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Lesotho: Die Höhlenmenschen von Kome

Lesotho: Die Höhlenmenschen von Kome | Bild: Richard Klug / ARD Johannesburg

Oben, 1800 Meter über dem Meeresboden, das Dorf Kome, im Königreich Lesotho. Unten, versteckt unter einer Klippe, die Höhlen von Kome, 200 Jahre alt und noch bewohnt. In der Höhle: winzige Häuser aus Lehm und aus Kuhdung.

Wenn Kabelo Kome in das Häuschen seiner Kindheit kommt, dann trägt er den traditionellen Strohhut, und eine Wolldecke um die Schultern, wie es in Lesotho heute noch üblich ist. Seine Vorfahren waren 1823 hierher geflüchtet, vor Krieg und vor einer Dürre: "Hier haben schon unsere Vorfahren gewohnt, die Häuser sahen damals genauso aus. Wenn wir uns nicht um die Behausungen kümmern werden sie zusammenfallen. Wir müssen unser kulturelles Erbe pflegen und unsere Vorfahren ehren."

Hochland im südlichen Afrika

Lesotho ist ein hoch gelegenes Land, selbst die niederen Landesteile liegen auf 1400 Meter. Im Osten sind die berühmten Drakensberge, bis zu 3.500 Meter hoch. Die Landschaft rings um die Kome-Höhlen ist zerklüftet. Auch andere Höhlen waren früher bewohnt, sind es jetzt aber nicht mehr. Die Menschen von Kome züchten Schafe, und sie halten Rinder: Fünf bis sechs Kühe, das gilt als respektable Herde.

Sie leben wie im 19. Jahrhundert, nur dass sie jetzt Plastikschüsseln haben, und T-Shirts, und Hosen. Strom gibt es nicht in den Höhlen, und im Dorf darüber auch nicht. Kabelo Kome, 48 Jahre alt, lebt ganz bewusst so. Ihn stört es nicht, dass es weit und breit keinen einzigen Laden gibt, in dem man etwas einkaufen könnte.
Mamatsaneng Kemane kennt auch das andere Lesotho. Vor 30 Jahren ist sie nach Kome gekommen, hat einen der Männer des Dorfes geheiratet. Wie die meisten der Dorfbewohner hat sie danach Kome nicht mehr verlassen. Sie kochen und essen das, was sie anbauen, nur für ihre Kleidung brauchen sie Geld, und das schicken ihnen ihre Kinder, die in der Hauptstadt leben und arbeiten, oder im benachbarten Südafrika.

250 Einwohner hat das Dorf, entweder sind sie alt, oder es sind die kleinen Kinder. Die nächste Grundschule ist eine Stunde Fußmarsch entfernt. Auch Kabelo Kome bebaut sein eigenes Stück Land, Mais pflanzt er an. Seine beiden Brüder sind gestorben, er sieht sich in der Pflicht, die im Dorf verbliebenen Familienmitglieder zu versorgen. Zuvor hat er in einer Bank gearbeitet, hat ein Catering-Unternehmen geleitet. Und manchmal fährt er doch in die Stadt. Der Beginn der Reise ist mühselig.

Die Hauptstadt Maseru hat nur 350.000 Einwohner, für Kabelo Kome ein Moloch. Geschäfte macht Lesotho nur mit zwei Dingen: mit der Produktion von Textilien, und mit dem Verkauf von Wasser. Im Tourismus-Sektor steckt Potenzial. Nachdem er seine Cateringfirma verkauft hatte, baute Kabelo Kome am Stadtrand von Maseru ein paar Apartments. Er vermietet sie, damit verdient er sein Geld, damit kann er sich ein Auto leisten, damit kann er seine beiden Kinder in ihrer Ausbildung unterstützen. In einem der Apartments wohnt er selbst, wenn er in der Hauptstadt ist. Ein paar Tage pro Monat arbeitet er in einer Behörde, auch das bringt Einnahmen, nicht viel, aber immerhin: "In Maseru muss ich hin und wieder sein, aber das Dorf ist meine Heimat. Ich habe 15 Jahre lang ausschließlich in der Stadt gelebt, aber dort leben die Geister meiner Vorfahren nicht. Das tun sie nur in Kome, und deswegen ist das meine Heimat. Wer immer mich sucht kann mich dort finden."

Mit den Geistern der Vorfahren leben, ein wichtiges Thema, vor allem auf dem Land, in Lesotho. Und deshalb sollen die Höhlen-Häuschen weiterhin bewohnt bleiben. Denn die Erinnerung an die Ahnen wird auch in Zukunft das Leben der Bewohner von Kome beeinflussen – so heißt es.

Autor: Richard Klug, ARD Johannesburg

Stand: 24.03.2024 19:35 Uhr

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