So., 01.02.15 | 19:20 Uhr
Das Erste
Schnappschuss: Totgefahrene Tiere als Pelzaccessoire
Es ist dunkel, und plötzlich taucht ein Tier im Scheinwerferlicht auf. Der Fahrer versucht noch zu bremsen, aber es ist zu spät. So oder anders sterben jedes Jahr Millionen Tiere auf Amerikas Straßen. In der USA haben sie sogar ein eigenes Wort dafür: „Roadkill“ nennen sie das. Der Anblick toter Tiere auf dem Asphalt lässt die meisten den Blick abwenden. Was aber, wenn man die Tiere nicht einfach liegen lässt?
Pamela Paquin sammelt tote Tiere auf
Pamela Paquin hat eine Antwort darauf gefunden. "Es hat mir immer das Herz zerrissen an den toten Körpern vorbeizufahren und sie einfach da liegen zu lassen. Und nichts zu tun, das fand ich respektlos", erzählt die resolute Frau aus Massachusetts. Also fing sie an, tote Tiere aufzusammeln und zu häuten. "Zuerst bedanke ich mich bei dem Tier, sage, dass es mir leid tut. Und wünsche seiner Seele gute Reise", erklärt Pamela Paquin.
Mittlerweile liefern auch Wildhüter zu. Dafür musste Pamela extra einen Trapper-Schein machen. Der Gegensatz zu ihrem früheren Büro-Job könnte kaum größer sein. Weil im Sommer der Verwesungs-Prozess zu schnell einsetzt, sammelt sie Nerze, Füchse oder Biber nur im Winter auf. Vergangene Saison hat sie um die 100 Felle verarbeitet.
Eigenes Mode-Label
Behutsam trägt sie jedes gehäutete Tier zurück in den Wald, damit es anderen Tieren als Nahrung weiterdienen kann. Nachhaltigkeit - das ist Pamelas Mantra. Aber auch Basis ihrer Geschäfts-Idee, die sie unter eigenem Mode-Label professionell vermarktet. Aus den gegerbten Fellen entstehen Unikate, für einen Preis von 1.000 Dollar aufwärts. Pamelas Ziel: Die großen Mode-Schöpfer für ihre Sache zu gewinnen.
Zu ihrem wachsenden Kundenstamm gehört auch Jennifer aus Boston, die früher mit Pelz nie was zu tun haben wollte: "Ich habe das Gefühl, den Tieren ein zweites Leben zu schenken. Und ich bin nicht Teil einer grausamen Pelz-Industrie." Für Pamela ist das ethisch einwandfreier Luxus - direkt von Amerikas Straßen.
Autor: Ingo Zamperoni, ARD-Studio Washington
Stand: 01.02.2015 21:35 Uhr
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