So., 21.06.20 | 19:20 Uhr
Mexiko: Mit Hüftschwung gegen den Lockdown
Stirnband statt Sombrero. Das Handy ist startklar. So entsteht der nächste Internet-Hit.
Keine Feier ohne Mariachis
Hüftschwung, fliegende Füße, alles in traditioneller Kluft. Hier tanzen zwei Mariachi, Ikonen der mexikanischen Kultur, aber auf völlig neue Weise. "Wir sind eine neue Generation von Mariachis, die etwas ästhetischer ist, ein bisschen entspannter, ein bisschen urbaner und vor allem etwas koketter mit den Frauen", so Jesus Gama, Mariachi Gamamil. Von Kindesbeinen an sind die Brüder Carlos und Jesus Gama Mariachi. Die Folklore-Sänger repräsentieren die mexikanische Tradition wie sonst niemand. Sie singen über Liebe und Sehnsucht. Von der Geburt bis zum Tod, keine Feier ohne Mariachis.
"Der Mariachi ist die Seele Mexikos. Er repräsentiert Freude, unsere Musik, unsere Traditionen und vorallem die Liebe", erklärt Jesus Gama.
Doch das Leben der Brüder stellt sich im Frühjahr auf den Kopf. Shakira, die kolumbianische Sängerin, fordert die Internetgemeinde heraus: Wer kann ihren Tanz vom Superbowl nachmachen. Die Brüder nehmen die Herausforderung an. Shakira twittert begeistert, so habe sie Mariachis noch nie gesehen. Schlagartig weltberühmt! Dann die Pandemie. Auftritte sind vorerst unmöglich.
Moderne Mariachi-Tänze im Internet
"Wir sind doch für Feste gemacht, für das Zusammensein. Um mit den Menschen zu singen, mit ihnen zu tanzen. Dass wir jetzt nicht vor Publikum auftreten können ist, als ob wir völlig unseren Sinn verlieren", sagt Carlos Gama, Mariachi Gamamil. Doch tatenlos bleiben sie nicht, auch nicht traurig. Ab jetzt gibt es täglich moderne Tanzeinlagen im Internet. Auch wenn sie ihr Publikum nicht mehr sehen, wollen sie sichtbar bleiben, gerade jetzt, die Menschen weiter unterhalten.
"Wir haben das große Privileg und die Möglichkeit etwas Gutes zu geben, Freude zu verbreiten inmitten von so viel Traurigkeit und so vielen Sorgen. Wir sind so froh, dass wir das machen können", so Carlos Gama.
In Covid-Zeiten Freude verbreiten
Die ganze Familie macht mit. Der Vater, Chef der Mariachi-Dynastie, filmt. Die Mutter, professionelle Tänzerin, hilft bei der Choreografie. "Das kann man verbessern. Carlos hat die Hände offen, du geschlossen", sagt Rosa Maria Zamora, Mutter. So steht in nur 30 Minuten die tägliche Choreografie.
"Sie war immer hinter unserer Ausbildung her, hinter unserer Disziplin. Dass wir die Sachen richtig machen, und dass alles was wir können ein Wettkampf-Niveau erreicht", erzählt Jesus Gama.
Gerade jetzt in Covid-Zeiten Freude verbreiten, und wenn das in der ganzen Welt gelingt umso besser. Bis sie wieder auftreten dürfen als ganz klassische Mariachi vor echtem Publikum.
Autorin: Xenia Böttcher/ARD Studio Mexiko
Stand: 21.06.2020 20:38 Uhr
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