Mo., 09.11.15 | 04:50 Uhr
Das Erste
Vergessene Kämpfer – Großbritanniens Burma-Veteranen
Die Briten feiern am 8. November "Remembrance Day" – den Tag des Veteranengedenkens. Doch kaum einer erinnert sich dabei an die Burma-Veteranen. Sie sind Teilnehmer und oft Opfer eines vergessenen Kriegs. 1941 sollten sie – vollkommen unzureichend ausgerüstet – die damalige britische Kolonie Burma vor dem Überfall der Japaner schützen. Viele waren damals noch fast Kinder, erinnern sich die wenigen Überlebenden – mittlerweile um die 90.
"Ich spüre bis heute einen Kloß in der Kehle"
Als erstes kommt die Krawatte mit der Rangun-Pagode, Eric Davis – wird nicht mehr viele Gelegenheiten haben, die Uniform anzulegen – die Orden, vor allem den Burma-Stern, der ihn als Veteranen eines fernen Krieges ausweist. Das grüne Barette trägt der 90- Jährige mit Stolz: "Ich finde es sehr wichtig, an all die zu erinnern, die wir da draußen verloren haben. Wenn ich an die vielen Gräber meiner Kameraden denke, dann spüre ich bis heute einen Kloß in der Kehle, die waren doch noch Jungs."
Es war ein brutaler Krieg, ein langer Krieg – und einer, den sie auch hierzulande vergessen haben. Das Denkmal in Bromsgrove haben sie sich selbst gebaut, weil alle nur über Europas großen Krieg sprachen, nie über den im Pazifik. Ihren Krieg.
Soldaten des vergessenen Krieges
Roy kam schon als 15-Jähriger nach Burma, Erik für den letzten Feldzug, James blieb fünf Jahre – wie Tom , der wird nächstes Jahr 100 Jahre alt wird. Sie sind Burma-Veteranen der 14. Armee, die Soldaten des vergessenen Krieges. Kaum einer von ihnen kannte das Land, das ab 1886 zum britischen Empire gehörte. Ende 1941 überrannten die Japaner Burma, eroberten Rangun. Die Briten waren zunächst hoffnungslos unterlegen in einem Terrain, das Ihrer Kriegsführung fremd war. Sie waren unzureichend ausgerüstet für den Dschungelkampf.
Von all dem wollen die vier Männer erzählen, weil sie so selten Ohren für Ihre Geschichte finden: "Ich hatte schnell Dengue-Fieber, kam ins Militär-Krankenhaus und wir lebten da in der ständigen Furcht, uns könnte das gleiche, wie den Verwundeten in Singapur passieren – Japaner machten keine Gefangenen, sie brachten alle um", erzählt Roy Hodge.
Keiner hieß Heimkehrer willkommen
Fotos, Notizen, kleine Erinnerung an ihren großen Krieg – sie helfen auf die Sprünge, wenn die Erinnerung verblasst. "Denken Sie an die Burma-Eisenbahnlinie. Sie wurde von Kriegsgefangenen gebaut, zwei Drittel starben an Erschöpfung. Sie sahen aus wie Bergen-Belsen-Opfer – Haut und Knochen. Aber als wir nach Kriegsende nach Hause kamen, war da keiner, um uns willkommen zu heißen. Wir waren vergessen. Ich habe mich sehr einsam gefühlt", erzählt Eric Davis.
Einige von ihnen sind sogar mehrmals zurückgekehrt – das Land lässt sie nicht los – schon gar nicht, wenn Großbritannien an seine Kriegstoten erinnnert und Myanmar zeitgleich seine Zukunft wählt.
Autorin: Hanni Hüsch, ARD-Studio London
Stand: 10.07.2019 01:16 Uhr
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