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Malaysia: Haft und Peitschenhiebe für Schwule und Lesben

Malaysia: Haft und Peitschenhiebe für Schwule und Lesben | Bild: picture alliance / NurPhoto | Zahim Mohd

Nur stark geschminkt traut sich dieser Mann vor unsere Kamera, denn er ist schwul und in Malaysia ist das ein Problem. Deshalb dürfen wir auch nur seinen Künstlernamen nennen - Kumela Kumslut. Gleich tritt er als Dragqueen auf, das ist sein Hobby und die einzige Möglichkeit sich frei zu fühlen: "Das ist meine Chance, mich ganz offen auszudrücken. Das kann ich abseits der Bühne nicht jeden Tag machen, aber auf der Bühne, da ist es möglich!"

Details zu seinem normalen Leben, verrät uns Kumela nicht, zu groß die Angst erkannt zu werden. Das Hotel liegt gleich in der Nähe des Clubs. Damit reduziert er die Gefahr, dass ihn jemand belästigt oder bedroht. In den vergangenen Jahren sei das in Malaysia immer schlimmer geworden.

Streng muslimisch?

Malaysia ist muslimisch geprägt. Mehr als 60 Prozent der Bevölkerung orientieren sich am Islam. Im staatlichen Gesetz ist explizit geregelt, was der sogenannten natürlich Ordnung entspricht und was dagegen verstößt. Das Strafmaß für Sex unter Männern: Bis zu 20 Jahre Haft und Peitschenhiebe.
Besonders heftig: für Muslime gilt neben dem Staatlichen auch die Scharia, das islamische Recht. Und das ist in Sachen Homosexualität noch viel strenger. Und sich als Frau zu verkleiden ist hier auch verboten.
Manchmal werden Parties in der Szene von islamischen Religionswächtern und lokaler Polizei gestürmt. Meist unter einem Vorwand wie Drogenkonsum oder Ruhestörung. Eine Halloweenparty 2022 endet für 18 Personen im Gefängnis. Der Abend im Club RexKL ist seitdem ein Symbol für die Schikanen gegenüber queeren Leuten.

Wenn es um LGBTQ-Themen geht, reagiert die Regierung empfindlich: Bei einem Konzert im Sommer kritisiert der Sänger der britischen Band "The 1975" den Umgang Malaysias mit Schwulen und Lesben. Für die Regierung ein Affront. Dann küsst er den Bassisten auf offener Bühne. Die Behörden brechen das komplette Festival ab und wollen Veranstaltern nun vorschreiben, für solche Fälle einen elektronischen Notschalter einzubauen.
Hinter der harten Linie steht ausgerechnet Premierminister Anwar Ibrahim. Der saß bereits selbst im Gefängnis wegen angeblich homosexueller Handlungen. Noch in der Opposition versprach er liberale Politik.

Malaysia ist wirtschaftlich aufstrebend, will Investitionen aus der ganzen Welt und gibt sich offen. Andererseits haben konservative Fanatiker das Sagen – ein Widerspruch. Politische Beobachter glauben: Die Regierung will mit einer besonders strengen, konservativen Haltung die muslimischen Mehrheit im Land hinter sich bringen.
Für Queere in Malaysia bedeutet das: Ausgelassen feiern können sie nur noch in geschützten Räumen. Für Kumela sind die Dragqueen-Ausflüge auf die Bühne riskante Auftritte inmitten gesellschaftlicher Ablehnung: Ab und zu mal heimlich ausbrechen, sich in Frauenkleidern austoben. Ansonsten im Alltag bloß nicht auffallen.

Autor: Florian Bahrdt, ARD Singapur

Stand: 24.03.2024 19:10 Uhr

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