschaft glauben und um das bevorstehende Ende des Gletschers wissen.

Tourist: "Wir wollten ihn sehen, bevor alles weg ist. Mit dem Klimawechsel ist er geschrumpft. Zu sehen wie schnell dieses großartige Naturwunder verschwindet ist, ist ein Ding. Wenn man da hoch kommt, sieht man wie schnell es geht. Ein Schock."
Tourist: "Wenn wir 70 sind, ist der Gletscher nicht mehr da. Erst als wir auf dem Gletscher waren, wurde uns das klar. Erst war es eine tolle Aussicht – und dann: wow."

Das ewige Eis verändert sich, es verschwindet. Will Gadd konnte in den letzten Jahren den Wandel spüren und erleben. "Wir sind mittendrin, unsere Umwelt ändert sich und es wird uns genauso betreffen wie die anderen Tiere. Das ist keine Voodoo-Wissenschaft. Es passiert jetzt. Wir werden richtige Probleme haben und echte Veränderungen sehen. Darauf sollten wir uns vorbereiten", so Will Gadd.

Dass die Welt in 50 Jahren nicht mehr aussehen wird wie heute, ist Will längst klar. Ob die Menschheit den Wandel gestalten kann, oder ihn nur erleidet, liegt aus seiner Sicht in unserer Hand.

Autorin: Christiane Meier / ARD Studio New York

Stand: 23.09.2019 10:25 Uhr

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