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USA: Sister Second Chance – wie eine Nonne weiblichen Häftlingen hilft

USA: Sister Second Chance - eine Nonne hilft Häftlingen | Bild: NDR
Shavon
Shavon will mit der Hilfe von Schwester Teresa zurück ins Leben. | Bild: NDR

Shavon fährt in eines neues Leben. Sie fährt zu einem Rendezvous nach New York. Die 24-Jährige ist auf dem Weg zu einer katholischen Nonne. Die beiden kennen sich gut. Schwester Teresa vom St.Joseph of Brentwood Orden ist wahrscheinlich ihre letzte Chance. "Shavons Leben war ein einziges Chaos. Sie hat bisher so gut wie alles falsch gemacht", erzählt Schwester Teresa.

Shavon kommt aus einem Gefängnis. Sie ist schon zum zweiten Mal verurteilt – insgesamt viereinhalb Jahre, wegen gefährlicher Brandstiftung. Männer, Crack, Alkohol – dieses Mal will sie alles besser machen. Es geht ihr vor allem um ihren Sohn Jaden. Sie darf ihn nicht sehen. Sie sei ein zu schlechter Umgang – so hat es das Familiengericht entschieden. "Er ist noch so klein. Zu wissen, dass ich ihm all das angetan habe, dass er darüber Bescheid weiß, das tut weh", sagt Shavon.

Seit 27 Jahren kümmert sich die Nonne Teresa Fitzgerald um Frauen wie Shavon. Man nennt sie "Sister Second Chance", die Nonne, die eine zweite Chance gibt. Sie trifft die Frauen in den Gefängnissen der Stadt New York.

USA: Weltmeister im Wegsperren

Die USA sind Weltmeister im Wegsperren von Menschen. Und das gilt auch für Frauen – vor allem schwarze Frauen. Seit 1980 hat sich die Zahl der weiblichen Gefangenen versechsfacht. 150.000 Kinder haben ihre Mutter im Gefängnis. "Die Familien werden auseinandergerissen, oft landen die Kinder im Waisenhaus. Es ist eine Katastrophe. Da wird unsagbar gelitten, das ist teuer, das ist schrecklich. Wir sollten klüger sein", sagt Schwester Teresa. 

Geschützter Raum für Mütter und Kinder 

Frauen udn Kinder im Wohnheim von  Schwester Teresa
Im Wohnheim bei Schwester Teresa in New York finden Frauen und Kinder einen geschützten Ort. | Bild: NDR

Im Wohnheim bei Schwester Teresa in New York leben 70 Frauen und Kinder. Die Nonne bietet ihnen einen geschützen Raum - um zu lernen und um zu leben. Sie können so lange bleiben wie sie wollen - solange sie sich an die Regeln halten. Die Frauen helfen einander, das Leben in Freiheit zu meistern: "Zum ersten Mal in ihrem Leben gibt es ein Zuhause, einen geregelten Alltag. Ich werde "Sister Second Chance" genannt, aber ich weiß tief in meinem Herzen: Hier bekommen die Frauen eigentlich die allererste Chance in ihrem Leben", erzählt Schwester Teresa.

Shavon will zweite Chance nutzen

Shavon und ihr Sohn Jaden auf einem Foto
Shavon hofft, dass sie ihren Sohn Jaden wieder bei sich haben darf. | Bild: NDR

Shavon will dieses Mal ihre Chance nutzen. Schwester Teresas Team kennt sie noch gut. Bereits vor zwei Jahren war sie im Wohnheim untergebracht. Aber sie kümmerte sich zu wenig um ihren Sohn, nahm wieder Drogen und schwänzte die Ausbildung. Die Folge: Schwester Teresa schmiss Shavon raus. Und so landete Shavon ganz schnell wieder da, wo sie herkam – im Gefängnis. "Du musst etwas von den Leuten verlangen, nur so können sie wachsen. Ja , ich bin hart aber in einer netten Art und Weise hart", sagt Schwester Teresa.

Shavon macht eine Computerschulung in Queens. Sie hatte noch nie einen richtigen Job . Kommenden April wird das Familiengericht entscheiden, ob sie das Sorgerecht für ihren Sohn Jaden zurückbekommt. Er lebt zur Zeit in einer Pflegefamilie. "Ich vertraue ihr, sie glaubt jetzt an sich. Und damit ist schon der halbe Weg geschafft", erklärt Schwester Teresa.

Seit 30 Jahren im Einsatz

Schwester Teresa
Schwester Teresa wird liebevoll "Sister Second Chance" genannt. | Bild: NDR

Seit fast 30 Jahren besucht Schwester Teresa nun die Gefangenen auf der Babystation des Bedford Hill Correction Centre. Zusammen mit der Gefängnisverwaltung entscheidet sie, welche Frauen zu ihr kommen dürfen. Die Nonne Theresa Fitzgerald managt in Queens inzwischen ein kleines Unternehmen –  Jahresetat 3,2 Millionen. Sie ist rastlos und immer in Bewegung. Bei ihr kann man sich billig einkleiden, sie verteilt Lebensmittel an die Gemeinde und sie führt das Frauenhaus. Sie leistet die Sozialarbeit, für die der Staat kein Geld ausgeben will: "Was gibt es Schöneres, wenn dir eine der Frauen sagt, ich habe es geschafft", sagt die engagierte Dame.

Autor: Markus Schmidt, ARD-Studio New York

Stand: 05.01.2015 09:16 Uhr

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