So., 22.03.20 | 19:20 Uhr
HR Fernsehen
Österreich: Schnelle Entscheidungen
Polizeidurchsage: „Eine Durchsage der Landespolizeidirektion Wien. Das Herumstehen und Sitzen in Gruppen ist nicht gestattet. Wir ersuchen Sie, sich zu entfernen. Sollten Sie dieser Aufforderung nicht nachkommen, werden Sie zur Anzeige gebracht.“
Polizei kontrolliert ständig die Beschränkungen
Wien im Ausnahmezustand. Straßen und Plätze menschenleer. Nahezu alle Geschäfte geschlossen. Die Polizei kontrolliert ständig, ob die strikten österreichischen Ausgangsbeschränkungen eingehalten werden. „Es kann aber natürlich, wenn es sein muss, auch der Fall sein, dass hier sanktioniert wird. Es handelt sich dabei um eine Verwaltungsübertretung. Wenn man gegen diese Verordnung verstößt ist das auch entsprechend mit einer Geldstrafe zu ahnden“, sagt Patrick Maierhofer, Polizei Wien.
Weil Supermärkte und Lebensmittelläden geöffnet bleiben, kommt es in den ersten Tagen der Ausgangsbeschränkungen auch in Wien zu grotesken Hamsterkäufen.
„Wir haben ja keine Hungersnot. Wir haben einen Virus und das ist nicht gut. Ich versteh auch nicht, warum man unbedingt Mengen an Klopapier braucht“, PassantIn.
„Die Masse bringt einen irgendwie dazu. Also man würd es nicht tun, man nimmt es sich nicht vor. Man geht normal einkaufen und man sieht rundherum die Leute, die das auch machen und dann ist man halt ein bisschen angesteckt davon“, so ein PassantIn.
„Alles kaufen, aber kein Essen. Aber zuviel, zuviel. Leute sind deppert“, so ein PassantIn.
Marktstände im Ausnahmezustand
Am Wiener Naschmarkt hingegen eine völlig andere Situation. Weil die zahlreichen Restaurants dort geschlossen sind, bleiben auch bei den benachbarten Marktständen die Kunden aus, obwohl auch dort Lebensmittel verkauft werden dürfen. „Ich habe noch nie den Naschmarkt so gesehen. Das ist das erste Mal…und ich liebe den Naschmarkt, aber...leider...“, erzählt ein EinzelhändlerIn.
„Die Märkte sind glaub‘ ich, ziemlich schlimm betroffen. Es ist ständig nur die Rede von den Supermärkten, dass die geöffnet haben. Die Lebensmittel, die jetzt nicht verbraucht werden, das sind bei uns in diesem Fall Weichkäse, die einfach nicht über das Datum gehen dürfen, die müssen von uns weggeschmissen werden“, sagt ein EinzelhändlerIn.
„Ich war gestern im Supermarkt drinnen. Da waren 200 Leute drinnen und haben gekämpft um die Klopapierrollen und so weiter. Da können sie sich nicht anstecken? Also im Freien heraussen kann man sich doch weniger anstecken als im Supermarkt drinnen, das ist die größte Ansteckungsgefahr. Was soll denn der Blödsinn, bitte“, fordert eine PassantIn am Naschmarkt.
Die österreichische Regierung zur aktuellen Krisensituation
Corona- Info-TV-Spot der Bundesregierung: „Es folgt ein Aufruf der Bundesregierung.“ Kind, TV-Spot: „Also ich schau auf die Oma und zwar so, dass ich sie im Moment gar nicht besuch‘. Dann kann sie sich nicht anstecken. Und ich, ich hab‘ meine Oma dann noch ganz lang.“ Sprecher, TV-Spot: „Schau auf dich, schau auf mich. So schützen wir uns. Ihre Bundesregierung.“
Sebastian Kurz, Bundeskanzler Österreich, ÖVP: „Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Österreicherinnen und Österreicher, uns ist vollkommen bewusst, dass die Schritte, die wir setzen, sehr harte Einschränkungen sind. Es sind Maßnahmen, die allerdings notwendig sind, damit wir die Ausbreitung des Virus in Österreich zumindest verlangsamen.“
Inzwischen mehrmals am Tag gibt es Verlautbarungen der österreichischen Regierung zur aktuellen Krisensituation – mitunter wird man dabei sehr deutlich. Werner Kogler, Vizekanzler, Die Grünen: „Am Freitag haben mich Nachrichten erreicht, dass Sportvereine, die kleineren unten, immer noch Trainingseinheiten für Kinder und Jugendliche abhalten wollen. Ja aber Hallo! Aufwachen!“
Konkrete Hilfe für ältere Menschen
Laut Umfragen halten 9 von 10 Österreicherinnen und Österreicher die harten Maßnahmen und Verordnungen der Regierung für richtig. „Die finde ich absolut gerechtfertigt, ich glaube, dass Österreich gut reagiert hat. Wir haben ja von Italien gelernt und ich hoffe, dass man das Virus bald halbwegs in den Griff bekommt“, so eine PassantIn. „Aber prinzipiell bin ich der Ansicht, dass die Anweisungen der Regierung, die einfach auch auf virologischen Tatsachen beruhen, einfach jetzt befolgt werden müssen. Schluss! Aus! Punkt! Basta“, so eine PassantIn.
Auch außerhalb Wiens, so wie hier nahe der 1000-Einwohner-Ortschaft Laab im Walde gibt es ganz konkrete Hilfe für ältere Menschen, die Angst haben, nach draußen zu gehen. Regionale Nahversorger bringen ihnen alles Lebensnotwendige ans Haus, gegen zunehmende Vereinsamung schützen können sie ihre Kunden allerdings nicht.
„Das ist der Umstand, dass wir jetzt unsere Kinder nicht sehen können. Das ist wirklich eine sehr bittere Begleiterscheinung, weil wir sonst doch in Kontakt waren und das fällt natürlich jetzt weg. Sie wollen das natürlich nicht machen zu unserem Schutz und das ist schon eine sehr traurige Sache, muss ich ehrlich gestehen“, so Karoline Strobach, Rentnerin.
Autor: Michael Mandlik/ARD Studio Wien
Stand: 22.03.2020 20:15 Uhr
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