So., 31.03.19 | 19:20 Uhr
Das Erste
Mosambik: Nach dem Wirbelsturm
Langsam fließt das Wasser ab und die Hilfsorganisationen können ins Umland vorrücken. Um zu helfen – vor allem aber, um erst einmal herauszufinden, wie groß die Not tatsächlich ist. In der Region um die Hafenstadt Beira haben besonders viele Menschen ihre Häuser und Felder verloren. Der "Weltspiegel" ist unterwegs mit einem Hilfs-Team. Stefan Maier, ARD-Studio Johannesburg
Nhangau ist nur 15 Kilometer von der Provinzhauptstadt Beira entfernt. Trotzdem war es auf dem Landweg tagelang nicht zu erreichen. Jetzt ist die Piste auch für uns wieder passierbar, obwohl das Wasser an vielen Stellen noch knietief steht. Die Schäden sind mehr als zwei Wochen nach dem Zyklon immer noch zu sehen. Viele Häuser und Hütten sind komplett zerstört. Es fehlt an allem, am meisten an Nahrungsmitteln und sauberem Wasser.
Auch die Krankenstation der kleinen Klinik ist nur noch eine Ruine, stationär kann hier niemand mehr versorgt werden. Der einzige Arzt im Ort behandelt trotzdem jeden Tag 150 Patienten, viele von ihnen leiden unter den Folgen der Katastrophe. "Wie Sie sehen können, warten draußen viele auf Behandlung", erklärt der Arzt Alfredo Mashashu. "Wir müssen ja irgendetwas tun, um ihnen zu helfen, selbst wenn unser Krankenhaus zerstört ist, wir müssen diese Menschen behandeln."
Jetzt droht der Ausbruch von Seuchen. Im stehenden Wasser vermehren sich die Mücken, Malaria nimmt zu, ebenso Durchfallerkrankungen. Auch eine Cholera-Epidemie droht. In anderen Orten ist die Krankheit schon ausgebrochen, hier noch nicht. "Wir verteilen Chlortabletten, um das Trinkwasser zu desinfizieren, viel mehr können wir nicht machen. Und wir sagen den Leuten, sie sollen die Früchte waschen, bevor sie sie essen, und vor allem ihre Hände."
Nach zwei Wochen wieder Trinkwasser
Wenigstens in diesem Fall gibt es gute Nachrichten in Nhangau. Mehr als zwei Wochen nach dem Zyklon wird es wieder Trinkwasser geben. Aber erst nachdem der Sangoma, der Medizinmann, um den Segen der Ahnen gebeten hat. Endlich geht der erste Hahn auf. 5.000 Liter Trinkwasser in der Stunde für 4.000 Menschen. Wenn es nach dem Technischen Hilfswerk geht, soll das noch nicht alles sein. "Wir haben jetzt hier erstmal begonnen, weil das unser erster Anlaufpunkt war", sagt Jens-Olaf Knapp vom Technisches Hilfswerk THW. "Es gibt hier in der Gemeinde noch fünf weitere Ortschaften, wo wir ähnliche Situationen erwarten, wir starten jetzt heute Nachmittag mit Erkundungen, um zu gucken, wie wir unsere Aktivitäten, die wir hier machen, dorthin erweitern können."
Die Brunnen sind durch die Überschwemmungen verunreinigt, deshalb wird das Wasser in diesen Bassins gefiltert und entkeimt, dann in die blauen Wasserblasen gefüllt. Trinkwasser – Zwei Wochen haben sie in Nhangau darauf gewartet, jetzt wird gefeiert. Und die 14 freiwilligen Helfer des Technischen Hilfswerks sind dabei. Aber eigentlich gibt es wenig zu feiern. Staatliche Hilfe, etwa zum Wiederaufbau der Schule, wird es nicht geben, Mosambik ist eines der ärmsten Länder Welt. Ein 16 Jahre währender Bürgerkrieg führte zum wirtschaftlichen Zusammenbruch der ehemaligen portugiesischen Kolonie. Also hilft man sich selbst, trocknet die alten Schulbücher anstatt neue zu kaufen. Und lässt die Schule erstmal ausfallen. Zur Freude der Kinder. Die keine Ahnung haben von der Seuchengefahr, die hier droht.
Aber Durchfall, Cholera oder Malaria sind nicht die einzigen Sorgen der Menschen. Elisabeth Maracanda hat fast alles verloren. "Das Dach wurde weggerissen von dem Zyklon, und unsere Obstbäume sind einfach umgefallen. Wir haben uns zuerst in die Schule geflüchtet, und nach dem Sturm sind wir hierher zurückgegangen." Mit ihren sieben Kindern lebt sie in einer zerstörten Hütte, vor allem aber ist die Ernte vernichtet. Sie weiß nicht, wovon sie ihre Kinder die nächsten Monate ernähren soll.
Stand: 01.04.2019 11:41 Uhr
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