So., 10.08.14 | 19:20 Uhr
Das Erste
Irak: Kampf gegen die Extremisten des "Islamischen Staates"
Verstärkung für die Provinzhauptstadt. Vor ein paar Tagen ist eine kurdische Spezialeinheit aus dem Südosten des Kurdengebietes nach Erbil in den Norden gekommen. Gut tausend Mann sollen es sein. Im Moment ist es ruhig, gerade haben sie noch bei Makhmur gekämpft. Anders als die Peshmerga-Miliz ist diese Einheit bestens ausgerüstet.
Den Vormarsch der sunnitischen Terroristen vom Islamischen Staat werden sie natürlich aufhalten, meinen die Männer – wobei: Das seien schon gute Kämpfer, und es schwingt ein bisschen Respekt mit. Deren Scharfschützen kennen sich aus: Den Fahrer des gepanzerten Einsatzfahrzeuges hat nur das dicke Panzerglas gerettet. Schießen können die, sagen die Soldaten.
"Aber egal wie stark diese IS-Einheiten sind – wir haben schon oft gegen sie gekämpft. Wir haben jedes Mal gewonnen und sie haben jedes Mal Leute verloren. Wir vertreiben die IS-Extremisten aus ihren Stellungen und dann rücken die Peshmerga-Milizen nach", sagt einer der Soldaten.
Es geht vor allem um Macht
Worum geht es in diesem Konflikt? Vor allem um Macht, sagt ein Kurdenpolitker, und viel weniger um Religion, als viele glauben. Hinter den sunnitischen Fanatikern von IS stehe die alte sunnitische Machtelite aus den Zeiten Saddams. Doch die Folgen dieses innerirakischen Machtkampfs, in dem Religion als Vorwand und Mittel zur Fanatisierung missbraucht wird, sind verheerend. Hunderttausende befinden sich auf der Flucht.
Wo die Extremisten vom Islamischen Staat herrschen, ist für Andersdenkende, Andersgläubige kein Platz. Über Jahre schon dauert der Exodus der Christen aus dem biblischen Land. Jetzt scheint es endgültig verloren.
600.000 Menschen haben sich in die Kurdengebiete geflüchtet. Sie leben in Behelfsunterkünften, haben in Erbil Rohbauten besetzt. Der politische Machtkampf in Bagdad hat den Irak an den Abgrund geführt. Und eine Lösung ist bislang nicht in Sicht.
Autor: Volker Schwenck, ARD-Studio Kairo.
Stand: 13.08.2014 09:07 Uhr
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