So., 09.03.25 | 18:30 Uhr
Das Erste
Madagaskar: Von der Holzfällerin zur Waldretterin
Oma Kaony wartet geduldig auf die Sprechstunde in der mobilen Klinik. Zwei Mal im Monat kommt die in ihr abgelegenes Dorf Agnivorano. Sie fürchtet, ihr Enkel könnte Malaria haben.
Für die Bezahlung der Behandlung hat sie kein Geld. Statt dessen kann sie den Arztbesuch mit einer kleinen Pflanze entlohnen.
Pflanzen für Medizin
Die Setzlinge werden von den Dorfbewohnern in Baumschulen herangezogen. Sie erhalten diese dann als Lohn für ihrer Arbeit und können später damit in der mobilen Klinik bezahlen. So weckt das Projekt "Health in Harmony" das Bewusstsein für die Natur um sie herum. Jeder Setzling wird, wenn er stark genug ist, in den Wald gepflanzt werden.
Ohne Madame Fanja, wie sie hier hochachtungsvoll genannt wird, wäre das Projekt undenkbar. Sie versucht ihre Dorfgemeinschaft davon zu überzeugen, den Regenwald nicht länger auszubeuten.
Früher hat sie selbst illegal Holz gefällt. Als sie dabei erwischt wurde, fing sie an umzudenken. Auf einmal sah sie die Zerstörung um sie herum. Jetzt will sie auch andere ermuntern, dagegen etwas zu tun: "Ich bin froh, dass ich die Frauen überzeugen konnte, nicht mehr in den Wald zu gehen, ihm nicht mehr zu schaden. Ich habe ihnen erklärt, dass es sonst bei uns noch heißer wird. Wie wir uns ansonsten selbst schaden."
Das Dorf Agnivorano liegt direkt am Schutzgebiet Manombo. Das ist der größte verbliebene Wald in Madagaskar. Er liegt in einer der ärmsten Regionen des Landes. Etwa 20.000 Menschen leben hier im - und eben auch vom Regenwald. Er wird etwa als Brennholz zum Kochen abgeholzt. Und große Flächen werden abgefackelt, um sie landwirtschaftlich zu nutzen. So ist der Verkauf von Holzkohle für viele Menschen in der Region eine der wenigen Einnahmequellen. An den umgerechnet drei Euro pro Sack verdienen sie aber kaum etwas. Die meisten Menschen im Süden Madagaskars leben von der Hand in den Mund.
Das Waldrettungsprojekt berücksichtigt die Lebensverhältnisse der Menschen. Madame Fanja meint: Naturschutz soll ihnen Gewinn bringen und sie nicht noch ärmer machen. So viel wie möglich soll vom ursprünglichen Regenwald hier im Süden der Insel wieder hergestellt werden.
Ohne das Projekt gäbe es für Oma Kaony und ihren Enkel Zora praktisch keine Gesundheitsversorgung. Dabei hatte sie Recht – der Vierjährige hat tatsächlich Malaria. Erst einmal ist für Kaony und ihren kranken Enkel die Erleichterung groß, dass er jetzt gegen seine Malaria behandelt werden kann.
Sie wohnen zu sechst zusammen mit Urgroßmutter Tema. Oft haben sie nichts zu essen. Immerhin hat der kleine Zora jetzt Medizin. Sie leben von Flechtarbeiten – das Material holen sie aber nicht mehr aus dem geschützten Wald.
Dank ihres Engagements, hat auch die nächste Generation die Chance bekommen mit einem gesunden Wald zu leben.
Caroline Imlau, ARD Nairobi
Stand: 09.03.2025 20:48 Uhr
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