Mo., 23.07.18 | 04:50 Uhr
Das Erste
Schnappschuss Spanien: Der Ursprung der Tapas
Man genießt sie warm oder kalt, im Sitzen oder im Stehen. Die kleinen Appetithäppchen aus der spanischen Küche, die gern zu Bier oder Wein gereicht werden. Woher die Tapas kommen, erklärt der Schnappschuss.
Das Schöne an Tapas ist: es gibt keine Vorschriften. Hier in Andalusien, ihrer Heimat, genießt man sie warm oder kalt, im Sitzen oder im Stehen. Und natürlich nie ohne ein Getränk und gute Freunde. Alles ganz unkompliziert. Nur der Name ist ein bisschen komisch. Wie kommt man darauf, ein Gericht "Tapa" zu nennen? – Tapa ist das spanische Wort für Deckel…
Tapas zum Probieren auf dem Topfdeckel?
"Als ich in Sevilla studiert habe, vor vielen Jahren, da hat meine damalige Lieblingswirtin immer in drei Töpfen verschiedene Gerichte gekocht", erzählt Korrespondentin Natalia Bachmayer. "Und wenn ich was probieren wollte, hat sie mir auf dem Topfdeckel eine oder zwei Probierportionen angeboten und hat gesagt: guck mal, weil wir Dir das auf dem Topfdeckel zum Probieren geben, heißt das Tapa – denn Tapa heißt Deckel. Stimmt das?" "Nein, die Geschichte stimmt nicht", erklärt Carlos Nuñez Ferre von der Tapas-Bar Casa Remesal. "Die Tapa – das war traditionell einfach nur die Kleinigkeit, die mit dem Bier serviert wird." "Oh. Was für eine Enttäuschung…"
Okay, das mit dem Deckel kommt später nochmal dran. Aber jetzt ist immerhin schon mal klar: Tapas sind immer das kleinste und günstigste Gericht auf der Karte. Ideal für alle, die sich nicht gern festlegen. "Du kannst alles probieren – Fisch, Fleisch…", schwärmt ein Gast. "Wir verbringen hier einfach viel Zeit in den Bars, mit Freunden. Und zum Getränk ein paar Häppchen – das ist einfach schön." Eine andere Frau meint: "Das Bierchen genießen, die Tapa dazu – das ist hier im Süden Pflicht. Aber eigentlich empfehle ich es für alle!"
Tapas zum Schutz vor Fliegen?
Jetzt sind wir in Madrid, ein paar Hundert Kilometer weiter nördlich. Und auch hier gibt´s natürlich Tapas an allen Ecken und Enden. Hier heißen sie nur meistens nicht mehr Tapas, sondern Pinchos. Untendrunter kommt beim Pincho immer Brot. Und dann, naja, was Leckeres halt. Der Pincho, das Spießchen, sorgt dafür, dass das Ganze nicht auseinanderfällt. Und: man kann hinterher genau kontrollieren, wie viele Pinchos verzehrt wurden. Schummelei beim Abrechnen – unmöglich! Was bleibt noch? Ach ja, die Frage mit dem Deckel. Wirtin Lola ist Expertin für Häppchen aller Art – sie sagt, diese Version ist die Richtige: "Man wollte die Getränke schützen. Damit sie nicht durch Fliegen oder Staub verschmutzt wurden, hat man das Glas einfach mit einem Stück Käse oder einem Scheibchen Lende oder mit Brot abgedeckt", so die Erklärung von Lola Creagh von der Tapas-Bar Cervecería Los Gatos. Ach so. Nächstes Jahr sollen die Tapas übrigens ins UNESCO-Weltkulturerbe aufgenommen werden. Völlig zu Recht, finden die Spanier – denn für sie sind Tapas die schönste Kleinigkeit der Welt.
Autorin: Natalia Bachmayer, ARD-Studio Madrid
Stand: 27.08.2019 02:35 Uhr
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