So., 18.10.20 | 19:20 Uhr
Das Erste
Kenia: Fliegen als Müllvernichter
So sieht sie aus – die kleine Fliege, die großes leistet. Talash Huijbers bekommt nicht genug von ihr. "Das ist die Schwarze Soldatenfliege. Zeigt das Hinterteil nach unten, heißt das: sie legen Eier. Jedes Weibchen legt bis zu 800 Eier im Monat. In jedem Gramm stecken 30.000 Eier", erzählt die Gründerin von Insectipro. Und die helfen, die Müllberge Kenias klein zu halten. "In Ostafrika ist die Müllverarbeitung nicht entwickelt. Deshalb können wir von Anfang an ökologisch arbeiten. Wir nehmen den organischen Abfall von Nairobi, verwandeln ihn in hochwirksame Proteine und Dünger", so Talash Huijbers weiter.
Nairobi hat ein Müllproblem
Nairobi: viereinhalb Millionen Einwohner. Mehr als 3.000 Tonnen Müll am Tag. Fast zweidrittel davon sind organisch. Dass dieser Anteil nicht weiter wächst, daran arbeiten die schwarzen Soldatenfliegen von Talsh Huibers. Und das geht so: "Die hier sind gerade geschlüpft. Dann stecken wir sie in den Abfall. Tag null: jetzt beginnen sie zu fressen. Tag vier: man sieht, sie mögen Wassermelonen. Tag acht: sie werden etwas dunkelbraun im Gesicht. Tag zehn: da sind sie schön karamellbraun – fertig für die Ernte. 90 Prozent der Larven werden zu Tierfutter. Aus zehn Prozent werden neue Fliegen", sagt Talash Huijbers.
Was also im Prozess übrigbleibt, ist Tierfutter aus den Laven. Und aus der Verdauung des Abfalls wird Kompost. 40 Tonnen Tierfutter pro Monat sollen bald produziert werden. Ein Erfolgsrezept, weil weniger Tierfutter importiert werden muss. "Ich habe Landwirtschaft studiert – Insekten waren kein Thema. Wir haben später nach Alternativen für Soja und Fischmehl als Tierfutter gesucht. Dann die Lösung: Insekten!", so Talash Huijbers.
Fliege als Erfolgskonzept
Die Fliege – vom Plagegeist zum Nutztier. Zum Investment. Zum Arbeitsbeschaffer. Mehr als 50 Mitarbeiter hat die Firma, Tendenz steigend. "Ich bin aus Begeisterung dabei. Es ist eine Erfüllung, mit Larven und Würmern zu arbeiten", erzählt Insectipro Farm Managerin, Mercy Cherono.
Es geht aber noch besser. "Wir sehen die Schönheit im Tier und genau das sagen wir den Leuten immer wieder", sagt Talash Huijbers.
Autor: Norbert Hahn/ARD Studio Nairobi
Stand: 18.10.2020 21:41 Uhr
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