So., 14.12.14 | 19:20 Uhr
Das Erste
Südafrika: Traumberuf Fremdenführer - Mit Leidenschaft raus aus der Township-Karriere
Dalfrenzo Laings Lieblingslandschaft ist die Felsenküste an der äußersten Südspitze von Afrika. "Für mich war das Ganze hier völlig neu. Ich ging nur zum Schwimmen an den Strand. Da gab es Sand ohne jedes Leben. Wenn ich an diesen Strand komme, entdecke ich praktisch jeden Tag etwas Neues. In Wirklichkeit ist diese Küste nämlich sehr lebendig." Das Meeresschutzgebiet wurde zu seiner Leidenschaft. Manchmal kommt der Fremdenführer noch vor der Arbeit hier her.
Großmutter trieb Dalfrenzo zur Schule
Wer Fremdenführer ist, muss vielseitig sein und jeden Tag auf Menschen zugehen. Seit fünf Jahren macht Dalfrenzo das - unermüdlich. Seine Wurzeln hat der 25-Jährige im Landesinnern, eine Autostunde entfernt. Dalfrenzo wurde vor allem von seiner Großmutter aufgezogen, zu ihr hat er das engste Verhältnis. "Es war eng hier als ich klein war", erzählt Dalfrenzo. "Meine Mutter hat drei Kinder, mein Schwester auch drei - sechs Kinder insgesamt." Alle wuchsen ohne Vater auf - eine typische Karriere. Die Zukunftsaussichten sind gleich Null. Mit zwölf nahm er Drogen wie Crystal Meth und Mandax. Seine Oma war es, die ihn da rausholte und in die Schule trieb. "Ich bin stolz darauf, was er erreicht hat. Ich bin alt. Seine Zukunft, die habe ich ihm gegeben. Geld konnte ich ihm keines geben. Aber die Zukunft, die habe ich ihm ermöglicht", erzählt Mirian Adendorff.
Exklusive Lodge als Arbeitsplatz
Eine exklusive Lodge ist jetzt der Arbeitsplatz von Dalfrenzo. Mit Glück hat diese Geschichte aber auch zu tun: Vor fünf Jahren sprach ihn eine wildfremde Frau an, die Kandidaten für einen Fremdenführer-Kurs suchte. Mittlerweile gehört er zur Stammbelegschaft der Lodge. Der Chef rechnet mit ihm, unterstützt ihn sogar in seinem Studium. "Für uns ist es wichtig, dass wir die Menschen aus der Umgebung weiterbilden. Es ist solch eine Freude zu sehen, wie Dalfrenzo sich entwickelt hat. Jemand, der keinen richtigen Job hatte, sich praktisch schon aufgegeben hatte", sagt William Stevens.
Mehrfach ausgezeichnet
Dalfrenzo ist ehrgeizig. Auf dem Gelände der Lodge wohnt und studiert er Meeresbiologie für Fremdenführer. Mittlerweile gehört er zu den bestausgebildeten seiner Zunft und wurde mehrfach ausgezeichnet. "Vor zehn Jahren dachte ich sicher nicht an so etwas. Damals dachte ich daran, was ganz Normales zu machen. Geträumt habe ich davon Lehrer zu werden oder gar Polizist. Aber dann eröffnen sich dir plötzlich Möglichkeiten, die musst du ergreifen", sagt Dalfrenzo.
Er hat sie ergriffen, und zu seiner Passion gemacht. Die Arbeitstage sind lang für einen Fremdenführer. Und reich wird man in diesem Beruf auch nicht. Die gute Laune verliert Dalfrenzo aber parktisch nie. Die Gäste haben ein Recht auf gute Unterhaltung, meint er. Und es klingt ehrlich wenn er das sagt, der beste Fremdenführer am Kap.
Autor: Uli Neuhoff, ARD-Studio Johannesburg
Stand: 05.01.2015 09:16 Uhr
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