Mo., 23.07.18 | 04:50 Uhr
Das Erste
Kongo: Hoffnung für die Gorillas
Sie haben im Kongo einen weitgehend intakten Dschungel und seltene Gorillas, aber niemand der fürs Trekking bezahlen möchte. Dabei wäre das die Chance, sich endlich aus der bitteren Armut zu befreien. Bis dahin arbeiten Umweltorganisationen daran, zu verhindern, dass die Einheimischen den geschützten Regenwald fällen und so den Lebensraum der Gorillas für immer zerstören.
Ein Paradies. Die Stadt Bukavu liegt wunderschön am Kivusee, die Kathedrale ist ein Art-Deco-Bauwerk, und ganz in der Nähe lockt der Kahuzi-Biega-Nationalpark mit Gorillas. Touristen kommen trotzdem nicht, denn seit mehr als 20 Jahren herrscht im Ostkongo ein blutiger Krieg um Bodenschätze. In den Dörfern um den Nationalpark herum herrscht bittere Armut. Tourismus könnte für Jobs sorgen, aber bisher ist eine der wenigen Einnahmequellen eine Pilzzucht, ins Leben gerufen von einer Umweltorganisation. "Diese Pilze helfen auch mit, den Nationalpark zu schützen", erklärt Patience Kahekwa von der Polepole-Stiftung, "denn dann gehen die Frauen nicht mehr dorthin, um zu plündern."
Gorilla-Trecking im Nationalpark
Hier richtet also kein Massentourismus Schaden an, sondern die Einheimischen selbst. Die Polepole-Stiftung bindet sie daher in den Umweltschutz mit ein. Heute nehmen die Umweltschützer die Pilzzüchterinnen mit zum Gorilla-Trecking. Auf dem Weg zum Nationalpark treffen wir auf Bauern aus der Umgebung. Viele von ihnen nutzen den Park, obwohl das streng verboten ist. Sie weiden ihr Vieh, wildern, plündern, fällen Bäume. Der ehemalige Ranger John Kahekwa weiß, dass sie oft keine andere Wahl haben. "Die Armut in unserer Region führt dazu, dass die Leute den Park ausbeuten. Viele sind dort schon verhaftet worden, waren im Gefängnis oder mussten Strafen zahlen.“
So wie er es Touristen erklären würde, erläutert John erstmal, wie die Frauen sich angesichts von Gorillas zu verhalten haben. Auf jeden Fall Abstand halten, denn menschliche Keime können für die Tiere lebensgefährlich sein. Die Bäuerinnen werden die Menschenaffen heute zum ersten Mal sehen. "Angst habe ich keine", sagt eine Frau. "Ich bin nur ein bisschen aufgeregt.“
Mehr Touristen könnten der Region helfen
Und dann geht es los, mitten in den Regenwald hinein. In Uganda und Ruanda wird mit Gorilla-Trecking viel Geld verdient. Darauf hoffen sie hier auch. Spurenleser verfolgen täglich, wo die Menschenaffen sich aufhalten. Manchmal dauert es Stunden, bis sie sie finden, aber wir haben Glück. Nach kurzer Wanderung treffen wir auf die Familie von Chimanuka. Der Silberrücken ist der Chef einer 19-köpfigen Familie. In diesem Teil des Kahuzi-Biega-Parks ist es sicher – in anderen Teilen haben sich noch immer Rebellengruppen verschanzt. Die sind gefährlicher als Gorillas. "Zuerst dachte ich, sie beißen, aber jetzt bin ich glücklich", sagt eine der Pilzzüchterinnen. "Ich wusste nicht, wie wichtig dieser Park ist.“ John Kahekwas Strategie scheint aufzugehen. Eine andere Frau meint: "Ich werde den Park in Zukunft beschützen und dafür sorgen, dass diese Tiere sicher sind und niemand mehr kommt, um zu plündern.“
Ob sie ihr Versprechen halten kann, hängt wohl auch davon ab, wie sich die Region wirtschaftlich entwickelt. Deshalb hoffen sie auf zahlungskräftige Gorilla-Touristen. Die könnten zumindest ein bisschen was zum Positiven verändern. "Sehen Sie, wie wir dieses Weltkulturerbe schützen? Sie sind hierher in den Kahuzi-Biega-Park gekommen und es war kein Problem", sagt der Ranger John Kahekwa. "Wir hätten sehr gerne mehr Touristen hier, denn dann hätten wir Ranger und unsere Familien eine Zukunft.“ Die Gorillas machen einen entspannten Eindruck, Sanfter Tourismus könnte auch helfen, die bedrohten Tiere zu schützen. Allerdings ist mit Besucherströmen in naher Zukunft nicht zu rechnen. Dazu muss im Ostkongo erst mal Frieden sein.
Autorin: Sabine Bohland, ARD-Studio Nairobi
Stand: 27.08.2019 02:35 Uhr
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