So., 24.02.19 | 19:20 Uhr
Das Erste
Schnappschuss New York: Warum haben Wolkenkratzer neuerdings Löcher?
Das höchste Wohngebäude der westlichen Hemisphäre: 428 Meter. In der Park Avenue. Es scheint bis in den Himmel zu ragen. Ein Wolkenkuckucksheim für Milliardäre. Aber etwas ist anders bei diesem Wolkenkratzer: Vom Rockefeller Center aus sieht man etwas Seltsames: Anscheinend haben sie in einigen Stockwerken die Fenster vergessen. Was ist da los? Was machen diese Arbeiter? Nach jedem 12. Stockwerk kommen zwei solche fensterlose Etagen.
Der Feind des Skyscrapers ist der Wind
Ich frage mich: Warum hat dieser Wolkenkratzer Löcher? Am besten beantworten können das die Ingenieure, die das Hochhaus gebaut haben. In diesem Büro wurde die Statik berechnet. Dutzende Hochhäuser in der ganzen Welt haben sie hier nach den Wünschen der Architekten konstruiert. Und Silvian Marcus ist ihr Boss. Er erklärt uns warum das 428 Meter hohe Apartmenthaus Löcher hat. Der Feind des Skyscrapers, sagt Silvian, ist der Wind.
"Er drückt gegen das Gebäude, genau wie bei einem Segel auf einem Boot. Das Boot kann sich bewegen, das Haus nicht. Wir können versuchen Löcher in das Segel zu machen. Wenn man viele Löcher macht, geht der Wind durch und das Boot bewegt sich nicht", so Silvian Marcus, Ingenieur und Geschäftsführer WSP.
Je weniger das Haus schwankt, desto besser, denn wer oben im neunundachtzigsten Stock wohnt, kann sonst tatsächlich seekrank werden. Und selbst der schönste Blick macht dann keinen Spaß mehr. "Nein, aber sie verstärken die Stabilität des Hauses und reduzieren den Widerstand um 15 Prozent", so Silvian Marcus.
Einen Abdruck in der Skyline hinterlassen
Aber warum hat dann nicht jedes Hochhaus solche Windetagen? In derselben Straße entsteht gerade der dünnste je gebaute Skyscraper. Ein Super Slender. Eins zu 24 ist das Verhältnis zwischen Grundfläche und Höhe. Natürlich auch mit Blick auf den Central Park. Silvian nimmt uns mit zur Baustelle, denn seine Ingenieure bauen auch dieses Haus. Hier gibt es keine sichtbaren Löcher, nur eine versteckte Windetage. Stattdessen sind die Außen-Wände einen Meter dick und schwere Gewichte unter dem Dach sorgen zusätzlich für Stabilität; wie übrigens in allen schmalen Hochhäusern.
"Wir gehen wirklich an die Grenzen des Möglichen. Mit den neuesten Materialien und der Wind-Technologie. Und auch mit den Menschen. Die sind auch bei den modernsten Bauten unentbehrlich. Wir wollen einen Abdruck in der Skyline hinterlassen, ein großartiges Stück Architektur für die gesamte Stadt", erzählt Michael Stern, JDS - Bauherr 111 57th Street.
Sie werden immer länger, immer dünner, immer exklusiver. In der Straße der Milliardäre am Central Park stehen die Supermodells der Wolkenkratzer wie Mahnmale eines exzessiven Reichtums und Einfallsreichtums. Der Wettlauf um den Längsten (Höchsten) ist in vollem Gang.
Bericht: Christiane Meier/ARD Studio New York
Stand: 24.02.2019 20:15 Uhr
Kommentare