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Namibia: Planieren im Nirgendwo

Namibia: Planieren im Nirgendwo | Bild: BR

Ihr Arbeitstag beginnt mit dem ersten Licht der Sonne. Es kann nicht früh genug los gehen, sagen Andrew Korte und Piet Swartbooi – jetzt sei es schließlich noch schön kühl, bei 25 Grad. Bald aber werde die Sonne erbarmungslos brennen.

Wochenlang leben die beiden zusammen, auf engstem Raum mitten in der menschenleeren Steppe Namibias, um die Straßen hier in Schuss zu halten. "Der nächste Ort, wo wir Wasser bekommen können, ist sehr weit entfernt," erklärt Korte: "Deshalb müssen wir regelmäßig die Vorräte prüfen. Wir haben noch genug für heute und morgen. Aber dann müssen wir den Tank auffüllen."
Auch die Essensvorräte müssen die beiden gut einteilen – der Reis ist aus, sagt Korte – und auch das Dosengemüse.

Ein eingeschworenes Team

Doch die beiden kommen nur langsam voran und sehen oft tagelang kein Dorf und keinen Laden. Die beiden Männer arbeiten für eine Firma, die landesweit versucht, die Straßen befahrbar zu halten im Auftrag der namibischen Regierung. Und es gibt eine klare Arbeitsteilung: Andrew Korte ist der, der planiert. Und in jedem Team gibt es einen Assistenten wie Piet Swaartbooi. Der bewacht so lange den mobilen Männerhaushalt: "Vor allem abends muss ich aufpassen", erzählt er: "Oft kommen Hyänen und suchen Knochen, die wir wegwerfen, oder interessieren sich für unsere Vorräte. Neulich saß ich hier, als ich plötzlich Geräusche hörte. Ich habe die Taschenlampe angemacht und da war die Hyäne ganz nah, schaut mich an und rennt noch nicht einmal weg."

Die meisten Straßen in Namibia sehen so aus wie diese: staubige Kiespisten, die schnell durch Spurrillen sehr holprig werden, wenn nicht Andrew Korte oder einer seiner Kollegen alles wieder schön platt macht.
Für die atemberaubende Landschaft hat Korte kein Auge – und auch nicht für die wilden Tiere. Die Abgeschiedenheit bedeutet für ihn vor allem eines: auf sich allein gestellt zu sein wenn es Schwierigkeiten gibt – so wie heute: Der Kühler leckt; es ist mittags um halb eins und die Hitze nun am größten: 47 Grad. Der Motor ist heißgelaufen und das Kühlwasser wird knapp. Die beiden Männer versuchen Hilfe von einem Mechaniker zu bekommen. Doch es gibt hier keinen Telefonempfang.

Arbeiten in der Einsamkeit

Es bleibt Korte nichts anderes übrig als nach einer Pause weiterzufahren – nun mit offener Motorhaube und der Hoffnung, dass die Luftkühlung helfen wird.
Oft tagelang sprechen die beiden Männer mit keinem anderen Menschen. Immer wieder kommen ein paar wenige Autos durch, doch die meisten fahren einfach vorbei. Anders heute: dieser Wagen kommt aus dem Küstenort Walfis Bay. Sein Fahrer hat schon 250 Kilometer schlechte Straße hinter sich und freut sich, endlich ein Planierfahrzeug zu sehen. Er verspricht Andrew einen Mechaniker zu rufen.

Am Abend schlagen er und sein Kollege ihr Lager auf – nach zehn Stunden Planieren. Drei Wochen werden sie gemeinsam unterwegs sein. Erst dann dürfen sie für fünf Tage nachhause. Ihre Familien sehen sie kaum.

Ein Mechaniker ist zwar nicht aufgetaucht, doch der Motor hat durchgehalten. Die beiden haben neue Vorräte – und Hyänen haben bisher nichts davon gestohlen. Das, so sagen die beiden, ist das, was sie einen erfolgreichen Tag nennen.

Autor: Thomas Denzel, ARD Johannesburg

Stand: 12.05.2019 22:50 Uhr

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