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Minzayar Oo – unbestechlicher Chronist des Wandels im Interview

Minzayar Oo unbestechlicher Chronist des Wandels | Bild: NDR

Der Fotograf Minzayar Oo ist erst 27 Jahre alt und eigentlich Mediziner. Die Fotografie war sein Hobby neben dem Medizinstudium. Doch sein Enthusiasmus und der einfühlsame Umgang mit den Menschen, deren Alltag er dokumentierte, brachten ihm schon früh Preise ein. Dieser Erfolg eröffnete ihm die Möglichkeit, Myanmars Ikone Aung San Suu Kyi als Fotograf quer durchs Land zu begleiten. Näher, so scheint es, kann man Aung San Suu Kyi nicht kommen.

Seitdem lässt ihn der Wandel im Land nicht mehr los: Er dokumentiert die wichtigsten politischen und sozialen Themen. Fotografierte nicht nur Minenarbeiter, sondern auch die verfolgten Rohingya im Westen Myanmars. Minzayar Oo zeigt unbestechlich den Zustand Myanmars heute.

Weltspiegel-Moderator Andreas Cichowicz im Interview mit Minzayar Oo:

Extra: Fotograf Minzayar Oo im Interview (engl.)

Sie sind in den Westen des Landes gefahren, um Rohingya-Familien zu fotografieren, wie sie mit ihren Familien geskypt haben. Sie hätten jedes Thema wählen können. Warum ausgerechnet diese Geschichte?

Minsayar Oo: Ich habe das Leiden der Rohingya fotografiert, die schlechte Gesundheitsversorgung, alles, was da unten passiert. Das war das erste Mal, dass ich etwas Hoffnungsvolles gesehen habe, etwas Positives. Als ich dann nach Hause fuhr, nahm ich mir vor, wirklich mal eine positive Geschichte aus dem Lager zu machen. Ich wollte meinem Volk und all denen, die meine Fotos sehen, zeigen, dass die Rohingya wie alle anderen sind. Ich wollte, dass die Menschen verstehen, dass sie wie wir sind, dass wir alle gleich sind.

Was hat sie beim Fotografieren am meisten beeindruckt und berührt?

Minsayar Oo: Da gab es diesen Mann, der in einem Lager Rikschafahrer ist. Er hat kaum genug Geld, um seine Familie durchzubringen. Dann war da seine Tochter auf der anderen Seite beim Skypen, als Geisel von Schleppern. Die verlangten von ihm 1.400 bis 1.500 Dollar. Nur dann wollten sie das Mädchen freilassen. Es gab einen Moment, er sprach gerade mit dem Schleuser und war wütend. Dann wurde er still, und eine Stimme auf der anderen Seite war zu hören. Sie rief "Papa". Das war das Schlimmste für mich. Einen starken Mann zu sehen, der vor seiner jüngeren Tochter zusammenbrach und kein Mittel hatte, sie irgendwie zu retten.

Was erhoffen Sie sich persönlich für Ihr Land ?

Minsayar Oo: Für die künftigen Generationen wünsche ich mir wirklich ein gutes Bildungssystem. Als weiteren Schritt, auf der nächsten Ebene, dann ein sehr gerechtes Justizsystem, wo Gesetze gelten, auf die sich alle verlassen können. Ich denke, das ist sehr wichtig. Darauf hoffe ich.

Denken sie, dass Myanmar eine echte Demokratie werden kann, nach westlichem Vorbild?

Minsayar Oo: Um ehrlich zu sein, es ist schwierig für mich, das Wort Demokratie zu benutzen. Ich habe zwar darüber gelesen, wie das in anderen Ländern so ist, aber bei uns gibt es kein burmesisches Wort für Demokratie. Trotzdem denke ich, dass wir das erreichen können. Ich weiß nicht wann. Aber wenn wir diesen Weg harmonisch weitergehen, auf verschiedenen Ebenen, dann wird das gelingen. Da bin ich mir sicher.

Das Interview führte Andreas Cichowicz.

Stand: 10.07.2019 01:16 Uhr

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