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Südafrika: Note "Sehr gut" für die älteste Lehrerin der Welt!

Südafrika: Note "Sehr gut" - Für die älteste Lehrerin der Welt!  | Bild: Das Erste
Nontsikelelo Qwelande mit einer Schülerin
Nontsikelelo Qwelande (r.) ist seit 73 Jahren Lehrerin.

Zuerst blitzen ihre Augen in die Runde, dann fängt sie an mit ihrem Unterricht. Nontsikelelo Qwelande erzählt, stellt immer mal wieder eine Frage - die sie dann aber meist selbst beantwortet. Ihr Lehrstil ist sehr traditionell. Wen wundert's, denn die alte Dame ist 92 und damit die wohl älteste Lehrerin der Welt.

Und trotzdem steht sie noch im Klassenzimmer, fünf Stunden jeden Tag "Sie ist wunderbar. Sie ist eine wandelnde Bibliothek, wenn es um Erdkunde geht", sagt einer ihrer Schüler. Und eine Mitschülerin ergänzt: "Sie will, dass wir sie anschauen und sagt uns ganz klar, dass wir uns konzentrieren müssen. Ich würde nicht sagen, dass sie sehr streng ist, aber sie lässt nicht zu, dass wir sie ausnutzen, nur weil sie alt ist."

"Ich habe praktisch jeden in Südafrika unterrichtet"

Als Europa in den Zweiten Weltkrieg stürzt, beginnt Nontsikelelo Qwelane mit ihrer Lehrer-Ausbildung. Sie ist die Erste in der Familie, die länger als drei Jahre zur Schule geht. Gogo Qwelane lebt für ihren Beruf. Gogo ist das respektvolle Wort für Oma. So wird sie angesprochen. Schon morgens um vier, wenn sie nicht mehr schlafen kann, korrigiert sie Klausuren und bereitet den Unterricht vor. "Ich habe praktisch jeden in Südafrika unterrichtet", flachst Nontsikelelo Qwelane

Seit ein paar Jahren bekommt sie Urkunde um Urkunde. Sie hat es nicht gefordert, aber ein bisschen, auf ihre bescheidene Art, freut sich die Lehrerin darüber: "Es ist schön, wahr genommen zu werden. Ich habe mich gefreut, denn manchmal braucht man einfach ein bisschen Anerkennung."

Endlich sind die Lehrpläne gleich

Nontsikelelo Qwelane hält eine Urkunde in der Hand.
Nontsikelelo Qwelane hat etliche Auszeichnungen erhalten. | Bild: NDR

Anerkennung, die ihr und praktisch allen Schwarzen 50 Jahre lang verweigert wurde. Waschen und Putzen waren wichtiger als Lesen und Schreiben, so sahen es die Weißen während der Apartheid. Sie bestimmten die Lehrpläne für die schwarze Bevölkerungsmehrheit.

"Was sollten wir denn tun? Wenn du deinen Mund aufgemacht hast, wurdest du verhaftet. Einem Weißen durftest du nicht widersprechen. Gefallen hat uns das nicht. Jetzt sind die Lehrpläne für alle gleich und jeder darf die Schule frei wählen. Wir sind frei, wirklich frei. Es sei denn, du weißt nicht, dass du frei bist", sagt die betagte Lehrerin.

So schaut Gogo Qwelane auf eine bewegte Vergangenheit. Und wendet sich der Gegenwart zu. Mit 60 hat sie ihren Führerschein gemacht. Eine gute Fahrerin ist sie nicht, aber so bleibt sie selbstständig. Denn von anderen abhängig zu sein, mag die alte Dame nicht.

"Gogo ist unsere Ikone"

Elliot Mathabe ist Kollege von Gogo Qwelane
Elliot Mathabe arbeitet mit Gogo Qwelane zusammen. | Bild: NDR

Sie unterrichtet zurzeit an einer christlichen Privatschule Es ist wohl die letzte Schule, an der sie unterrichten wird. Es ist keine Eliteeinrichtung, aber eine der Topadressen in der Region. Alle sind hier stolz auf ihre Lehrer-Großmutter. Sie ist übrigens seltener krank als die meisten jungen Lehrer.

"Gogo ist unsere Ikone. Wir lernen von ihr. Sie ist eine Legende. Ihre Prüfungsergebnisse im vergangen Jahr waren phantastisch. Bei ihr bleibt fast niemand sitzen. Und sie ist immer noch fit", sagt Kollege Elliot Mathabe.

Ans Aufhören denkt sie noch nicht

Mit 70 schickte der Staat sie in Pension. Nelson Mandela war ein Jahr zuvor als Präsident in Rente gegangen. "Sie erklärten mir, ich sei zu alt. Aber ich fühlte mich gar nicht alt. Das ist ihr Problem, denn ich bringe die Schüler immer noch durch die Prüfungen", sagt Nontsikelelo Qwelane selbstbewusst. Ans Aufhören, denken die anderen, Gogo Qwelane verschwendet daran nicht einen einzigen Gedanken - jedenfalls noch nicht.

Autor: Ulli Neuhoff, ARD-Studio Johannesburg

Stand: 15.04.2014 10:50 Uhr

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