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Kenia: Geld sparen durch sauberes Kochen

Kenia: Geld sparen durch sauberes Kochen | Bild: picture alliance / Anadolu | Gerald Anderson

Um die Mittagszeit raucht es hier an allen Ecken und Enden: Im Slum Korogocho in Nairobi kocht die Mehrheit der Menschen auf einem Jiko, einem kleine Kohleofen. Auch Mama Juffi, wie sie jeder nennt, kocht für Kinder und Enkel auf Kohle. Häufig gibt es nur eine Mahlzeit am Tag – zu mehr reicht das Geld nicht. Als Wäscherin verdient sie umgerechnet nicht einmal 15 Euro im Monat. Der viele Rauch des Jiko schadet der Gesundheit, vor allem der Kinder. Zu den Gesundheitsrisiken kommt auch noch die Brandgefahr in den kleinen Hütten. Immer wieder gibt es in den Slums schlimme Unfälle mit den Kohlekochern.

Seit fünf Jahren gibt es die hellblaue Alternative. Der Bohneneintopf von Streetfood Köchin Beth Wanjiku brutzelt auf umweltfreundlichem Bioethanol, also hochprozentigem Alkohol aus biologisch abbaubaren Stoffen – dazu gibt es auch einen passenden Kocher.
Den Biobrennstoff bezieht die Firma Koko aus unterschiedlichen Quellen. Zum Beispiel aus dieser Zuckerfabrik im Westen Kenias. Was bis vor ein paar Jahren noch Abfall der Zuckerherstellung war, ist heute Grundstoff der Bioethanol Produktion: Melasse. Per smartem Tanklaster kommt das Bioethanol an die jeweilige Verkaufsstelle. Die Füllmenge bestimmt der Computer.

Das internationale Unternehmen Koko, ist in Kenia ansässig. In nur fünf Jahren ist der Kundenstamm auf 1,2 Millionen Menschen gewachsen. Wöchentlich kommen 10.000 Konsumenten im ganzen Land dazu.

Der Preis entscheidet

Für Beth Wanjiku ist der Preis entscheidend Sie kauft immer nur so viel, wie ihr Geldbeutel hergibt. Heute zapft sie für umgerechnet 60 Cent Bioethanol aus dem Automaten.
In der Firmenzentrale werden die Daten aus den verschiedenen Verkaufsstellen gesammelt. So können Analysten genau verfolgen, welche Menge Beth eben gekauft hat. Auch wo die Tanklaster sind, wird überwacht. Die Auswertung der Daten steigert nicht nur die Effizienz des Unternehmens. Auch kann so berechnet werden, wieviel an Emissionen durch die nachhaltigen Kocher gespart werden.

Das Unternehmen erhält für jede Tonne CO2, die durch den sauberen Brennstoff gespart wurde, ein Zertifikat oder sogenannten Carbon Credit. Die durch die Reduktion der Emission erworbenen Zertifikate werden auf internationalen Märkten gehandelt. Industrieunternehmen mit hohem CO2 Ausstoß kaufen die Carbon Credits. – dieses Geld fließt dann an Koko zurück.
Die Firma verdient an Kochern und Gasverkauf – die zusätzlichen Einkünfte aus den Carbon Credits werden an die Kunden weitergegeben. So konnte Koko seit der Gründung den Preis für das Bioethanol drastisch senken. Der Brennstoff ist jetzt sogar billiger als die Kohle.

Vor lauter Alltagssorgen in Korogocho ist Umweltschutz sicher nicht das wichtigste Thema. Aber das System hinter den blauen Kochern ist passgenau auf die Bedürfnisse der Menschen zugeschnitten. Und so werden es täglich mehr, die nachhaltig Kochen.

Autorin: Caroline Imlau, ARD Nairobi

Stand: 16.06.2024 19:50 Uhr

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