Südafrika: Tourismus im Township

Südafrika: Tourismus im Township | Bild: Richard Klug / ARD Johannesburg

Es sieht so aus, als ob sie sich verlaufen hätten. Aber nein, diese jungen Touristen aus den Niederlanden sind absichtlich hier. Sie haben eine sogenannte ‚Township‘-Tour gebucht. Jedermann kennt den Tafelberg, den Krüger-Nationalpark. Aber kaum jemand weiß, dass die Hälfte der Menschen Südafrikas in Armut lebt.
Umgerechnet 25 Euro kostet die Tour durchs Elend. Die Nachfrage nach ihnen steigt. Ist das Voyeurismus? Nein. Slum-Bewohner finden nicht, dass sie in ihrer Armut nur vorgeführt werden.
Mittendrin in der niederländischen Gruppe eine Südafrikanerin. Sie lebt seit kurzem im wohlhabenden Teil des Orts und wollte sehen, wie es den Menschen im Township geht, die mit einer stinkenden Müllhalde vor ihrer Hütte leben müssen, wenige hundert Meter entfernt von ihrer Wohnung.

Gebiet der Drogenbanden

Langsam, Schritt für Schritt, geht es in die Ecken, wo es gefährlich werden könnte. In den Armenvierteln von Kapstadt herrschen die Drogenbarone. Die Kinder in der Gegend bekommen das alles mit, auch die gewalttätigen Kriege zwischen den Drogenbanden. Auf fotografierende Touristen reagieren sie gelassen.
Vor einigen Monaten sind Touristen zufällig durch das benachbarte Township gefahren. Das Navigationsgerät im Auto hatte einfach die kürzeste Route angezeigt. Sie wurden überfallen. In manche Straßenzüge hier wagt sich nicht einmal die Polizei hinein.

Die mehrstündige Tour durch das Township Langa neigt sich dem Ende entgegen. Sogar die typischen Souvenirs können im Slum gekauft werden wie in den Läden in der Innenstadt.
Südafrika: Ein schönes Land, ein gefährliches Land. Ein Land, das einem in vielerlei Hinsicht die Augen öffnen kann.

Autor: Richard Klug, ARD Johannesburg

Stand: 16.06.2024 19:50 Uhr