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Kenia: Touristenparadies sucht neuen Präsidenten

Kenia: Touristenparadies sucht neuen Präsidenten | Bild: ARD Nairobli

Präsident werden – ganz schön viel Arbeit. Auch hier in Kenia: Mal durch die Menge fahren und pausenlos winken…Mal auf der Bühne zu den Volksmassen sprechen…
Unterwegs zum Auftritt der Politstars. Wenn sich die Kolonne mit der Prominenz ihren Weg bahnt, will man dabei sein – freien Blick auf den Favoriten haben. Und das ist hier, im Westen Kenia, wohl William Ruto, der Herausforderer: 55 Jahre alt, noch Vize-Präsident, hat sich aber mit dem Präsidenten überworfen. Nun kämpft er in den Parteifarben gelb und grün gegen die angebliche Politelite, die er als gierig und unfähig beschreibt, die ihm den Sieg stehlen will, ihm, dem Volksnahen, der es vom Volksschullehrer bis ganz nach oben geschafft hat.
Dabei ist er selbst schon Teil der Elite: Er soll Euro-Milliardär sein. Unklar ist, wie er es zu dem Reichtum gebracht hat – das ist nicht unüblich für Kenias Politelite.

Wahlversprechen

Wenn harte Arbeit nicht zum Leben reicht, bleibt eben nur die Hoffnung. Auf die setzen auch die Anhänger von Raila Odinga, Rutos Mitbewerber. Auftritt in der Hafenmetropole Mombasa: Viermal hatte es nicht für das Spitzenamt gereicht, darüber ist er 77 Jahre alt geworden. Immer wieder hatte es früher Hinweise auf Wahlbetrug zum Nachteil Odingas gegeben, auch deshalb gab es immer wieder Unfrieden nach den Wahlen. Diesmal hat Odinga aber das politische System hinter sich. Doch auch Odinga weiss: Er braucht die verarmten Massen. Er braucht Versprechen: "Wir führen einen sozialen Sicherungsfonds ein. Das wird den Armen helfen. Dadurch erhalten zwei Millionen Familien 6000 Schilling von der Regierung. Und: Dieses Jahr bekommt Ihr ein Weihnachtsgeschenk von mir."

Jeden Monat umgerechnet 60 Euro –Tony Franklin Wang’alwa, Vater von zwei Kindern, würde das helfen. Er ist schon lange ein Odinga-Fan: "Ich habe schon 1997 schon seinen Vater Oginga Odinga unterstützt. Und immer Raila. Jetzt habe ich selber Kinder und bin immer noch für ‚Papa‘ Raila Odinga."
Wang´alwa hatte seine Arbeit als Koch verloren, als das Hotel, in dem er arbeitete, während der COVID-Pandemie für immer schloss. Er übernahm mit dem Gesparten einen Stand, an dem er Chapati und bald auch Mandazi verkaufte – Fladenbrote und kenianische Teigtaschen. Bohnen kam dazu, nun Tee. Aber er sucht weiter nach Arbeit.

Arbeit gesucht

Und wer Arbeit hat, kann die gestiegenen Preise kaum noch bezahlen. Ein Beispiel: Das kenianische Grundnahrungsmittel, das Maismehl, musste stark subventioniert werden, damit der Unmut vor den Wahlen nicht zu hoch schlug. Das ist rationiert und schnell ausverkauft.
Auch dem Staat geht das Geld aus, nicht nur durch die Folgen der Pandemie, auch durch Großprojekte und Korruption. Beispiel Nairobis Stadtautobahn: Sie hat umgerechnet mehr als 800 Millionen Euro verschlungen. Beispiel Bahnlinie: Sie schlug mit 3,6 Milliarden zu Buche. Insgesamt haben sich die kenianischen Schulden in der vergangenen Dekade vervielfacht.

Die Frage wird sein, ob der Verlierer und seine Anhänger die Wahl anerkennt – oder ob es womöglich zu Gewalt kommt. Bei kenianischen Volksentscheiden ist der Vorwurf des Wahlbetrugs für den Verlierer häufig ein letzter Versuch gewesen, das Ergebnis zu den eigenen Gunsten zu verändern. Bei Meinungsumfragen liegt William Ruto leicht hinter Raila Odinga zurück. Beim Interview im Amtssitz des Vizepräsidenten lässt er durchblicken, was er davon hält – nämlich nichts: "Diese Wahl ist schon gelaufen. Unseren Herausforderern ist klar geworden, dass sie diese Wahl nicht mehr gewinnen."

Ruto oder Odinga? Bald wird klar sein, ob es eine absolute Mehrheit für einen der Kandidaten gibt – oder eine Stichwahl. Und: Wie eines der stabilsten Länder auf dem Kontinent seinen Weg weitergeht…

Autor: Norbert Hahn, ARD Nairobi

Stand: 07.08.2022 23:44 Uhr

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